Gladbeck. Kabarettist Kai Magnus Sting erwies sich beim Intermezzo im Lesecafé als scharfer Beobachter. Das Publikum genoss Wortwitz und Sprachakrobatik.

„Was erwartet uns? Nix!“ So klang schon mal die vielversprechende Ankündigung des Kabarettisten und Krimiautors Kai Magnus Sting am Mittwochabend im ausverkauften Lesecafé der Stadtbücherei. Doch dann folgten zwei Stunden Sprachakrobatik und Wortwitz, wenn auch ab und an auf ein wenig zu ausgetretenen Pfaden, aber die Lacher der rund 180 Zuhörer hatte der 39-Jährige stets auf seiner Seite.

Sting ist gebürtiger Duisburger, und das Ruhrgebiet mit seinen Typen und ihrer Sprache ist seine Spielwiese. Im neuen Programm „Sonst noch was?“ erzählt er Geschichten aus dem Alltag, die er sprachlich und kabarettistisch zuspitzt. So, wenn er von seiner „ständigen Begleiterin“ zum Yogakurs in einem Fünf Sterne Wellness Hotel im Sauerland genötigt wird.

Tut Wellness immer gut?

„Ich weiß gar nicht, ob mir das gut tut“, räsoniert der Kabarettist und zitiert die Yogalehrerin mit den Worten: „Im Ausatmen finden wir uns. Aber das will ich gar nicht, was passiert, wenn ich mich finde, was finde ich da vor? Ich will da nicht hin, ich will einfach meine Ruhe.“ Dies sein wichtigstes Argument. Seine Innere Mitte brauche er nicht zu suchen, „ich weiß genau, wo die ist, wegen der krieg ich meine Buxe nicht zu.“

Bedienungsanleitungen, zum Beispiel für den neu erworbenen Thermomix, die man immer verlegt und wenn man sie dann findet, nicht versteht, sind ein weiteres Thema. Ein Anruf bei der „ständigen Begleiterin“ in einem Café soll helfen, mit dem Resultat, dass das gesamte Cafépublikum schließlich Anteil nimmt und sich am Telefonat mit hilfreichen und weniger hilfreichen Ratschlägen beteiligt.

Was ist der Unterschied zwischen schälen und pellen?

Sting beobachtet den Ruhrgebietsalltag sehr genau und analysiert seine Sprache, nimmt tägliche Redewendungen – kurz mal hingeworfen – aufs Korn, räsoniert über den Unterschied von „schälen und pellen“, fragt nach dem Plural von Apfelkompott „Kompotte? Kompötter?“, um an dem von „Apfelmus“ zu scheitern. Und das Publikum, in dem so ziemlich alle Altersklassen vertreten sind, rätselt gerne mit.

In den Texten von Kai Magnus Sting kann sich jeder wiederfinden. Die 16-jährige Inka ist mit ihrer Mutter da, und beide amüsieren sich prächtig: „Das kennt man alles irgendwie“, sagt Inka, „hat man selbst schon mal so oder so erlebt“, und auch Ingeborg, die den Duisburger bis zu diesem Abend nicht kannte, ist begeistert: „Mir gefällt das Programm sehr gut, weil es einfach Schlag auf Schlag geht.“

Sting erzählt von „Wanderkonfitüren“ und „Nomadenmarmeladen“, die im Freundeskreis immer weiter verschenkt werden, bis sie „nach Jahren“ wieder ungewollt an ihren Ausgangspunkt zurückkehren, von „Ommas“ Weisheiten, vom Wahnsinn in Amtsstuben, wo er eine „Verordnungsverordnung“ abholen soll, und resümiert „je weniger einer Bescheid weiß, umso mehr Bescheide gibt es“. Seine Lösung: er verabschiedet sich einfach bei Ikea „für fünf Stunden ins Bällebad“, um – na klar – seine Ruhe zu haben. Denn Kai Magnus Sting ist sich sicher: „Der Irrsinn hört nicht auf!“