GLADBECK. . Der Orts- und Heimatverein Gladbeck will durchaus Helmut Kohls und Helmut SchmidtsVerdienste würdigen, warnt aber vor Unannehmlichkeiten und Kosten.

  • Stadtverwaltung will größere Straßen den verstorbenen Kanzlern Helmut Kohl und Helmut Schmidt widmen
  • Verein für Orts- und Heimatkunde warnt vor großen Unannehmlichkeiten und Kosten für Anwohner und Kommune
  • Gegenvorschlag: Warten bis eine geeignete neue Straße einen Namen braucht oder Europaplatz umbenennen

Konrad Adenauer und Willy Brandt, die beiden verstorbenen Bundeskanzler, haben sie schon: markante Orte in Gladbeck, die an sie erinnern. Nach dem Willen der Stadtverwaltung würden zukünftig zwei weitere große Namen deutscher Politiker demnächst auf Straßenschildern stehen. Zu Ehren des kürzlich verstorbenen „Kanzlers der Einheit“ Helmut Kohl (CDU) und des Ex-Kanzlers Helmut Schmidt (SPD, gestorben im Jahr 2016) sollen zwei Straßen umbenannt werden.

Negative Folgen für Bürger

Kritisch zu diesem Ansinnen meldet sich Heinz Enxing als Vorsitzender des Vereins für Orts- und Heimatkunde zu Wort. Erhebliche Unannehmlichkeiten und Kosten sieht er durch Umbenennungen auf Anwohner und Kommune zukommen. Und da schon größere, repräsentativere Straßen ins Auge gefasst werden, um die beiden Politiker angemessen zu würdigen, wären etliche Bürger betroffen.

Brücke oder Europaplatz?

„Die Verdienste der beiden Persönlichkeiten um unser Vaterland sind sicher unbestritten, und beide haben es verdient, dass auch unsere Stadt sie durch die Vergabe von Straßennamen ehrt“, stimmt Enxing der Idee an sich zu. Wenn da nur nicht die einschneidenden Folgen einer Umbenennung wären. Geschieht dies, ist es nämlich längst nicht mit der Montage eines neuen Schildes getan. Für Anwohner zieht dieser Schritt beispielsweise nach sich, dass sie ihre Adressen im Personalausweis und im Fahrzeugschein ändern lassen müssen. Stellen wie Finanzamt, Versicherungen, Telefonanbieter sowie Post- und Zeitungszusteller sind zu informieren; Navigationssysteme und Stadtpläne müssen überarbeitet werden, um nur einige Konsequenzen zu nennen.

Sympathie schwindet

Heinz Enxing gibt zu bedenken, dass solch ein Aufwand, „aus unserer Sicht auch die gewünschte Sympathie der Anwohner für den Straßennamenspatron“ mindere. „In den vergangenen Jahrzehnten war man darum zu Recht sehr zurückhaltend bei Straßenumbenennungen“, so der Vereinsvorsitzende im Rückblick. Er meint deshalb: „Wir halten es für sinnvoller abzuwarten, bis geeignete neue Straßen Namen brauchen.“

Alternativ kann sich Enxing vorstellen, „dass zum Beispiel die Brücke im Zuge der Buerschen Straße, deren offizieller Name ,Gladbecker Brücke’ wenig bekannt ist, im Volksmund aber Asienbrücke heißt, nach Kohl oder Schmidt benannt wird.“ Und die Heimatfreunde haben eine weitere „schonende“ Variante in petto: „Auch der so genannte ,Europaplatz’ könnte einen anderen Namen bekommen, ohne dass ein Anwohner seine Postanschrift ändern muss.“