Gladbeck. . Die Ergebnisse lösen Bestürzung bei den etablierten Parteien aus. Gerdes (SPD) holt das Direktmandat. Zitterpartie noch für Volmering (CDU).
- Das örtliche Wahlergebnis stellt auch in Gladbeck gewohnte politische Verhältnisse auf den Kopf
- SPD bescherte die Wahl mit 33,61 Prozent (Zweitstimmen) eins der schlechtesten Ergebnisse der Geschichte
- Die AfD holte in fast allen Wahllokalen in Gladbeck ein zweistelliges Ergebnis
Betretene Mienen, Entsetzen und Ratlosigkeit herrschten am Wahlabend bei den etablierten Parteien: Das örtliche Wahlergebnis der Bundestagswahl stellt auch in Gladbeck gewohnte politische Verhältnisse auf den Kopf.
Die AfD holte noch mehr Stimmen als bei der Landtagswahl, und der SPD bescherte diese Wahl mit 33,61 Prozent der Zweitstimmen eins der schlechtesten Ergebnisse in ihrer Geschichte (2013: 43,6 Prozent). Auch die CDU sackte von 30,6 auf 26,03 Prozent ab. Zur Zitterpartie bis in die Nacht wurde die Frage, ob CDU-MdB-Kandidat Sven Volmering es erneut nach Berlin schafft. Bis Redaktionsschluss war dies noch nicht entschieden.
Michael Gerdes (SPD) hat erneut sein Direktmandat geholt
Michael Gerdes hat es dagegen erneut geschafft, das Direktmandat zu holen. Der SPD-Bundestagsabgeordnete geht zum dritten Mal für weitere vier Jahre nach Berlin. Aber es war denkbar knapp: Nur 36,59 Prozent der Wähler im Wahlkreis stimmten für ihn, vor vier Jahren waren es noch 45,8 Prozent.
„Das Wahlergebnis der SPD ist eine Katastrophe“, kommentierte Gerdes. Sein Wiedereinzug in den Bundestag war zwar zu keiner Zeit gefährdet. Trotzdem zog er eine sehr ernüchternde Bilanz der großen Koalition. „Für Deutschland war sie eine gute Sache, für uns war sie ein Desaster.“ Es sei der SPD nicht gelungen, ihre Erfolge zu verkaufen. Gerdes stimmte den „Gang in die Opposition“ zu. „Das ist die richtige Entscheidung.“ Auch SPD-MdL und -Ratsfraktionschef Michael Hübner sagte: „Wir sind raus aus der Regierung, diesen Auftrag der Wähler nehmen wir an.“
Für Sven Volmering (CDU) war es ein nervenaufreibender Wahlabend
Für CDU-Kandidat Sven Volmering, der mit 33,50 Prozent der Wahlkreis-Stimmen gar nicht so weit weg war von einem Direktmandat, war es ein nervenaufreibender Wahlabend.
Mal sahen ihn die Mandatsberechnungen über die Landesliste im Bundestag, mal nicht. Aber auch so war es ein „schwieriger Abend“, kommentierte er die herben Verluste der CDU im Bund. Man müsse über Konsequenzen reden, fordert Volmering. Er habe bei Hausbesuchen bereits gemerkt, dass die gute Stimmung für die CDU nach dem Rededuell der beiden Spitzenkandidaten gekippt war. „Danach ist das Thema Flüchtlinge wieder hochgekocht.“
Die größte Aufmerksamkeit am Wahlabend galt aber auch in Gladbeck der AfD. Sie holte in fast allen Wahllokalen ein zweistelliges Ergebnis, lag mit 14,59 Prozent der Zweitstimmen noch über dem Ergebnis bei der Landtagswahl (12,7 Prozent).
Brauck ist keine SPD-Hochburg mehr
Vor allem in der ehemaligen SPD-Hochburg Brauck holte die Partei viele Stimmen. An der Spitze: Im Bezirk Roßheideschule stimmten knapp 25 Prozent für die AfD. Aber auch in Rentfort rund um die Johowstraße (21,9 %), in der Ellinghorster Grundschule (21,4 %), in Schultendorf (20,2 %) und in der Jordan-Mai-Schule Zweckel (21,1 %) lag die AfD weit vor den Linken und der FDP. „Eine Erosion der Demokratie“, kommentiert Klaus Omlor (SPD) die AfD-Erfolge.
Hans Kohl, der die Präsentation der Ergebnisse im Ratssaal verfolgt, sucht eine Erklärung: „Mich erschreckt das. Die Parteien haben die Sache unterschätzt. Es reicht nicht zu sagen, die sollen nicht rein.“ Klaus Trost: „Man muss die Wähler mit Inhalten überzeugen.“