Gladbeck. . Hülya Haack-Yol und Dietmar Haack haben das Areal an der Buersche Straße 159 gekauft. Der Pflegedienst zieht in das Gebäude neben dem Wohnhaus.
- An der Buersche Straße 159 eröffnet im September der Pflegedienst Haack-Yol
- Die Familie hat das Areal kurz vor der Stadtgrenze zu Buer vor einem Jahr gekauft
- Nach der bewegten Geschichte von Kneipe, Bordell und Drogenumschlagplatz wird es jetzt wohl ruhig zugehen
Buersche Straße 159? Sagt den meisten erst einmal nichts. Es sei denn die Namen „Puls Rosör“ oder „Aphrodite“ fallen. Dann geht ein Lächeln der Erkenntnis über die Gesichter älterer Gladbecker. An die Schnapsbrennerei und legendäre Kneipe erinnern sie sich ebenso wie – natürlich nur vom Hörensagen – an das mindestens genauso legendäre Bordell mit dem Namen der griechischen Göttin, das in den 1990er Jahren bis auf die Grundmauern abbrannte. Ist aber alles längst Geschichte, ebenso wie die Machenschaften des Vorbesitzers: Der hatte das Areal 2009 gekauft, flog 2011damit auf, dass er dort einen Umschlagplatz für Drogen eingerichtet hatte.
Künftig wird es ganz ordentlich und gesittet zugehen auf dem Areal am Ende der Buerschen Straße, auf dem die Gebäude seit 2011 leer standen und das Grundstück zunehmend verwilderte: Die GmbH Haack-Yol, das sind Hülya Haack-Yol (46) und Ehemann Dietmar (57), hat das 3300 Quadratmeter große Areal im spitzen Winkel von Konrad-Adenauer-Allee und Buerscher Straße im vergangenen Jahr gekauft.
Die Familie ist bereits im September 2016 ins Wohnhaus gezogen, Mitte September diesen Jahres wird der Pflegedienst Haack-Yol von der Barbarastraße ebenfalls zur Buersche Straße umziehen. Nach einjähriger Umbauzeit sind dann Büros, Besprechungs- und Aufenthaltsräume im jetzt freundlich weiß-rot-grau gestrichenen Gebäude neben dem Wohnhaus fertig eingerichtet.
Der alte Standort wurde zu klein
Zwei Jahre lang hatte die Familie Haack-Yol zuvor nach einem neuen Standort für den Pflegedienst gesucht. Die 90 Quadratmeter Räume an der Barbarastraße sind für Verwaltung und Pflegedienst längst zu klein geworden, der 1994 gegründete Betrieb ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen. 36 Mitarbeiterinnen, inklusive Azubis, sind allein im ambulanten Pflegedienst beschäftigt. Hinzu kommen rund 40 weitere Kräfte, die allerdings in der Tagespflege im Haus Mevlana in Rentfort-Nord arbeiten.
Zwei Jahre hat die Familie nach neuem Standort für den Pflegedienst gesucht
„Es war schwer, etwas Passendes zu finden“, sagt Hülya Haack-Yol. In einem Pflegedienstbetrieb herrscht ständiges Kommen und Gehen, parken Mitarbeiterinnen morgens ab 5.30 Uhr ihre Autos, steigen um in die Pflegedienst-Pkw. Das macht Lärm und kann zu Konflikten führen, wenn in nächster Nähe Wohnhäuser sind, weiß die erfahrene Chefin. Ein Betriebsgebäude im Gewerbegebiet ist für alle Beteiligten unproblematischer. Genau so ist dieser Bereich der Buersche Straße im Flächennutzungsplan ausgewiesen, die Gebäude wurden ja auch immer für Gewerbe, so unterschiedlich es gewesen sein mag, genutzt.
Dass Aufräumarbeiten und ein aufwändiger Umbau erforderlich sein würden, ahnten die neuen Eigentümer beim ersten Blick auf das Areal und ins Innere der Gebäude. Sechs Container voller Müll, Schutt, Sperrmüll und was sonst noch alles von den Vorbesitzern zurück gelassen worden war, galt es zu entsorgen. Darunter im künftigen Bürogebäude für den Pflegedienst nicht nur Theke und Whirlpool der einstigen Saunalandschaft, sondern auch zig Metallgefäße des noch im Knast einsitzenden Drogendealers.
Bewegte Geschichte hinterlässt Spuren im Untergrund
Während überirdisch bald nichts mehr von der bewegten Geschichte des Geländes, das 1873 erstmals bebaut und für die Schnapsbrennerei genutzt wurde, zu sehen sein wird, birgt der Untergrund jede Menge Erinnerungen. Als eine neue Kanalisation erforderlich war, „habe ich mich durch den Keller der Aphrodite gewühlt“, sagt Dietmar Haack. Bei anderen Arbeiten stieß er auf Kopfsteinpflaster, das eindeutig zu Puls Rosör gehörte. Und einen funktionierenden Brunnen mit 40 Meter Tiefe, der einst genügend Wasser zur Herstellung des Hochprozentigen lieferte, gibt es heute noch auf dem Gelände. Ganz zu schweigen vom Pool, der das Kesselhaus der Brennerei gewesen sein muss.
So viel Geschichte und viele Geschichten: Jetzt schlagen die neuen Eigentümer an der Buersche Straße das nächste Kapitel auf. „Das wird wohl etwas langweiliger als die vorherigen“, sagt Hülya Haack-Yol.
Jetzt gibt es genügend Parkplätze – in Zukunft vielleicht eine zweite Tagespflege
Mit dem Umzug ins neue Domizil werden Parkplatzprobleme des Pflegedienstbetriebs gelöst. Auf dem Gelände an der Buerschen Straße, wo es übrigens auch noch Garagen gibt, ist Platz für rund 20 Parkplätze. Bislang hatte der Betrieb Stellplätze im City-Center gemietet.
Zukunftspläne: Eine zweite Einrichtung für die Tagespflege, ähnlich wie das Haus Mevlana an der Enfieldstraße, könnte an der Buersche Straße entstehen.