Gladbeck. . Jäger im Kreis Recklinghausen sollen möglichst viele Überläufer abschießen. Kreisverwaltung fürchtet den Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest.
- Die Afrikanische Schweinepest ist hoch ansteckend und breitet sich zurzeit Richtung Westeuropa aus
- Landesumweltministerium hat deshalb die Schonzeit für Schwarzwild verkürzt
- In Gladbeck gab es bisher nur Sichtungen von Überläufern, Rotten gibt es an der Stadtgrenze
Nach dem Ausbruch der Europäischen Schweinepest mussten 2006 in den Kreisen Recklinghausen und Borken mehr als 100 000 Tiere gekeult werden. Droht jetzt die Afrikanische Schweinepest (ASP)? Vorsorglich hat die Kreisverwaltung für alle Jagdbezirke im Kreis die Schonzeit für ein bis zwei Jahre alte Wildschweine aufgehoben.
Die Regelung gilt seit Mitte Juli bis zum 31. März 2018. Normalerweise darf das Schwarzwild nur vom 1. August bis zum 15. Januar bejagt werden. Frischlinge allerdings sind ganzjährig zum Abschuss freigegeben.
Wildschweine gibt es in fast alles Kreisstädten
Nach Angaben der Kreisjägerschaft hat sich der Bestand an Wildschweinen auch im Kreis Recklinghausen stark erhöht. „Diese Wildart hat sich mittlerweile in fast allen Kreisstädten angesiedelt und ist dort heimisch geworden“, sagt die Vorsitzende der Kreisjägerschaft, Petra Bauernfeind-Beckmann.
In Gladbeck sind die Tiere bisher nur durchgezogen, Überläufer (das sind junge Schweine, die noch in Gruppen leben und kein festes Revier haben) wurden schon öfter in Rentfort gesehen. Und vor Jahren sei mal eines auf dem ehemaligen Siemensgelände in Ellinghorst geschossen worden, sagt Gerd Tersluisen, Sprecher des Hegerings.
In der Nachbarstadt Bottrop gebe es reichlich Wildschweine. Doch allzu sicher sollten sich die Gladbecker nicht sein, denn das Schwarzwild fühlt im Vöingholz an der Stadtgrenze so wohl, dass es wahrscheinlich sei, dass sich über kurz oder lang auch in Gladbeck Rotten ansiedeln könnten, sagt Gerd Tersluisen.
Klimawandel ist günstig für Wildschweine
Für Wildschweine seien die Zeiten ziemlich gut, der Klimawandel verschaffe ihnen reichlich Futter, und an vielen Stellen dürften sie nicht gejagt werden, so das es zu Vermehrung von bis zu 300 Prozent komme. Mit Sorge beobachteten besonders die Bauern die Wege der Schwein. Denn wenn diese Wildtiere erkranken, beispielsweise an der gefürchteten afrikanischen Schweinepest, sind auch Hausschweine gefährdet.
Das Landesumweltministerium hat die Jäger in NRW zu einer konsequenten Bejagung der Wildschweine aufgefordert; einerseits zur Vermeidung von Wildschäden in der Landwirtschaft, zum anderen mit Blick auf die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest. Die Tierseuche hat mittlerweile Polen, Ost-Tschechien und die Slowakei erreicht.
Verbreitung durch direkten Kontakt oder Zeckenbisse
Die ASP ist eine Viruserkrankung, deren Verlauf für die Tiere tödlich ist und gegen die es noch keinen Impfstoff gibt. Ansteckungsgefahr für Menschen besteht nicht. Eine Verbreitung des Virus, so Petra Bauernfeind-Beckmann, sei möglich durch direkten Tierkontakt oder Zeckenbisse, aber auch indirekt durch kontaminierte Fleisch- und Wurstwaren, beispielsweise aus Tschechien, wo die Krankheit bereits ausgebrochen ist. „Es reicht schon, ein Butterbrot draußen liegen zu lassen“, sagt Tersluisen. Verbraucher sollten also genau hinschauen, woher die Wurst auf ihrem Brot kommt.
Die ASP kann auch auf Mastschweine in der Landwirtschaft übertragen werden. Der Tierseuchenausbruch im Jahr 2006 hat die Region 18 Wochen lang in Atem gehalten und wirtschaftliche Schäden im dreistelligen Millionenbereich verursacht.