Die Beethoven-Schallplatte kostet 50 Cent, der Bürostuhl 15 Euro, und die komplette Couch-Garnitur ist für 120 Euro zu haben. Egal, ob Liebhaberstück oder Gebrauchsgegenstand – wer bei „Kauf.net“ kauft, kauft günstig. Und das ist gewollt: Wer nur wenig Geld hat, kann in dem Kaufhaus trotzdem bekommen, was er benötigt. Die Türen des Geschäfts stehen allerdings jedem offen. Zu den Kunden zählen Anwälte ebenso wie Sozialhilfe-Empfänger; Menschen, die Schnäppchen machen wollen – und eben solche, die Schnäppchen machen müssen.
Die Beethoven-Schallplatte kostet 50 Cent, der Bürostuhl 15 Euro, und die komplette Couch-Garnitur ist für 120 Euro zu haben. Egal, ob Liebhaberstück oder Gebrauchsgegenstand – wer bei „Kauf.net“ kauft, kauft günstig. Und das ist gewollt: Wer nur wenig Geld hat, kann in dem Kaufhaus trotzdem bekommen, was er benötigt. Die Türen des Geschäfts stehen allerdings jedem offen. Zu den Kunden zählen Anwälte ebenso wie Sozialhilfe-Empfänger; Menschen, die Schnäppchen machen wollen – und eben solche, die Schnäppchen machen müssen.
Betrieben wird „Kauf.net – das besondere Kaufhaus“ vom Diakonischen Werk Gladbeck-Bottrop-Dorsten. Es gibt sechs Läden in vier Städten. Die 450 Quadratmeter große Gladbecker Filiale an der Marktstraße wurde im Jahr 2010 eröffnet. Es geht dort nicht nur ums Kaufen und Verkaufen. „Kauf.net“ ist, so nennt man es bei der Diakonie, ein „soziales Arbeitsmarktprojekt“. Dieses Projekt hat das Ziel, Menschen, die keine Arbeit haben, wieder einen festen Job zu verschaffen. Laut Diakonie geht das Konzept auf. Seit dem Auftakt im Jahr 2008 sind mehr als 30 Arbeitsplätze entstanden. Einen hat Isabella Sypitzki bekommen.
Früher arbeitete sie in einer Bäckerei. Als diese geschlossen wurde, hatte sie Schwierigkeiten, einen neuen Job zu finden. „Ich habe viele Bewerbungen geschrieben“, sagt sie, „aber immer hat es geheißen, mit Mitte 50 sei ich zu alt.“ Im Jobcenter empfahl man ihr, sich bei „kauf.net“ zu bewerben. Das tat sie. 2012 fing sie dort an. Erst arbeitete sie im Rahmen einer geförderten Maßnahme, inzwischen ist die 62-Jährige fest angestellt und leitet die Filiale an der Marktstraße.
Dass Bedarf an Geschäften wie dem „Kauf.net“ besteht, zeigt sich auch an den Umsätzen. „Wir haben Zulauf, bald wollen wir im Ruhrgebiet eine weitere Filiale eröffnen“, sagt Diakonie-Bereichsleiterin Dagmar Neeff. „Das ist ein Spiegel der gesellschaftlichen Entwicklung.“
Trotz wirtschaftlichen Aufschwungs lebten 2015 acht Millionen Menschen in Deutschland am Existenzminimum. So steht es im aktuellen Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung. Sozialforscher fassen den Armutsbegriff noch weiter. Für sie ist jeder von Armut bedroht, der weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung hat. Demnach wären sogar 13 Millionen Menschen in Armutsgefahr.
Keine Stigmatisierung
Dagmar Neeff ist es jedoch wichtig, dass Kauf.net ein Geschäft ist, in dem jeder einkaufen kann. Empfänger von Sozialleistungen kaufen jedoch etwas günstiger. „Es gibt ähnliche Läden, in die kommt man überhaupt nur mit einem Bedürftigkeitsnachweis rein“, sagt sie. „Das käme für uns überhaupt nicht in Frage. Wir wollen keine Stigmatisierung.“
Allein in Gladbeck gebe es etwa 100 Stammkunden, die täglich den Laden besuchen. Da jeden Tag neue Waren ankommen, verändert sich das Sortiment ständig. Und damit alles funktioniert, ist die Diakonie auf Spenden angewiesen. Anders als in „Second Hand“-Läden bekommt der Anbieter für seine Ware kein Geld. Und dennoch ist die Diakonie erste Anlaufstelle für viele, die Altes loswerden möchten.
„Kleine Sachen kann man einfach im Geschäft vorbeibringen“, erklärt Neeff. „Bei größeren Dingen, etwa Möbeln, kommen unsere Leute raus und schauen sich die Sachen an.“ Nicht alles, was angeboten werde, könne die Diakonie annehmen. „Wir müssen darauf achten, dass wir es auch wieder loswerden. Aber bei uns finden eigentlich die meisten Artikel einen neuen Besitzer.“