Gladbeck. . Gewerkschaften und Kirche machen in der Nachbarstadt Gelsenkirchen nun gemeinsame Sache für den arbeitsfreien Sonntag. Ausweitung ist angedacht.
- In der Gladbecker Nachbarstadt Gelsenkirchen schmieden Kirchen und Gewerkschaften eine Allianz
- Sie wollen gemeinsam ein Zeichen gegen Sonntagsarbeit und für den Ruhetag setzen
- Ausgenommen von ihrem Anliegen sind Arbeiten, die am Sonntag dringend erledigt werden müssen
„Am Sonntag gehe ich zur Zulassungsstelle und melde dort mein neues Auto an,“ sagt Michael, 35 Jahre alt und Familienvater, „weil der Sonntagnachmittag günstig ist, denn dann sind die Schlangen am Schalter etwas kleiner. Und meine Frau arbeitet in einem Schulsekretariat und ist am nächsten Wochenende sowieso zum Dienst eingeteilt. Vielleicht haben wir Glück und finden schon in drei Wochen einen gemeinsamen freien Tag – dann können wir als Familie mit unserem neuen Auto einen Ausflug machen.“
So weit, so erfunden. Ausgedacht haben sich Michael der DGB und die evangelische Kirche bei einem Treffen in Gelsenkirchen, um zu verdeutlichen, warum sie sich künftig gemeinsam für den arbeitsfreien Sonntag einsetzen wollen. „Eine solche Zukunftsvision lässt inzwischen Menschen aufhorchen, denn es sind wahrhaftig keine schönen Aussichten, an allen Tagen einer Woche regelmäßig zu arbeiten“, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung.
Immer mehr Sonntagsarbeit sei wie eine Lawine, die drohe, alle arbeitenden Menschen zu erfassen und am Ende die Abschaffung des gesetzlich verbrieften Rechts auf Sonntagsruhe haben könnte. Dagegen formiert sich nun in der Nachbarstadt Gelsenkirchen Widerstand aus unterschiedlichen Bereichen.
Christliche Tradition wahren
So haben sich Repräsentanten sowohl der katholischen wie der evangelischen Kirche mit den Gewerkschaften zusammengeschlossen, um gemeinsam mit den Christlichen Sozialverbänden dieser für sie bedenklichen Entwicklung entgegen zu treten. „Wir sind in dieser Sache der Überzeugung, dass wir unsere christliche Tradition des Sonntagsschutzes nicht leichtfertig aufgeben sollten“, erklärt Propst Markus Pottbäcker von der katholischen Stadtkirche Gelsenkirchen.
DGB-Vorsitzender Josef Hülsdünker und Verdi-Geschäftsführerin Martina Steinwerth fügen hinzu: „Die Arbeitsruhe am Sonntag ist auch in der modernen Arbeitswelt ein hohes Gut und deswegen grundgesetzlich geschützt. Deshalb liegt es nicht im Ermessen von Verbänden und Kommunen, dieses schleichend zu entwerten.“ Kirchen und Gewerkschaften sehen durchaus die Notwendigkeit, dass bestimmte Aufgaben auch am Sonntag erledigt werden müssen.
Dieter Heisig, Industrie- und Sozialpfarrer vom Evangelischen Kirchenkreis Gelsenkirchen, macht aber deutlich, „dass Arbeit am Sonntag auf diese Tätigkeiten reduziert bleiben muss. Das hat nichts mit engstirnigem Dogmatismus zu tun, sondern dient dem Wohle des Einzelnen und der Gemeinschaft. Ohne Sonntage sind alle Tage nur noch Werktage.“ Das Gelsenkirchener Bündnis von Kirchen und Gewerkschaften will gemeinsam die Anstrengungen zum Schutz der Menschen vor genereller Sonntagsarbeit verstärken.
Umfrage nach den Ferien geplant
Nach den Ferien wollen die Mitglieder prüfen, ob eine Befragung der Bevölkerung helfen könnte, die Mehrheitsmeinung im politischen Raum sichtbar zu machen. Das Bündnis geht davon aus, dass bei einer Befragung deutlich wird, was den Menschen mehrheitlich wichtig ist und wie sie ihr Leben gestalten wollen.
Die Zusammenarbeit zwischen Kirchen und Gewerkschaften soll auf lange Sicht auf die gesamte Emscher-Lippe-Region ausgeweitet werden – Gespräche, beispielsweise mit Vertretern der Gladbecker Kirchen, hätten allerdings noch nicht stattgefunden, sagt DGB-Organisationssekretär Hans Hampel. Er wolle nicht vorweggreifen, betont jedoch: „Grundsätzlich stehen wir in dieser Frage mit den Kirchen Seite an Seite.“