Gladbeck. Kooperation von St. Barbara-Hospital und Stadt Gladbeck beim 27. Arzt-Patienten-Seminar im Ratssaal. Mehr als 100 Zuhörer folgten den Vorträgen.

  • St. Barbara-Hospital und Stadt Gladbeck kooperieren beim 27. Arzt-Patienten-Seminar
  • Mehr als 100 Zuhörer folgten interessiert den Fachvorträgen im Ratssaal
  • Die tückische Krankheit Bluthochdruck wird von den Betroffenen oft nicht erkannt

. „Bluthochdruck – der stille Killer“. Unter diesem ein wenig reißerisch anmutenden Titel luden das St. Barbara Hospital und die Stadt Gladbeck am Samstagvormittag zum 27. Arzt-Patienten-Seminar in den Ratssaal des Alten Rathauses in Gladbeck ein. Es war offensichtlich, dass die Initiatoren dieser Thematik bei der Gladbecker Bevölkerung einen Nerv getroffen hatten. Nicht alle, die in den mit 100 Stühlen möblierten Ratssaal strömten, fanden auch gleich einen Platz.

Für jeden im Saal verständlich

Einen „deutlichen Zusammenhang zwischen Bluthochdruck und dem Auftreten von Folgeerkrankungen, die das Herz-Kreislaufsystem betreffen, wie beispielsweise Herzinfarkt oder Schlaganfall“, stellte Dr. Peter Gunther Auer, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin und konservative Intensivmedizin in seiner Einführung her.

Auf Wunsch wurde Besuchern vor Ort der Blutdruck gemessen.
Auf Wunsch wurde Besuchern vor Ort der Blutdruck gemessen. © Oliver Berg

Die vier Referenten präsentierten fundiert, informativ und – besonders wichtig – für jeden im Saal verständlich ihre Diagnosen und Behandlungskonzepte.

Doch bevor es soweit war, begrüßte der Schirmherr der Veranstaltung, Bürgermeister Ulrich Roland, die Anwesenden und stellte eine ganz persönliche Verbindung zum Thema her: „Bürgermeister zu sein, lässt den Blutdruck nicht gerade sinken“, sagte er, betonte jedoch auch den ernsten Hintergrund des Themas: „Bluthochdruck steht in der Liste der häufigsten Todesursachen auf Platz drei.“

Tückische Krankheit wird oft nicht erkannt

Das Tückische an dieser Erkrankung, dies machten alle Vorträge deutlich, ist die Tatsache, dass sie oft nicht erkannt wird. „Es handelt sich um eine Volkskrankheit“, so Peter Gunther Auer, aber die wenigsten wüssten davon. „Bluthochdruck kann man nicht spüren – man muss ihn messen“, so seine erste eindeutige Botschaft ans Publikum. Zweimal am Tag dies zu tun, empfahl der Mediziner.

„Herz und Hirn“, hat Dr. Heinz-Dieter Oelmann, Chefarzt der Klinik für Neurologie, seinen Vortrag überschrieben. Er referierte über die Schlaganfallrisiken für Bluthochdruckpatienten und appellierte an sein Publikum, aufmerksam auf Signale zu achten, denn „die meisten Schlaganfälle kündigen sich an.“ Außerdem könne jeder durch seinen persönlichen Lebenswandel vorbeugen: Blutdruck messen, viel Bewegung, vernünftige Ernährung, Alkohol in Maßen und kein Nikotin.

Hormonbildende – zumeist gutartige – Tumore waren das Thema von Dr. Peter Gunther Auer unter dem Signum des HB-Zigaretten Werbemännchens aus den 1960er Jahren: „Wer wird denn gleich in die Luft gehen?“ Diese Tumore könnten die Ursache für Bluthochdruck sein. Der Mediziner empfahl bei dieser Diagnose daher eine operative Entfernung des Tumors, dann sei auch der Bluthochdruck heilbar.

Die Besucher stellten viele Fragen 

Im Anschluss wurde in der Pause von dem praktischen Beratungsangebot der Ärzte und Institutionen reger Gebrauch gemacht. Besucher konnten den Blutdruck gleich vor Ort messen lassen und sich mit Kräutertees und kleinen Happen des Kneipp-Vereins Gladbeck für die nächste Runde stärken.

Nicht nur informativ, sondern äußerst unterhaltsam und praxisnah bei ernstem Thema ging es bei Dr. Matthias Weniger, ärztlicher Leiter der Psychokardiologie im Bergmannsheil in Buer zu: „Die Gedanken kreisen – Wie gehe ich damit um? Achtsamkeit zur Stressbewältigung“ hieß sein Vortrag. Er erklärte anschaulich, unter Einbeziehung des Publikums, die Wirkung von Adrenalin und Cortisol auf den menschlichen Körper, die zu Stress und Schlafstörungen führen können, und stellte die Prinzipien der „Achtsamkeit“ vor: „Nur zwei Prozent unserer täglichen Sorgen treffen wirklich ein. Wir haben die Wahlfreiheit, ob wir uns davon beeinträchtigen lassen wollen.“ Das Verfahren der Achtsamkeit gelte es einzuüben, so Weniger.

Schlafapnoe ist gefährlich

Dr. Ulrich Peters, Leitender Oberarzt der Klinik für Innere Medizin, berichtete über die gravierenden Auswirkungen einer Schlafapnoe auf den Blutdruck. Anhand zahlreicher Studien und aussagekräftiger Grafiken wies er nach, dass Patienten mit Schlafapnoe kaum noch in einen echten Tiefschlaf fallen können und empfahl den Einsatz einer Beatmungsmaske, die die Spontanatmung des Patienten reguliert. „Schlafapnoe ist eine gefährliche Krankheit für das Herz-Kreislaufsystem, aber es gibt inzwischen hervorragende Behandlungsmöglichkeiten“, so seine Mut machende Schlussbotschaft ans Publikum. san