Gladbeck. . Neue Galerie an der Bottroper Straße zeigt erstmals in einer Schau Werke des Gladbecker Bildhauers Johannes Brus und Gemälde von Dieter Krieg.

  • Die Neue Galerie in Gladbeck zeigt ab 10. November Werke von Johannes Brus und Dieter Krieg
  • Die Ausstellung mit Plastiken und XXL-Gemälden wird am 10. November eröffnet
  • Zu sehen sind die Kunstwerke in Gladbeck bis zum 5. Januar 2018. Dazu erscheint eine Brus-Edition

Menschen wollen und können fast alles verstehen und nachvollziehen. Aber, so fragt Johannes Brus: „Muss man denn alles verstehen?“ Sicher kann der Künstler erklären, was ihm durch den Kopf ging, als er nach diesem oder jenem Material griff, seine Pferde-Plastik im berühmten Yves-Klein-Blau gestaltete. Doch eigener Interpretationsspielraum und Fantasie machen dem Betrachter das Anschauen der Werke noch genussvoller.

Die „Rote Frau“ schuf der Gladbecker Künstler Johannes Brus, das „Spiegelei“ Dieter Krieg.
Die „Rote Frau“ schuf der Gladbecker Künstler Johannes Brus, das „Spiegelei“ Dieter Krieg. © Michael Korte

Wie in der aktuellen Ausstellung in der Neuen Galerie. Dort gibt der Gladbecker Johannes Brus, dessen Hände den Früchtebrunnen am Marktplatz schufen, ein Heimspiel. Gerd Weggel, Vorsitzender des Vereins Neue Galerie: „Mittlerweile lebt Brus in Essen-Werden, aber seine Spur führt hierher: an der B 224 sein Nashorn-Tempel, dann kommen das Banner zur neuen Ausstellung und der Brunnen.“ Und schließlich die (lebensgroßen) Plastiken, die der Bildhauer und Fotograf in die Galerieräume platziert. Dort gibt’s auch ein Wiedersehen mit dem Nashorn.

Exotik und Alltag

Diesmal steht es im Kontrast zu seinem knallbunten Umfeld, denn an den Wänden hängen Ölgemälde im XXL-Format. Bis zu 4,80 Meter Länge messen diese Werke von Dieter Krieg, der in diesem Jahr seinen 80. Geburtstag feiern würde. Diese Kombination mit den Brus-Arbeiten in Gladbeck unter einem Dach – eine Premiere. Der Bildhauer, Jahrgang 1942, sagt über seinen im Jahre 2005 gestorbenen Kollegen: „Wir sind immer wieder auf einander getroffen, waren freundschaftlich verbunden.“

So unterschiedlich die Exponate der beiden Künstler auch sind, eines vereint sie: Sie nehmen Raum ein und bieten Raum, seinen Gedanken freien Lauf zu lassen. Wie das Riesenbild Kriegs, das ganz nach Weggels Geschmack ist: Blutrot und pastelliges Rosa dominieren. Manch einer mag ein Stück Fleisch erkennen, das auf einem beschriebenen Papier liegt. Weggel ist sich hinsichtlich der Objekt-Bestimmung unsicher.

Pastös aufgetragene Farben

Einigkeit dürfte hingegen bei einem anderen Krieg-Gemälde – wie alle ohne Titel – herrschen: ein Salatkopf, der neben einem „Spiegelei“ hängt. Alltagsgegenstände – sei es nun eine Parkbank oder eben ein Nahrungsmittel – hat der einstige Dozent an der Kunstakademie Düsseldorf auf die Leinwand gebracht. Unverkennbar die Handschrift Dieter Kriegs: pastös aufgetragene Farben, die Falten werfen, Risse aufweisen. „80 Kilo wiegt dieses Bild bestimmt“, schätzt Ausstellungsorganisator Jens Dornheim den „Salat“.

Elefantenkopf balanciert auf Rüssel

Riesig ist auch der Elefantenkopf, den Brus auf dem Rüssel balancieren lässt. Der Künstler tippt mit seinen Fingern, an denen Spuren von Gips oder Betonstaub haften, an sein Werk: Es wippt, kippt aber nicht, wie man vielleicht erwarten würde. Kautschukgummi hat der frühere Professor für Bildende Künste in Braunschweig dafür verarbeitet: „Das Material hat mich eh schon gereizt, weil es von der Struktur her und von der Farbe an Elefantenhaut erinnert.“ Man darf gespannt sein, welche Assoziationen den Besuchern der Ausstellung beim Anblick dieses Werks und der anderen Stücke, zum Teil Leihgaben, in den Sinn kommen.