Gladbeck. Schon seit 1947 verkauft Familie Zimmermann Brot und Gebäck aus der eigenen Backstube. Seit 1985 betreiben sie ihren Laden an der Horster Straße

Der Discounter gegenüber? Kein Problem. Die große Bäckerei, die neben dem Ärztehaus auch ein Café betreibt? Auch kein Problem. Thorsten Zimmermann bleibt angesichts der Konkurrenz in direkter Nachbarschaft der Familienbäckerei an der Horster Straße in Butendorf gelassen.

Vor 70 Jahren machte sich Johannes Zimmermann in Rentfort als Bäcker selbstständig. 1955 zog der Betrieb um nach Butendorf, an die Taubenstraße. Die Backstube dort ist noch immer in Betrieb, aber seit 1985 verkaufen die Zimmermanns ihre Produkte an der Horster Straße 90. Vor rund drei Jahren haben die Brüder Andreas und Thorsten das Geschäft von ihrem Vater Hans Josef übernommen und dem Namen Zimmermann den Zusatztitel „Gebrüder“ verliehen.

Pflaumenkuchen ist immer schnell ausverkauft

Gunhild Schwandt (58), Bäckereifachverkäuferin, Thorsten Zimmermann (40) und Inga Lis Schuten (19), Aushilfe.
Gunhild Schwandt (58), Bäckereifachverkäuferin, Thorsten Zimmermann (40) und Inga Lis Schuten (19), Aushilfe. © Alexa Kuszlik

Am Kern des Geschäfts hat sich nichts geändert. Brot, Brötchen, süßes Gebäck. Und natürlich Pflaumenkuchen. „Wenn ich den auf unserer Facebookseite ankündige, ist der innerhalb weniger Stunden ausverkauft“, sagt Thorsten Zimmermann, der sich ums Geschäft kümmert, während sein Bruder Andreas als Bäckermeister in der Backstube verantwortlich für die Produktion ist.

Die Arbeitsteilung zwischen den Brüdern ist eine Neuerung. Sie ermöglicht es den Zimmermanns zum Beispiel auch, besser mit ihren Kunden zu kommunizieren, zum Beispiel im Internet. Denn wenn Andreas Zimmermann so gegen Mittag seine Schicht beendet (Arbeitsbeginn in der Backstube an der Taubenstraße ist gegen 3 Uhr früh), kann sich Geschäftsführer Thorsten um die Vermarktung kümmern.

Im sozialen Netzwerk können sich die Kunden über neue Produkte und Sonderangebote informieren. Immerhin 166 Menschen haben diese Informationen abonniert. Eine gute Werbung für das Familienunternehmen, einer von vier Innungsbäckereien in Gladbeck.

Vor drei Jahren den Laden komplett renoviert

Das historische Bild zeigt Firmengründer Hans Josef Zimmermann (links).
Das historische Bild zeigt Firmengründer Hans Josef Zimmermann (links). © Lutz von Staegmann

Als sie das Geschäft übernahmen, haben die Zimmermann-Brüder als eine ihrer ersten Amtshandlungen den Laden aufgemöbelt, haben renoviert, Platz gemacht für ein Café. Und sie haben ihr Snackangebot erweitert, belegte Brötchen und herzhaftes Gebäck mögen die Kunden von heute. Klar, dass es dazu auch einen Kaffee zum Mitnehmen gibt.

Aber nicht jede Mode machen sie mit. „Den Trend mit den eiweißhaltigen Broten haben wir nicht mitgemacht“, sagt Thorsten Zimmermann. Dafür gehören zum Beispiel Dinkelbrote fest ins Programm.

Während die WAZ-Fotografen Zimmermann und seine beiden Mitarbeiterinnen in Pose bringen, bildet sich eine kleine Schlange vor dem Verkaufstresen. Die Kunden nehmen’s mit Humor. „Wir warten gerne für die beste Bäckerei hier in Deutschland“, sagt ein Mann lachend. Das Kompliment tut den beiden Verkäuferinnen gut, und der Chef muss auch lächeln. Die Kundschaft an der Horster Straße scheint ein treues Volk zu sein.

Günstige Verkehrslage an der Horster Straße


  
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Draußen rauscht derweil der Verkehr vorbei. „Das Besondere an diesem Standort ist die Verkehrslage. Die Bebauung vom Heimannshof und am Wielandgarten hat sich positiv auf unser Geschäft ausgewirkt“, sagt Zimmermann. Daran ändert auch das Backwarenangebot des Discounters schräg gegenüber nichts. „Nicht bei dieser Wirtschaftslage. Die Leute geben im Moment gerne Geld aus – das spüren wir genauso wie andere Läden.“

Vor Konkurrenz hat er ohnehin keine Angst. Die 70-jährige Familientradition stärkt das Selbstbewusstsein. „Die Bäckerdichte hat in den vergangenen Jahren zugenommen. Was davon nachhaltig ist, steht in den Sternen.“

Acht Festangestellte und drei Aushilfen backen und verkaufen für die Zimmermanns. Ob er Bäcker als Beruf empfehlen würde? „Ja, natürlich“, sagt Thorsten Zimmermann. Allein: Nachwuchs findet das Handwerk nur schwer. Das sei aber überall so. Nicht nur an der Horster Straße.