Gladbeck. . Laut einer Studie haben Minijobs, Leih- und Teilzeitarbeit einen Anteil von 45 Prozent. IG-Bau-Chef: Alarmsignal für die Politik.
- Laut einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung sind befristete Jobs, Leiharbeit und Minijobs auf 45 Prozent gestiegen
- Vor allem Frauen sind in hohem Maße betroffen
- Forderung der Gewerkschaft: Der unbefristete Vollzeitjob muss zum Normalfall werden
Rund 90100 Menschen im Kreis Recklinghausen arbeiten in Teilzeit, Leiharbeit oder haben einen Minijob als alleiniges Einkommen. Damit ist der Anteil der so genannten atypischen Beschäftigung an allen Arbeitsverhältnissen im vergangenen Jahr auf einen Rekordwert von 45 Prozent gestiegen, kritisiert die Gewerkschaft IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU). Sie beruft sich auf eine aktuelle Studie der Hans-Böckler-Stiftung, die die Entwicklung am Arbeitsmarkt im Kreis Recklinghausen seit dem Jahr 2003 untersucht hat. Damals lag die Quote atypischer Jobs noch bei 37 Prozent. I
IG BAU-Bezirkschef Georg Nießing spricht von einem „Alarmsignal an die Politik: „Es kann nicht sein, dass wir einerseits einen wirtschaftlichen Aufschwung erleben, aber andererseits so viele Menschen in prekären Verhältnissen arbeiten“, sagt Nießing. Hier sei „grundsätzlich etwas in Schieflage geraten“.
Rückkehrrecht in Vollzeitjob als Mittel gegen die Teilzeit-Falle
Der unbefristete Vollzeit-Job müsse dringend wieder zum Normalfall werden, fordert die IG BAU Emscher-Lippe-Aa. Besonders die Teilzeit-Beschäftigung habe drastisch zugenommen: Arbeiteten 2003 noch etwa 26700 Erwerbstätige in Teilzeit, waren es 2016 bereits rund 45700 – ein Anstieg von 71 Prozent. Davon betroffen sind vor allem Frauen. „Gegen die Teilzeit-Falle brauchen wir endlich ein verbrieftes Rückkehrrecht in Vollzeit“, ist Georg Nießing überzeugt. Ein entsprechender Gesetzentwurf der großen Koalition war in diesem Frühjahr am Widerstand der Union gescheitert.
Forderung an die Politik: Die Unwucht beseitigen
Auch bei Minijobs gibt es der Studie zufolge keine Entwarnung: Rund 39700 Menschen im Kreis waren 2016 ausschließlich geringfügig beschäftigt (2003: 39500), in der Gebäudereinigung machten Minijobs mittlerweile die Hälfte aller Arbeitsplätze aus. Auch hier seien es insbesondere Frauen, die nach einem Jobverlust oft schnell in Hartz IV abrutschten. Die IG BAU fordert von den Parteien klare Konzepte „gegen die Unwucht am Arbeitsmarkt“. Dazu gehöre die Abschaffung der Befristungen ohne sachlichen Grund ebenso wie die Einbeziehung von Minijobs in die Sozialversicherung.