Gladbeck. . Zum ersten Mal bildet die Feuerwehr Gladbeck zwei Anwärterinnen im neuen Berufsbild Notfallsanitäterin aus. Drei Jahre dauert die Ausbildung.

  • Nach Änderung des Notfallsanitätergesetzes hat der Beruf den des Rettungsassistenten abgelöst
  • Lucy Reifenrath (20) und Ina Winckler (18) sind Poinierinnen in diesem neuen Ausbildungsgang
  • 16 junge Leute haben im Kreis Recklinghausen jetzt ihre Ausbildung als Notfallsanitäter begonnen

Ziemlich viel Rummel erleben Lucy Reifenrath (20) und Ina Winckler (18) an ihrem ersten Ausbildungstag. Die beiden jungen Frauen müssen Fragen beantworten und für Fotos posieren, statt sich mit ihrem neuen Umfeld vertraut zu machen.

Dazu werden sie in den kommenden drei Jahren genug Zeit haben: als erste Gladbecker Auszubildende im neuen Beruf Notfallsanitäterin.

Rettungsassistenten müssen sich weiterqualifizieren

Nach der Änderung des Notfallsanitätergesetzes vor drei Jahren hat der Beruf den des Rettungsassistenten abgelöst. Das bedeutet einerseits, dass die Feuerwehr nun einen vollwertigen Ausbildungsgang anbieten kann.

Michael Schreiner lässt sich von Lucy Reifenrath (links) und Ina Winckler probehalber in den Rettungswagen laden
Michael Schreiner lässt sich von Lucy Reifenrath (links) und Ina Winckler probehalber in den Rettungswagen laden © Oliver Mengedoht

Für die bisherigen Rettungsassistenten (die Ausbildung dauerte bislang 520 Stunden oder zwei Jahre) bedeutet die Neuerung aber andererseits auch, dass sie sich weiterqualifizieren müssen. Je nach Berufserfahrung fallen zwischen 80 und 960 Stunden (für Berufsanfänger) an.

Fortbildung für Feuerwehrleute

35 bis 38 qualifizierte Rettungssanitäter brauche die Gladbecker Feuerwehr, um den Rettungsdienst aufrecht zu erhalten, sagt Feuerwehrchef Thorsten Koryttko. 28 Feuerwehrleute (alle Hauptamtlichen sind auch ausgebildete Rettungsassistenten) haben ihre Qualifizierung bereits abgeschlossen. Mit den beiden Auszubildenden kündigt sich nun Verstärkung an.

Sie werden aber zunächst in der Rettungsdienstschule Marl die Schulbank drücken. Im Oktober absolvieren sie dann ihr erstes Praktikum auf der Wache an der Wilhelmstraße, im Dezember werden sie dann das erste Mal im Rettungswagen mitfahren. Außerdem werden sie in den kommenden drei Jahren auch in Krankenhäusern mitarbeiten.

Gegen die männliche Konkurrenz durchgesetzt

16 junge Leute haben im Kreis Recklinghausen gestern ihre Ausbildung als Notfallsanitäter begonnen – die meisten von ihnen sind Frauen. Dass sich die Bewerberinnen gegen die männliche Konkurrenz durchsetzten, gefällt Feuerwehrchef Koryttko durchaus gut.

„Mit diesem zweiten Standbein haben wir die Möglichkeit, die Frauenquote bei uns zu ändern“, sagt er. Bisher gibt es eine hauptberufliche Feuerwehrfrau in Gladbeck. Lucy und Ina könnten nach dem Notfallsanitäter noch die Feuerwehrausbildung dranhängen.

Beide haben bereits Erfahrungen gesammelt

Aber zunächst müssen die beiden ihre erste Ausbildung absolvieren. Beide haben bereits Erfahrungen gesammelt. Ina Winckler war lange Mitglied in der Gladbecker Jugendfeuerwehr. Und Lucy Reifenrath hat bereits ein Jahr Bundesfreiwilligendienst hinter sich, das sie bei der Feuerwehr in Haan im Kreis Mettmann absolvierte.

Warum sie sich in Gladbeck beworben hat? „Ich habe die Ausschreibung gesehen und fand die Ausbildung sehr attraktiv“, sagt sie. Gladbeck ist eine der ersten Städte, die diese Ausbildung anbieten. Dafür zieht die junge Frau nun sogar ins nördliche Ruhrgebiet um.

>> MEHR VERANTWORTUNG

  • Notfallsanitäter dürfen nach dem neuen Rettungsgesetz auch Maßnahmen durchführen, die bisher dem Arzt vorbehalten waren. Sie übernehmen mehr Verantwortung.
  • Ihre Ausbildung orientiert sich nun stärker an der von Gesundheits- und Krankenpflegern, erklärt Georg Fragemann, Leiter des Rettungsdiensts.