Gladbeck. Die katholische Braucker Gemeinde wurde 1906 als erste neben St. Lamberti gegründet. Spätere Pfarre entwickelte ein vielfältiges Gemeindeleben.

Über Jahrhunderte lebten in Brauck nur wenigen Menschen – verstreut in einer kleinen Bauernschaft. Ihr Seelenheil suchten sie lange Zeit in der Horster Hippolytuskirche oder in der Dorfkirche St. Lamberti. Dann kam der Bergbau – ab 1892 wurde Stinnes 3/4 abgeteuft, 1905 begann die Förderung – und mit ihm kamen immer mehr Menschen. Der Wunsch nach einer eigenen Kirche wuchs und wurde 1906, als Brauck schon über 3000 Einwohner zählte, erfüllt – vor genau 111 Jahren.

Das war die erste Marien-Kirche in Brauck nördlich des Hahnenbaches.
Das war die erste Marien-Kirche in Brauck nördlich des Hahnenbaches. © SM

Mit einer ersten Kirche, einer Notkirche, die bereits St. Marien genannt wurde, errichtete man einen eigenen Seelsorgebezirk. Am 22. November 1906 weihte Lamberti-Pfarrer Buck die kleine Kirche, auf der anderen Seite des Hahnenbaches gelegen. Schon einige Wochen zuvor war der erste Gottesdienst darin gefeiert worden. Erster Seelsorger war Pfarrer Brandt. Zehn Jahre später, im Dezember 1916, wurde der Seelsorgebezirk von St. Lamberti abgepfarrt und eine eigene Pfarrei, die über viele Jahrzehnte ein lebendiges und vielfältiges Gemeindeleben entwickeln sollte. Erster Pfarrer in St. Marien war Albert Weber.

1925 wurde der langjährige Pfarrer Solke ins Amt eingeführt

1925 wurde Pfarrer Franz Solke ins Amt eingeführt, der bis 1952 die Geschicke der Pfarre lenken und sie durch düstere und zerstörerische Kriegsjahre führen sollte. Doch zunächst standen die Zeichen auf eine gedeihliche Entwicklung: Da die Einwohnerzahl Braucks wuchs und damit auch die der Katholiken, war die Notkirche bald zu klein: 1926 wurde sie ausgebaut, bekam ein Jahr später elektrisches Licht, 1928 eine neue Orgel. Im gleichen Jahr gründete sich ein Kirchbauverein.

Denn längst war allen Verantwortlichen klar: Ein größeres Gotteshaus musste angesichts stetig steigender Gläubigenzahlen her. 1930 wurde auf der südlichen Hahnenbachseite ein Grundstück gekauft. Zwei Jahre später, am 1. Dezember 1932, begann die Braucker Baufirma Herber mit dem Bau der Kirche. In Windeseile wurde sie errichtet: Schon im März begann die Ausmalung der Chorwand, im Juni wurden die vier Glocken gesegnet, am 10. August fand die Weihe der neue Marienkirche statt, die erst 1937 ihre Turmuhr erhielt.

In den letzten Kriegstagen wurde die Kirche zerstört

Erst am 28. März 1945 wurde die Marienkirche bei einem Bombenangriff größtenteils zerstört.
Erst am 28. März 1945 wurde die Marienkirche bei einem Bombenangriff größtenteils zerstört. © LvS

Den Krieg überstand die Braucker Kirche zunächst ohne größere Schäden. Erst ganz kurz vor Kriegsende, am 24. März, wurde die Marienkirche noch verheerend von Bomben getroffen und zu 80 bis 90 Prozent zerstört. Die Osterliturgie, wenige Tage später, wurde im Saal der Wirtschaft Ratay gefeiert, später wurde der Saal der Wirtschaft Wilkskamp für Jahre zur Notkirche.

1951 erfolgte der Wiederaufbau der Kirche, noch unter Pfarrer Solke, der ein Jahr später von Josef Möhlen abgelöst wurde, der bereits 1945 als Kaplan nach Brauck gekommen war und die Geschicke der Pfarre bis 1987 lenkte.

Die Gemeinde erlebte in den 60er und 70er Jahren ihre Blütezeit

In seine Zeit fiel die Blüte der Gemeinde – mit vielen Neu- und Zubauten (Jugendheim, Schwesternhaus, Bücherei, Kindergärten) und den größten Mitgliederzahlen: Ende der 60er Jahre stieg sie auf über 8000, auch in der 70ern waren es stets weit über 7000 (heute rund 4000). In diese Zeit fiel auch die Errichtung einer Zweigkirche: 1972 wurde St. Pius in Brauck-Süd gebaut, ein Jahr später eingeweiht – letztes Zeichen des Kirchenbooms.

Norbert Temmesfeld, Nachfolger Möhlens, sollte ab 1988 Mariens lezter Pfarrer sein – und mit dem Rückbau beginnen müssen. Bis zu seinem frühen Tod 2004 schrumpfe die Pfarre auf 4800 Seelen. 2001 wurde die Marien-Kirche umgebaut und verkleinert. Im August 2007 – St. Marien hatte mit Thorsten Rehberg den letzten eigenen Seelsorger, aber nicht mehr als Pfarrer – wurde St. Pius aufgeben. Noch im September 2007 verlor Marien mit Gründung der Großpfarrei St. Lamberti den Status als Pfarre, ist seitdem Gemeinde – wie vor 111 Jahren.

Braucker Gemeinde feiert den 111. Geburtstag

„111 Jahre, 11 Aktionen, 1 Tag“: Das ausgefallene Geburtstagsfest von St. Marien beginnt um 11 Uhr mit einem Picknick von jedermann für jedermann auf dem Kirchplatz. Im Anschluss geht es kreativ zu: Mitglieder der Kunstschmiede sind zu Gast und laden zur Baummalerei und zur Gestaltung von 111 Lichtern ein. Am Nachmittag präsentiert die KfD-Theatergruppe in der Kirche Szenen aus dem kirchlichen Leben der Zukunft.

Die Messdiener starten parallel unter dem Motto „Mülliralala“ eine Müllsammelaktion im Südpark. Für kleine Besucher steht eine Mega-Hüpfburg vor der Kirche bereit. Alle Besucher sind gleichzeitig zur Fotoaktion „111 Gesichter“ eingeladen. Der Abend beginnt in der Marien-Kirche mit einer besonderen hl. Messe: In einem „Blaulichtgottesdienst“ um 18.30 Uhr soll Hilfskräften im Rettungsdienst Dank gesagt werden. Im Anschluss findet vor der Kirche das sechste Lagerfeuersingen statt. Gegen 21.30 Uhr Lichtaktion und Feuerwerk.