Gladbeck. . Kampagne will aufklären, wie gefährlich die Nutzung von Handys & Co. am Lenkrad ist. Beamte informieren am 10. August am Rathaus in Gladbeck.

  • In einer landesweiten Kampagne informiert die Polizei über Gefahren durch Ablenkung am Steuer
  • Beamte führen Besuchern am 10. August vor Augen, was es heißt, im „Blindflug“ zu fahren
  • Experten meinen, dass Ablenkung etwa ein Drittel aller Verkehrsunfälle verursachte

3920 Mal ahndeten Polizisten der Behörde Recklinghausen im vergangenen Jahr in ihrem Zuständigkeitsbereich Handy-Verstöße von Autofahrern. Ein Plus von 325 Fällen (acht Prozent). Wer sich dabei erwischen lässt, beim Autofahren mit dem Mobiltelefon oder Smartphone zu hantieren, muss 60 Euro berappen und bekommt einen Punkt in der Verkehrssünderkartei Flensburg.

Aktion soll sensibilisieren und aufrütteln

Nach Polizeiangaben führt diese Ablenkung im Straßenverkehr zu „immer mehr schweren Unfällen“. Polizeisprecher Wieland Schröder stellt fest: „Mit Einführung des Smartphones verzeichnen wir einen steten Anstieg der Handy-Verstöße.“ Anlass für die Polizei, auf diese gefährliche Entwicklung zu reagieren. Die landesweite Kampagne „Lenk dich nicht app. Kein Handy am Steuer“ soll für die Problematik sensibilisieren und aufrütteln. Die Unfallprävention des Polizeipräsidiums Recklinghausen macht am Donnerstag, 10. August, von 10 bis 14 Uhr Station auf dem Willy-Brandt-Platz. Die Beamten wollen den Besuchern vor Augen führen, wie lang die Strecke ist, die ein Fahrzeug während einer einsekündigen Ablenkung im Blindflug – wer aufs Display schaut, achtet eben nicht auf das Verkehrsgeschehen – zurücklegt. Nämlich etwa 14 Meter bei einem Tempo von 50 Stundenkilometern.

Längst geht’s nicht mehr ums simple Telefonieren, wenn Autofahrer am Steuer ihr Smartphone zücken. Da wird gechattet, fotografiert und vieles mehr. Foto: Monika Skolimowska/dpa
Längst geht’s nicht mehr ums simple Telefonieren, wenn Autofahrer am Steuer ihr Smartphone zücken. Da wird gechattet, fotografiert und vieles mehr. Foto: Monika Skolimowska/dpa

Die Polizeibehörde Recklinghausen weist für das Jahr 2016 insgesamt 21 396 Verkehrsunfälle aus (2226 mehr als im Vorjahr). In Gladbeck waren es 2562 (2015: 1995). „Wir nehmen an, dass etwa ein Drittel aller Verkehrsunfälle auf Ablenkung zurückzuführen ist“, sagt Schröder.

Er betont jedoch, dass nicht immer der Blick zum Handy oder Smartphone Verursacher war. Auch der Griff zur Sonnenbrille im Handschuhfach oder das Einstellen des Navigationsgerätes mindere die Aufmerksamkeit. Aber, so Wieland Schröder, Fachleute gehen davon aus, dass etwa ein Viertel der Verkehrsunfälle dadurch verursacht wurden, dass Menschen am Lenkrad sich während der Fahrt mit dem Smartphone beschäftigt haben. Dabei gehe es längst nicht mehr ums simple Telefonieren, sondern um andere Funktionen, beispielsweise Twittern. Ebenso nutzen Autofahrer unterwegs nach Angaben der Polizei zunehmend Multimediageräte wie Tablets und Notebooks.

Auch Radler lassen sich ablenken

Studien und Repräsentativbefragungen haben ergeben, dass etwa ein Drittel der Befragten einräumte, während der Fahrt ein Mobiltelefon zu benutzen und Selfies zu schießen. Und etwa 35 Prozent öffnen während der Fahrt am Smartphone soziale Netzwerke oder Messenger-Apps, um zu lesen, zu chatten oder selbst zu senden. Übrigens: Fußgänger und Radler lassen sich gleichermaßen ablenken.