Petra Hochmuth machte aus ihrer Leidenschaft für Nadeln und Wolle ein eigenes Geschäft.Gladbeckerin verkauft Knäuel, Knöpfe & Co. plus Ideen.
Barbie-Puppen hat sie in Wollkreationen gehüllt; Babykleider gehäkelt. Mit ihrem bestrickenden Hobby ihren Mitmenschen Freude bereitet. Damals, als Petra Hochmuth noch ein Mädchen war. Als Erwachsene hat die 52-Jährige ihre Leidenschaft mit Nadeln und Wolle zum Beruf gemacht. „Wolle und mehr . . .“ – das ist Petra Hochmuths Geschäft. Knäuel, Knöpfe & Co. verkauft sie seit März an der Bottroper Straße – in bester Lage, gegenüber dem Rathaus.
Umhüllte, farbenfrohe Pfosten
Noch bevor ein Kunde den Laden betritt, weiß der Handarbeitskundige: Hier bin ich an der richtigen Adresse! Die Pfosten, die an der Grenze zwischen Bürgersteig und Fahrbahn eingelassen sind, haben Hochmuth und Frauen des Strick-Zirkels ummantelt: mit farbenfrohen wolligen Überziehern – geringelt, gemuster, verziert. Zwei waren im Handumdrehen geklaut. Die Dame des Hauses erscheint in einer mint-frischen Eigenkreation, ebenfalls ein Werk ihrer Hände. Obwohl: „Arbeit“ scheint sie ihr Metier gar nicht nennen zu wollen. Schließlich macht ihr Stricken und Häkeln immer Spaß: Decken, Pullover, Jacken – „nur keine Socken, die sind für mich nicht interessant“, plaudert die Geschäftsinhaberin aus dem Nähkästchen.
Zwei rechts, zwei links – das kennt so manch einer aus dem Schulunterricht. Doch nach Schema F kam Petra Hochmuth keineswegs an ihr eigenes Geschäft. Vielmehr musste die gebürtige Horsterin, die in Ellinghorst aufgewachsen ist, sich gehörig nach der Decke strecken, als sie bei einem Zustelldienst ihren Job verlor. Sie stellte fest: Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass eine Frau jenseits der 40 eine neue Stelle findet. „Ich bin in ein tiefes Loch gefallen, habe mir den Frust von der Seele gestrickt“, erinnert sich die 52-Jährige. Was sollte sie nun beruflich anfangen? Eine Lösung musste her, komme da, was wolle . . .
Mutter brachte die Tochter auf die Idee
Petra Hochmuth erzählt: „Aus einem Gespräch mit meiner Mutter kam die Idee auf, einen kleinen Wollladen aufzumachen. So etwas gibt’s ja kaum noch!“ Ehemann Guido bestärkte seine Frau. Allerdings konnten die Hochmuths den beruflichen Neustart nicht mal eben aus dem Ärmel schütteln. „Wir haben zusammengerechnet, was wir locker machen können“, sagt die 52-Jährige. Als Existenzgründerin habe sie Unterstützung erhalten, von der Familie viel praktische Hilfe.
Wechsel von Brauck in die Innenstadt
Gut sechs Jahre hatte Petra Hochmuth ihr Geschäft in Brauck, bis sich die Gelegenheit bot, den Laden in die Innenstadt zu verlegen. Kundschaft kommt nicht nur aus Gladbeck, sondern auch aus Gelsenkirchen und anderen Revierstädten. Es hat sich halt rumgesprochen, dass Petra Hochmuth in ihrem Laden Wert auf Qualität liegt. Und obendrein bekommen die Fans der Nadelarbeit bei „Wolle und mehr . . .“ Anregungen, sind doch überall fertige Kleidungsstücke dekoriert. Die Geschäftsfrau verrät gerne so manchen Trick, beispielsweise im Strickcafé montags und mittwochs, wenn sich Handarbeitsfreundinnen – Herren ließen sich bislang nicht blicken – zusammensetzen. Für sie ist das Schild mit der Aufschrift „Stricken fördert das Wohlbefinden“ nicht nur ein Spruch, sondern eine Wahrheit. Trost in schlechten Zeiten, und einfach Spaß, wenn’s wie am Schnürchen läuft.