Gladbeck. . Der neunjährige Rentforter spielt am Klavier Stücke von Mozart und Co. nach Gehör. Er soll nun beim schwedischen Supertalent mitmachen.
Welch ein Talent in dem Rentforter Jungen steckte, der so gerne die Zeichentrickserie „Little Amadeus“ im Fernsehen sah, ahnte niemand. Bis der damals vierjährige Leandro Finn Bongers gerne selbst Klavier lernen wollte – und Mozarts „Kleine Nachtmusik“, die seine Mutter über die Stereoanlage hörte, plötzlich einfach nachspielte.
Schnell war klar: Der Junge hat ein absolutes Gehör. Ein Stück, das er einmal gehört hat, kann er gleich spielen. Und wie: Sobald der Schüler am Klavier sitzt, tanzen seine kleinen Finger über die Tasten. Haltung und Gesichtsausdruck: Wie ein echter Profi. In der Gladbecker Musikschule habe er schon bald nichts mehr lernen können, also wechselte er an die Essener Folkwang-Hochschule der Künste. Schon bald will er Konzerte spielen. „Das hat er sich zum Geburtstag gewünscht“, sagt Leandro Finns Mutter Nadine Bongers, die sogleich einen Auftritt im Hofs Jünger organisiert.
Sein erstes Konzert spielte er vor Königin Silvia
Sein erstes Konzert hat Leandro Finn Bongers da aber schon hinter sich. In Schweden trat er das erste Mal auf – vor Königin Silvia. Während eines Urlaubs mit seinen Eltern hatte ein Schwede den Gladbecker in einem Hotel Klavier spielen hören. Der sofort Begeisterte lud Leandro Finn und seine Eltern in sein Heimatland ein und organisierte dort ein Konzert. Auch die schwedische Königin lud er dazu ein – die tatsächlich kam.
Die gebürtige Deutsche war so fasziniert, dass sie Familie Bongers für den nächsten Tag in ihren Sommerpalast einlud. „Es gab Holundersaft“, erinnert sich Leandro und verzieht etwas das Gesicht: „Der schmeckte: Naja.“ Jetzt soll der Neunjährige beim schwedischen TV-Format von „Supertalent“ mitmachen. „Da sind wir im Moment noch in Gesprächen und wollen eventuell nächste Woche zum Vorspiel dorthin reisen“, sagt Nadine Bongers. „Ich möchte auf jeden Fall ein großer Pianist werden“, ist sich der kleine Klassikfan sicher, der am liebsten selbst improvisiert.
Ein Zimmer voller Noten
Während andere Neunjährige in Fußballbettwäsche schlafen oder ein Poster ihrer Lieblingsmannschaft an der Wand hängen haben, ist Leandro Finns Zimmer ein kleines Musikparadies: An Gardine, auf der Bettwäsche und selbst auf dem Teppich sind Notenschlüssel sowie Viertel und Achtel zu finden. Natürlich auch auf seinem T-Shirt, das er trägt. „Ich habe sooo einen Stapel mit Oberteilen im Kleiderschrank, auf denen Noten sind“, sagt der kleine Pianist und streckt seine Arme weit auseinander. Auf seinen Socken: Eine ganze Klaviatur.
Auch wenn seine Begeisterung der Klassik gilt, hat der Rentforter mit zwei Klassenkameraden eine Band gegründet, die Pop spielt. „Platte 3000 heißen wir und spielen Schlagzeug, Gitarre und Klavier“, sagt Leandro Finn und flitzt sogleich in sein Zimmer, um ein T-Shirt der Band hervorzuholen.
Der Neunjährige geht in die sechste Klasse
Jede freie Minute verbringt er am Klavier. „Es ist manchmal schon schwierig, ihn davon zu überzeugen, dass er jetzt Mathe-Hausaufgaben machen muss“, sagt Nadine Bongers. Leandro Finn geht mit seinen neun Jahren bereits in die sechste Klasse des Vestischen Gymnasiums in Kirchhellen. Wie seine Schulkameraden auf seine Musikleidenschaft reagieren? „Die haben sich damit abgefunden,“, sagt der Jungpianist „dass ich ständig im Unterricht vor mich hin singe.“
Unruhig beginnt Leandro Finn inzwischen beim Gespräch auf seinem Stuhl hin und her zu rutschen. Die Finger kribbeln schon wieder. Kaum vom Tisch aufgestanden, schnellt der Junge zum Klavier, das gleich in der Küche steht. Wieder tanzen seine kleinen Finger über die Klaviatur. Frei improvisiert natürlich.