Gladbeck. Die Ortsgruppen Gladbeck und Bottrop im Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club hatten zur Info-Radeltour von Gladbeck bis nach Essen geladen.
- Mit den Ortsgruppen Gladbeck und Bottrop im Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club ging es auf Info-Tour
- Die 20 Kilometer-Radtour führte entlang der Hauptverkehrsachsen, die der Regionalverband Ruhr favorisiert
- Die organisierten Radler bevorzugen einen Ausbau der alten Hafenbahntrasse, die autofrei verlaufen könnte
Obwohl noch gar nicht gebaut, erfuhr der geplante Radschnellweg Mittleres Ruhrgebiet (RSMR) von Gladbeck über Bottrop nach Essen jetzt quasi seinen ersten Praxistest. Die Zweiradenthusiasten der Ortsgruppen Gladbeck und Bottrop im Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) hatten zur Info-Tour eingeladen, um die vom Gutachter des Regionalverbandes Ruhr favorisierte Streckenführung unters Rad zu nehmen. Am Ende blieben Kritik und Skepsis, ob eine Radtrasse entlang von Hauptstraßen der beste Kompromiss zur schnellen Städteverbindung ist.
Etwa ein Dutzend Radler, der Großteil aus Gladbeck, hatten sich am Freitag vor dem Gladbecker Rathaus eingefunden, um auf die etwa 20 Kilometer lange Tour zu gehen, die von den beiden Vorsitzenden der ADFC-Ortsgruppen, Dr. Vera Bücker (Gladbeck) und Heinz Brockmann (Bottrop), mit Erläuterungen begleitet wurde.
Ein autofreier Radweg ist „eine gute Idee“
Wie bereits anderenorts durch Nutzung alter Zechenbahntrassen geschehen, soll der RSMR auch in Gladbeck ein Stück weit singulär genutzte ,Radautobahn“ werden, indem die alte Trasse der Hafenbahn Richtung Ellinghorst ausgebaut wird. Für Vera Bücker eine „gute Idee, weil der Radschnellweg autofrei geführt wird und den vorgeschriebenen Standard von vier Meter breitem Radweg plus 2,50 Meter breitem Fußweg erfüllen kann“. Wobei sich aber die Frage stelle, „wie die Planer die Kreuzung mit der viel befahrenen Möllerstraße lösen wollen“.
Diesem aufgegebenen Schienenweg geben die hiesigen ADFC’ler per se den Vorzug, dessen Trasse über Bottroper Stadtgebiet bis hinab zum Hafen weiter genutzt werden könnte. Vorteil: Kraftfahrzeugverkehr bliebe komplett ausgeschlossen, nur drei größere Straßen müssten gekreuzt werden. Landschaftlich und touristisch reizvoller ist diese Strecke sowieso, führt sie doch am Tetraeder, der Skihalle, der Gartenstadt Welheim und am Malakoffturm entlang.
Amplen stoppen das zügige Vorankommen
Ganz anders die Gutachter-Strecke, die schon in Gladbeck über 600 Meter bis zur Stadtgrenze auf die Bottroper Straße wechselt. „Der Radschnellweg soll dann auf der südlichen Seite der Bottroper Straße als Zwei-Richtungsradweg mit nur vier Metern Breite geführt werden. Für die Radler bedeutet das eine Querung der Bottroper Straße, so Vera Bücker. Auch später, auf Bottroper Gebiet, müsse die stark vom Kraftverkehr befahrene Nord-Süd-Achse mit Gladbecker- und Friedrich-Ebert-Straße mehrfach gekreuzt werden. „Es ist zu bezweifeln, das hier aufgrund der häufigen Straßeneinmündungen und Ampeln ein zügiges Vorankommen möglich ist“, so Heinz Brockmann, der auch Alternativen über Nebenstraßen aufzeigte.
Der Rückweg führte entlang der alten Hafenbahntrasse – der favorisierten ADFC-Route. Vera Bücker: „Die Teilnehmer waren sich einig, dass die Hafenbahntrasse aus Radlersicht die bedeutend komfortabler zu fahrende Variante wäre.“
Laut RVR kaum Chance für andere Streckenführung
Doch wie realistisch ist es überhaupt, dass die Streckenführung noch einmal komplett überdacht wird? Denn die jetzt gefundene Route ist laut RVR in Übereinstimmung mit einem Arbeitskreis gefunden worden, in dem auch die Städte vertreten waren.
Und auch der ADFC-Landesverband sei dazu eingeladen gewesen. Heinz Brockmann vom Bottroper ADFC will sich nun beim ADFC-Verantwortlichen für die Radschnellwege erklären lassen, wie es zu dieser Übereinstimmung kam.
Eine Nutzen-Kosten-Analyse wird erarbeitet
„Nun wird noch eine Nutzen-Kosten-Analyse erarbeitet“, sagt RVR-Sprecherin Barbara Klask. Derweil haben die politischen Gremien der betroffenen Städte das letzte Wort. Allerdings liegt diesen eben auch die Empfehlung des Arbeitskreises vor. Klask: „Denn so verbinden wir Schulen, Wohn- und Arbeitsorte miteinander, und darauf kommt es bei diesem Radschnellweg an.“ Er solle Pendler dazu bringen, vom Auto aufs Rad umzusteigen. Es gehe dabei „nicht um den Erholungswert“.