GLADBECK. . Interkulturelle Ausstellung im Museum Gladbecks erzählt Geschichten über Handarbeiten im Wandel der Zeit. Schau wird am 12. November eröffnet.
Was anno dazumal als Aussteuer Truhen und Kisten fühlte, ist längst eingemottet oder gar ausrangiert; die Erinnerungen an diesen früheren Brauch sind verblichen, wie so viele textile Schätze im Laufe der Jahrhunderte. Man denke an Steckkissen, Pompadour und Staubtuchbeutel. Doch das städtische Museum und viele Gladbeckerinnen haben in Schränken und auf Speichern, in Kisten und Koffern gewühlt, um sie wieder zu Ehren kommen zu lassen: die Handarbeiten, die in vielen Stunden gestichelt, gehäkelt, gestrickt und geschneidert wurden. Zu sehen sind die Stoffe, aus denen Erinnerungen sind und die Kulturgeschichte erzählen, ab Sonntag, 12. November, 15 Uhr.
„Es ist die Ausstellung in meiner Zeit als Museumsleiterin, die mit Abstand die meisten Exponate präsentiert“, sagt Dr. Christine Schönebeck, die Gladbeck in Richtung Lippstadt verlassen hat, um dort die Führung im Stadtmuseum zu übernehmen. Doch die anstehende Schau in Wittringen hat sie in die Hand genommen und nun – mit der Spezialistin Carla Matzak – vollendet. Schließlich ist diese aufwändige Präsentation nicht mit der heißen Nadel genäht, sondern hat einen gut zweijährigen Vorlauf. Denn Schönebeck wollte ihrem Muster treu bleiben: Die Bevölkerung soll die Chance haben, sich an der Ausstellung zu beteiligen und mit den Stücken zu identifizieren.
Frauengruppe als „Türöffner“
Schönebeck erzählt: „Es ging darum, auch migrantische Frauen anzusprechen.“ Dabei zogen die Mitglieder eines eigens eingerichteten Arbeitskreises die Fäden. Die Damen in der Gruppe „Frauenhände ruhen nicht“ wirkten, so Schönebeck, als „Türöffner“. Wie ein roter Faden zieht sich dabei ein Aspekt durch diese „textile Geschichte“: Handarbeiten gab’s und gibt’s in allen Kulturkreisen und ähneln sich. Besagte Aussteuer kennen deutsche Frauen beispielsweise ebenso wie Türkinnen.
Und noch eines führen die Exponate dem Betrachter vor Augen: Die Schere zwischen Arm und Reich klafft weit auseinander. Während reiche Damen zum Zeitvertreib stickten, mussten arme Frauen einen Knochenjob leisten, um Geld zu verdienen – sei es als Wäscherin oder in einer Fabrik. Bewundernde Blicke ziehen hauchzarte Hemdchen und aufwändige Klöppelarbeiten auf sich, Mitleid erregen gestopfte Schürzen und fadenscheinige Stöffchen. Aber, und das ist das Schöne an dieser Ausstellung, zu jedem Stück gibt’s eine persönliche Geschichte.