Gladbeeck. . Die Kretzers überstanden den Anschlag unverletzt. Die Bilder aber, sagt Vater Frank, bleiben noch lange im Kopf. “Wir hatten einen Schutzengel.“
- Frank und Heike Kretzer wollten mit ihren Töchtern einen Urlaubstag in Barcelona verbringen
- Ausflug wurde zum Schock-Ereignis: Gladbecker erlebten Attentat auf „Las Ramblas“ hautnah mit
- Familie verschanzte sich in einem Geschäft und flüchtete über Schleichwege aus der Stadt
Es sollte ein Ausflug werden, wie ihn Familie Kretzer schon etliche Male in ihrem Urlaub unternommen hat. Ein sonniger entspannter Tag in Barcelona: Bummeln auf der berühmten, gut ein Kilometer langen Promenade „Las Ramblas“, Shoppen, Leute gucken. Doch dieser Donnerstag vor einer Woche wurde für die Gladbecker zu einem Alptraum: Sie mussten hautnah den Terroranschlag mit 14 Toten und mehr als 100 Verletzten miterleben.
Vater Frank, Mutter Heike (51) und ihre Töchter Saskia (22) und Antonia (16) kehrten zwar körperlich unbeschadet nach Hause zurück, doch dieses erschütternde Erlebnis hat sich in ihr Gedächtnis gebrannt: der Anblick blutender Menschen, die Schreie, die Panik. Der Gladbecker: „Das war schon traumatisch.“ Wenigstens räumlich haben sie den Ort des Terrors hinter sich gelassen, gerade sind sie nach zwei Wochen Urlaub planmäßig heimgekehrt. Die Geschehnisse in Barcelona hingegen dürften noch eine ganze Weile in ihren Köpfen präsent sein.
"EIgentlich wollten wir eine Woche früher nach Barcelona"
Dabei wären die Kretzers an diesem 17. August eigentlich gar nicht in der katalanischen Metropole gewesen. Vater Frank erzählt: „Wir wollten eine Woche früher nach Barcelona fahren, haben uns dann aber umentschieden.“ Seit 1970 verbringe er regelmäßig die Sommerferien in Playa des Aro an der Costa Brava, rund 90 Kilometer nördlich von Barcelona – Tagesausflüge in die zweitgrößte Stadt Spaniens inklusive. So auch in diesem Jahr. „Wir parken immer unten am Hafen, wo das Columbus-Denkmal steht“, berichtet der 53-Jährige. Vom Museu Maritim aus wollten sie über die Flaniermeile „Las Ramblas“ in Richtung Plaça de Catalunya gehen.
„Wir standen an einer Ampel und sahen, dass ein komplett unauffälliger Wagen einen Polizisten umkurvte“, schildert Frank Kretzer, „die städtische Polizei ist in Barcelona grundsätzlich präsent.“ Dann sei das Fahrzeug auf die Ramblas eingebogen. Der Gladbecker habe noch bei sich gedacht: „Wieso fährt er jetzt dahin, da ist es doch viel zu eng?“ Wenig später sei ein dumpfer Aufprall zu hören gewesen.
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Dann der schockierende Anblick zu ihren Füßen: „Wir haben niedergefahrene Menschen in ihrem Blut liegen gesehen: einige vor Schmerzen gekrümmt, andere bewegungslos.“ Sofort seien schwer bewaffnete Einsatzkommandos und Ambulanzen angerückt. Der Sicherheitsfachmann wollte Erste Hilfe leisten, „aber wir wurden von der Polizei, weggedrängt.“
Die Familie suchte Zuflucht in einer Seitenstraße
Sekundenlang nach dem Aufprall habe Funkstille geherrscht, „wie wenn man den Ton abstellt“: „Dann kam eine Panikwelle auf uns zu.“ Weit mehr als 100 Menschen seien auf seine Familie zugeströmt. Die Kretzers suchten Zuflucht in einer Seitenstraße. „Dann hörte ich drei, vier Knallgeräusche“, so der Familienvater, „da wusste ich: Es ist etwas Schreckliches passiert.“ Was auch immer das sein mochte: „Wir hatten ja bis dahin keine Ahnung, was geschehen war.“
Eine zweite Panikwelle habe die Menschen ergriffen, weitaus schlimmer als die erste Massenflucht. Von allen Seiten seien Leute gekommen. Frank Kretzer: „Ich bin mit meinen drei Mädels gelaufen.“ In einer Boutique verschanzte sich die Familie. „Die Rollläden in den Läden gingen runter, die Geschäfte wurden verrammelt“, beschreibt der 53-Jährige die Situation.
Informationen kamen spät
Hatten die Töchter erst schockiert und wie erstarrt auf den Moment des Attentats reagiert, „kamen nun die Tränen“. Mutter Heike, eine Arzthelferin, bewahrte die Fassung und beruhigte. Später wagten sie sich ins Freie. Der Vater: „In einem Restaurant lief ein Fernseher, so dass Live-Bilder zu sehen waren.“ Da erfuhren die Gladbecker von dem Attentat. Sie suchten sich mit Hilfe von Einheimischen Schleichwege zum Auto, aus der Stadt.
Tage später verließen sie Spanien gen Heimat. „An der Grenze zu Frankreich wurde streng kontrolliert“, sagt Kretzer, „ab Lyon fiel eine Last von uns.“ Der 53-Jährige ist überzeugt: „Wir hatten mehrere Schutzengel!“