Gladbeck. . Mario Tobies machte sich mit seiner Musikschule „Pianissimo“ in Gladbeck selbstständig. An der Voßstraße wird nun der fünfte Geburtstag gefeiert.
Hätte man Mario Tobies als Jungen gefragt, ob er sich vorstellen könne, einmal vor einer Schulklasse zu stehen, um seinen Schützlingen Akkorde, Noten und Zwölftonmusik beizubringen – er hätte abgewunken. Dabei wurde dem 31-Jährigen die Freude an der Welt der Klänge in die Wiege gelegt.
Vater Karl-Heinz, ein Chemiker, ließ im Hause Tobies stets Jazz-Musik laufen. „Das tut er heute immer noch“, sagt der Sohn. Gesang und Flötenspiel kam von der Mutter. In diesem Umfeld der Melodien war schon dem 15-jährigen Mario klar: „Ich studiere Musik auf Lehramt!“ Nur unterrichten wollte er nicht an öffentlichen Einrichtungen. Er arbeitet auf seine eigene Weise pädagogisch, indem er sich mit der Musikschule „Pianissimo“ auf eigene Füße stellte. Für einen 25-Jährigen eine Herausforderung. Doch der Diplom-Pädagoge Tobies meisterte diese Aufgabe, die er sich selbst gestellt hat. Am heutigen Standort feiert „Pianissimo“ den fünften Geburtstag. Die WAZ sprach mit dem Musikschul-Inhaber über die Anfänge, Schwierigkeiten und Veränderungen.
Herr Tobies, aus welchem Grund haben Sie sich für die Selbstständigkeit entschieden?
Meine Frau, die wie ich in Essen Musik-Pädagogik studiert hat, und ich hatten schon früh viele Privatschüler: insgesamt um die 30. Das war ein guter Grundstock, um sich selbstständig zu machen. So konnte ich nach zehn Semestern Studium nahtlos Pianissimo eröffnen.
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Das hört sich so einfach an. Gab’s keine Hürden, die Sie nehmen mussten?
Wir haben eine gute finanzielle Starthilfe meiner Schwiegereltern bekommen – ohne die ging’s nicht.
Hatten Sie einen Plan B, falls Sie mit Pauken und Trompeten gescheitert wären?
Mario Tobies: Nein, einen Plan B hatte ich nicht. Ich hatte immer im Hinterkopf, dass ich mich als Musikpädagoge selbstständig machen will. Und eigentlich könnten meine Frau Ines und ich sogar schon den sechsten „Pianissimo“-Geburtstag feiern, denn wir eröffneten unsere Musikschule schon im Jahr 2011, aber damals an der Schürenkampstraße.
Was hat Sie zum Standortwechsel bewogen?
Wir hatten anfangs auf 70 Quadratmetern zwei kleine Räume. Pianissimo entwickelte sich so schnell, dass dieser Platz nicht reichte. Deswegen sind wir umgezogen zur Voßstraße 191a. Der Vermieter Klaus Thelen war begeistert, dass hier eine Musikschule einziehen sollte. Und wir sagen ihm ein großes Dankeschön, denn er hat die baulichen Auflagen, die verlangt wurden, ohne Murren erfüllt. Hier stehen uns 200 Quadratmeter zur Verfügung.
Wie sieht Ihre Arbeit und die Ihrer Kollegen im Vergleich zum üblichen Schulunterricht aus?
Wir haben 16 Lehrer und unterrichten insgesamt knapp 400 Schüler von null Jahren bis über 80: deutsche, italienische, türkische, russische, polnische und und und. Wir nutzen sehr viel improvisatorische Mittel. Außerdem leiten wir einen kleinen Kammerchor und eine Kinderkombo. Unser Kinderchor ist ausbaufähig, man kann also da noch einsteigen.
Welche Instrumente sind besonders beliebt?
Gitarre und Klavier, Trompete und Posaune. Ganz neu bieten wir Cajón an. Wer unsicher ist, kann kostenlos zwei Probestunden wahrnehmen. Pianissimo stellt sich übrigens beim Tag der offenen Tür am 9. September vor.
Wie lautet Ihr Fazit zu Ihrer Zeit als Musikschul-Inhaber?
Es ging immer bergauf! (Tobies strahlt vor Freude)