GLADBECK. . Die Klais-Orgel in St. Lamberti Gladbeck ist der Arbeitsplatz von Kantor Konrad Suttmeyer. Der 63-Jährige erzählt über seine Arbeit und Pläne.
- Gladbecker Kantor Konrad Suttmeyer gibt bei der Kirchenmusik in St. Lamberti den Ton an
- Der 63-Jährige verabschiedet sich in zweieinhalb Jahren in den Ruhestand, Stelle soll neu besetzt werden
- Der gebürtige Erler hat Pläne für sein Rentnerdasein geschmiedet: ein Praktikum beim Orgelbauer
Er leitet die Chöre der Gemeinde St. Lamberti, setzt sich in Gottesdiensten und Konzerten an die Orgel, bringt Musik-Projekte in das katholische Gotteshaus, die Strahlkraft über Gladbecks Stadtgrenzen hinaus entfalten – und das seit dem Jahr 1981. Kantor Konrad Suttmeyer ist eine feste Größe in der hiesigen Kultur-Szene.
Sein Arbeitsplatz ist die Klais-Orgel in St. Lamberti – ein Instrument aus dieser Werkstatt erklingt übrigens auch in der Elbphilharmonie Hamburg – mit ihren 2500 Pfeifen. Noch, denn in zweieinhalb Jahren verabschiedet sich der 63-Jährige, der in Erle in eine musikalische Familie hineingeboren wurde, in den Ruhestand. Zeit, einmal auf Erreichtes und Zukunftspläne zu schauen. Dies tat Suttmeyer in einem Interview mit der WAZ.
Wird es einen neuen Kantor für St. Lamberti geben, wenn Sie gehen?
Konrad Suttmeyer: Es sieht gut aus, dass es einen Nachfolger geben wird. Der Kirchenvorstand mit Propst André Müller ist bemüht, die Stelle so attraktiv wie möglich auszuschreiben. Mein Kollege Klaus Zillessen wird etwa zeitgleich mit mir in den Ruhestand gehen. Ein Kantor für St. Lamberti wird als eine von zehn kirchenmusikalischen Stellen im Bistum Essen geführt.
Das bedeutet aber doch, dass eine Kantorstelle wegfällt . . .
Ja, das ist richtig. Aber in der heutigen Zeit ist es nicht selbstverständlich, dass es überhaupt einen Nachfolger für einen Kantor gibt.
Was hat Sie bewogen, Kirchenmusik zu studieren und dann Kantor zu werden?
Ich bin Kirchenmusiker geworden, um aktiv an der dramaturgischen Gestaltung der Gottesdienste teilhaben zu können. In der Kirche habe ich mich immer wohl gefühlt. Ursprünglich habe ich Klavier als Hauptfach auf Lehramt studiert. Ich habe dann aber festgestellt, dass mir die Orgel fehlt und ich mich als Organist fühle. Den Beruf des Kantors habe ich hautnah durch meinen Onkel miterlebt.
Was steht für Sie im Zentrum Ihres Berufs?
In allem ist der Lobpreis Gottes enthalten.
. . . der nicht nur in Gottesdiensten zum Ausdruck kommen soll. Sie leiten ja auch mehrere Chöre.
Richtig, die Chorarbeit gehört auch zu meinen Aufgaben. In der Schola Canentium mit 350 Mitgliedern singen Mädchen und Jungen vom Vorschulalter bis zu den Jugendlichen. Ich werde von Mitarbeiterinnen unterstützt. Darüber hinaus leite ich den Propsteichor St. Lamberti.
Im vergangenen Jahr hat der Pfarreipropsteichor die Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach in der Lambertikirche interpretiert. Welches große musikalische Projekt haben Sie für dieses Jahr geplant?
„Ein Deutsches Requiem“ op. 45 von Johannes Brahms spielen wir an Allerheiligen am 1. November.
Zum 30. Mal Orgeltage
Wie haben sich die beruflichen Anforderungen im Laufe der Jahre verändert?
Ein Kantor muss heutzutage viel mehr individuelle Interessen bedienen als früher. Hochzeitspaare haben beispielsweise ganz spezielle Wünsche, was die Musik bei ihrer kirchlichen Trauung angeht. Aber trotz aller Veränderungen liebe ich meine Arbeit immer noch sehr.
Sie laden in diesem Jahr zum 30. Mal zu den Orgeltagen ein. Was war Ihr Grundgedanke, als Sie die Konzertreihe in Leben gerufen haben?
Ich wollte der Kirchenorgel in ihrer Vielschichtigkeit Raum geben: als optisches Gestaltungsinstrument, als technisches Werk und in ihrem Klang. Ich freue mich, dass die Sparkasse die Konzerte von Anfang an unterstützt.
Praktikant eines Orgelbauers
Soll diese Reihe von ihrem Nachfolger fortgeführt werden?
Ich hoffe, dass jemand mein Nachfolger wird, der Interesse an diesen Konzerten hat und die Orgeltage weiterführt – oder neue Akzente setzt. Ich bin zuversichtlich, dass die Reihe weitergeführt wird.
Haben Sie schon Pläne für Ihre Zeit als Ruheständler geschmiedet?
Ich möchte gerne als Praktikant mit einem Orgelbauer auf Tour gehen.
Musikalische Erinnerung an eine Reise
Die Gladbecker Orgeltage in St. Lamberti an den September-Sonntagen tragen in diesem Jahr den Titel „Erinnerung an Oberschwaben“. Kantor Konrad Suttmeyer, „Vater“ der Konzertreihe, erklärt: „Im Jahr 2015 habe ich mit einer Reisegruppe, unterstützt vom Katholischen Ferienwerk, eine Orgelfahrt in die Bodenseeregion unternommen.“ Dort, in Oberschwaben, befinden sich bedeutsame Orgeldenkmäler. Und Suttmeyer knüpfte Kontakte zu Meistern an der „Königin der Musikinstrumente“.
Kompositionen aus der Heimat
Wie Gregor Simon, der zum Auftakt der Reihe am 3. September ab 20 Uhr zu hören ist. „Tatata-Taa“ hat er über sein Programm gesetzt – ein Hinweis auf ein Werk, das der Kirchenmusiker aus Obermarchtal erklingen lässt: die 5. Symphonie c-Moll, op. 67, 1. Satz von Ludwig van Beethoven. Ferner gibt’s Werke aus der Feder von Justin Heinrich Knecht, über den Suttmeyer sagt: „Ich habe darum gebeten, Musik aus der Heimat mitzubringen. Und Knecht gehört dazu.“ Dazu kontrastiere die spanische Barockmusik, die Simon im Gepäck hat.
Werke von Mendelssohn Bartholdy
Auch Franz Raml aus Ochsenhausen interpretiert Knecht-Werke – am 10. September. Mit Dick Koomans „Choral-Riff“, Felix Mendelssohn Bartholdys Sonate für Orgel op. 65 Nr. 6 sowie Werken von Dietrich Buxtehude und anderen erwartet das Auditorium ein facettenreiches Programm. Dieses Konzert beginnt, wie die drei folgenden, um 16 Uhr. Wenn sich der Schwabe Christian Schmitt am 17. September an die Tasten setzt, werden Kompositionen von Arvo Pärt, Johann Pachelbel und – ebenfalls – Mendelssohn Bartholdy das katholische Gotteshaus erfüllen.
Die Symphonie Nr. V op. 47 von Louis Vierne zieht sich durch das Programm von Andreas Boltz am 24. September. Werke anderer Komponisten, zum Beispiel Paul Hindemith, werden dazu in Beziehung gesetzt. Der Eintritt zu den Konzerten ist frei.