Gladbeck. . Wacker Gladbeck gehörte einst zu den fußballerischen Aushängeschildern unserer Stadt. Inzwischen kicken die vier Seniorenteams in der C-Liga.

  • Verein Wacker hat einst zu den fußballerischen Aushängeschildern Gladbecks gehört
  • Aktuell spielen vier Seniorenmannschaften des Klubs ganz unten - in der Kreisliga C
  • Immerhin: Auf dem Fußballplatz an der Burgstraße herrscht wieder ein reges Leben

Unter dem Titel „Ganz unten“ veröffentlichte dereinst Günter Wallraff eine Reportage, die es in den Bestsellerlisten nach ganz oben schaffte. Ein Buchtitel, der passgenau die derzeitige sportliche Situation des Fußball-Klubs Wacker Gladbeck wiederzugeben scheint.

Vor gar nicht langer Zeit schafften die Butendorfer, Jahrzehnte lang eine feste Größe im Kreisoberhaus, den Sprung in die Bezirksklasse. Sie gehörten mit Fug und Recht zu den fußballerischen Aushängeschildern der Sportstadt Gladbeck. Dann der kontinuierliche Weg nach unten. Mittlerweile haben alle vier Seniorenmannschaften in der Kreisliga C ihr sportliches Domizil gefunden; tiefer geht´s nimmer. Dennoch . . .

Auf der Asche an der Burgstraße herrscht reges Treiben

Auf dem Wacker-Platz herrscht mittlerweile wieder reges Leben. Unser Bild zeigt eine Szene vom Training der ersten Mannschaft der Butendorfer.
Auf dem Wacker-Platz herrscht mittlerweile wieder reges Leben. Unser Bild zeigt eine Szene vom Training der ersten Mannschaft der Butendorfer. © Mengedoht

Ein lauer Spätsommerabend an der Burgstraße. Auf der roten Asche herrscht reges Treiben. Etwa 15 Junioren-Kicker verlassen nassgeschwitzt die Anlage Richtung Umkleidekabinen. Zwei Dutzend „Oldies“ bemühen sich nach Kräften ums runde Leder, wenig später machen sich Kicker der Erst- und Zweitvertretung warm. Im Vereinsheim zwischen Ascheplatz und Stadion sorgt Wirtin Elvira Jakubowski, nebenbei auch Wackers Schatzmeisterin, mit frischen Getränken dafür, dass der Staub die Atemwege nicht gänzlich in Beschlag nimmt.

Fast täglich auf der Anlage präsent ist Wackers Urgestein Reinhard Liebich. „Ich bin hier so was wie das Mädchen für alles“ umschreibt „Chia“ seine Funktion. Der 64-Jährige ist seit 1970 Wackeraner und schonte früher als Verteidiger sich nicht und noch weniger seine Gegenspieler. Dass sich der Platz in ordentlichem Zustand präsentiert, ist sicherlich nicht zuletzt seiner zupackenden, keine Arbeit scheuenden Einstellung zu verdanken.

Jugendarbeit wird bei Wacker wieder groß geschrieben

„Hier herrscht von Montag bis Sonntag Betrieb“, so Liebich. „In den vier Seniorenmannschaften tummeln sich etwa 80 Aktive, zudem haben wir sieben Jugendteams im Betrieb. Dazu kommen noch zwei Mädchen- bzw. Frauen-Mannschaften des VfL Gladbeck.“

Jugendgeschäftsführer Mario Gloddeck und Jugendleiter Frank Grabowski schafften es binnen kurzer Zeit, der am Boden liegenden Jugendabteilung neues Leben einzuhauchen. „Im Spielbetrieb sind eine A-Jugend (Trainer: Pascal Werner, d. Red.), eine D-Jugend (Christian Kowallik, Martin Kaulfuß und Niklas Sinda), eine E-Jugend (Daniel Kowalski), zwei F-Junioren (Frank Grabowski und Maurice Werner) und die Pampers-Kicker (Kathrin Heimann, Pascal Werner und Louis Hofmann)“, ziehen sie eine positive Zwischenbilanz. „Und“, so Gloddeck, „wir haben nur Trainer mit Lizenz. Alle sind im Besitz des C-Scheines.“

Jagielski hofft auf den baldigen Aufstieg in die B-Liga

Alexander Jagielski firmiert als Sportlicher Leiter über dem Ganzen, gehört seit mehr als 23 Jahren dem Verein an, die letzten zehn davon als „Sport-Chef“. Sein Ziel? „Vor etwas mehr als zehn Jahren sind wir mit Trainer Karl Englich in die Bezirksliga aufgestiegen. Jetzt soll baldmöglich eine unserer vier Senioren-Teams den Aufstieg in die B-Liga schaffen. Welche, ist mir egal.“

Seine Motivation? „Ich habe hier in den letzten Jahren so viele Katastrophen erlebt, es kann eigentlich nur besser werden.“

Hildegard Göbel ist seit sieben Jahren Wacker-Chefin

Hildegard Göbel ist seit nunmehr sieben Jahren Vorsitzende von Wacker Gladbeck und mehr als vier Jahrzehnte im Klub. „Ich habe mich 2010 zur Wahl gestellt, um Wacker am Leben zu halten. Nach unserem unglücklichen Abstieg aus der B-Liga drohte der totale Zusammenbruch, aber der Gedanke, dass Wacker ein ähnliches Schicksal widerfahren sollte wie Germania, FC oder andere Vereine, war für mich unerträglich.“

Die ehemalige Oberstudienrätin, die Englisch und Latein unterrichtete, treibt jetzt schon die Frage um, wer ihr im nächsten Jahr im Amte folgen wird oder besser will. Die geborene Heimann, die 1977 in der Wacker-Gymnastik-Abteilung begann und rasch Geschäftsführerin des Gesamtvereins wurde, freut sich vor allem über den großen Zulauf in den Jugendmannschaften: „Das DFB-Projekt ´Doppelpass´, das die Zusammenarbeit mit der Mosaik-Schule initiierte, hat viel dazu beigetragen.“

Göbel schaut manchmal skeptisch in die Zukunft

Ihre Zielvorgaben: „Mit einer Mannschaft muss der Aufstieg geschafft werden, und wir müssen Jugendmannschaften durchgehend aller Altersklassen im Spielbetrieb haben.“

Manchmal geht ihr Blick dennoch voller Skepsis Richtung Zukunft: „Die Fusionsgespräche mit Schwarz-Blau oder mit Adler haben mich nicht überzeugt.“ Kampflos die Segel streichen ist aber nicht die Sache von Hildegard Göbel. Ihr Vater Heinrich Heimann, Jahrgang 1913, hatte als talentierter Fußballer in der damaligen Gau-Auswahl als Trainer keinen Geringeren als Sepp Herberger. „Der hat immer gesagt, ihr müsst härter spielen und mehr dran gehen.“

Landwirt Heimann war ein guter 5000-Meter-Läufer

Zudem war der einstige Landwirt Heimann ein guter Langstreckenläufer. „Mein Vater schien einmal souverän einen 5000m-Lauf gewonnen zu haben, als ihm eine Sporthelferin fälschlicherweise sagte, er müsse noch eine Runde laufen“, erinnert sich Wackers Chefin.

Der Weg ihres Vereins zu einstigen sportlichen Erfolgen scheint vergleichbar einem 5000m-Hindernislauf. Nur zu schaffen mit Menschen, die dem Verein so die Treue halten wie Hildegard Göbel.