GLADBECK. . Der Förderverein der städtischen Musikschule in Gladbeck springt in die Bresche, wenn es an materieller und personeller Unterstützung fehlt.

Von klingenden Kassen können öffentliche Einrichtungen – sei es nun ein Schwimmbad oder ein kultureller Treff – in finanzschwachen Städten nur träumen. Da kommt engagierten Privatleuten, Vereinen und Sponsoren ein Part zu, der immer wichtiger wird, oder? Die WAZ sprach über die Arbeit von Unterstützern, die in der Regel nicht auf der Bühne stehen, mit Dr. Gabriele Tichy-Voß. Die 58-jährige Gladbeckerin ist seit fast 20 Jahren Vorsitzende des Fördervereins der städtischen Musikschule.

Frau Dr. Tichy-Voß, würden Sie der Aussage zustimmen, dass Fördervereine heutzutage wichtiger denn je sind?

Dr. Tichy-Voß (energisch, das Ausrufezeichen ist in ihrer Antwort zu hören): Ja!

Dabei agiert der Verein zurückhaltend hinter den Kulissen und tritt eigentlich nicht so stark ins Rampenlicht . . .

Zurückhaltend? Das würde ich nicht sagen. Wir versuchen zum Beispiel immer, an Sommerfesten eine Ansprache zu halten oder auch zu Veranstaltungen wie jetzt am Tag der offenen Tür für Kammermusik. Für mich ist es wichtig, dass wir uns treffen und entscheiden, wofür wir das Geld ausgeben. Wir setzen pro Jahr 20 000 Euro um.

Der Förderverein der städtischen Musikschule Gladbeck, die ihr Domizil am Bernskamp hat, unterstützt vielerlei Aktionen und Veranstaltungen.
Der Förderverein der städtischen Musikschule Gladbeck, die ihr Domizil am Bernskamp hat, unterstützt vielerlei Aktionen und Veranstaltungen. © Oliver Mengedoht

Aus welchen Quellen stammt das Geld, über das der Förderverein verfügt?

Die Beiträge der rund 500 Mitglieder machen das Wenigste aus. Ganz wichtig sind unsere Sponsoren. Hauptsponsor ist die Sparkasse – seit Jahren eine feste Bank für den Förderverein.

Können Sie, wenn Sie einen Blick in die Vergangenheit richten, mit einem konstanten Engagement von Unterstützern rechnen?

Leider nicht, es sind eher weniger Unternehmen geworden. Manchmal sponsern Firmen für besondere Aktionen. Wir hatten vor einigen Jahren den Glücksfall, dass eine Frau uns eine fünfstellige Summe gespendet hat. In der Summe haben wir eine Konstante, und wir behalten uns auch einen Betrag in der Hinterhand.

Für welche Posten gibt der Förderverein Geld aus?

Wir finanzieren unter anderem die Anschaffung von Instrumenten und unterstützen Veranstaltungen und Aktionen. Außerdem vergeben wir ein jährliches Stipendium, das immer für eine andere Instrumentengruppe ausgerichtet ist. Einmal waren es Holzbläser, dann Streicher. Diesmal geht es um Tasteninstrumente, also Klavier und Akkordeon. Eine unabhängige Jury mit Fachleuten von auswärtigen Musikschulen – ein Vertreter von uns ist auch dabei – beurteilt die Leistungen der Schüler. Es werden zweckgebunden dreimal 500 Euro vergeben. Das Geld kann entweder für zusätzlichen Unterricht, Workshops oder Instrumente ausgegeben werden.

Viele Chöre, Gemeinden, Vereine und Organisationen klagen über Nachwuchsmangel – wie sieht die Situation im Musikschul-Förderverein aus?

HINTERGRUND

Gut 500 Mitglieder zählt der Förderverein der Musikschule der Stadt Gladbeck.

Sie treffen sich einmal im Monat, und zwar am zweiten Dienstag. Die Versammlung beginnt um 20 Uhr. In der Regel, so die Vereinsvorsitzende Dr. Gabriele Tichy-Voß, sind die Musikschulleiter Rolf Hilgers und Ernst Hesse bei den Sitzungen mit von der Partie.

Wer Interesse an dem Förderverein hat, kann über die Musikschule Kontakt zu ihm aufnehmen: Bernskamp 1, 9 72 80, E-Mail; info@musikschule-gladbeck.de

Es ist ganz schwierig, Leute zum Mitmachen zu bewegen. Ich weiß nicht, wo es zukünftig hingehen soll. Keiner von uns im Vorstand hat noch Kinder an der Musikschule. Wir engagieren uns aus alter Verbundenheit. Sicher, man kann Leute ansprechen, aber das Interesse ist oft nicht da. Viele haben Angst vor der Arbeit und der Verpflichtung. Es gibt schon mal punktuelle Hilfe wie eine Kuchenspende zu einem Fest.

Waren Eltern früher leichter zur Mitarbeit zu motivieren?

Als der Förderverein vor 40 Jahren gegründet wurde, gab es schon viele Eltern, denen die Musikausbildung ihrer Kinder am Herzen lag. Heutzutage identifizieren sich viele nicht mehr wie früher mit der Musikschule.

Wenn Sie zurückblicken: Hat sich auch bei der Schülerschaft etwas verändert?

Was zugenommen hat, ist die soziale Nachfrage. Wir könne auf Antrag befristet die Hälfte der Kursgebühr übernehmen. Im Jahr sind es durchschnittlich zehn junge Leute, die wir so unterstützen.

Sie haben einen Wunsch frei . . .

Wenn wir im Vorstand ins Rentenalter kommen, wäre es schön, die Arbeit in engagierte, vertrauensvolle Hände zu geben. Man bekommt auch etwas zurück: Das Herz geht einem auf, wenn man die Kinder in einem Konzert sieht und man etwas dazu beitragen konnte.