Gladbeck. . Bei hochsommerlichen Temperaturen am vielleicht heißesten Tag des Jahres tummelten sich die Besucher im Gladbecker Freibad in Wittringen.

Mit Sack und Pack pilgern sie zu ihrem Platz an der Sonne – und der liegt an der Schützenstraße, im Freibad. Sportlich Ambitionierte, die im erfrischenden Nass ihre Bahnen ziehen wollen, Erwachsene mit Kind und Kegel, Wasserratten älteren Semesters, Mütter mit Babys. Sie alle streben dem Himmelblau der Becken im Grünen zu. Allmählich bildet sich am Kassenhäuschen eine Warteschlange. Die paar Parkplätze in der kurzen Straße vor dem Freibad sind im Nu belegt. Autokennzeichen lassen erkennen: Auch Gelsenkirchener und Bottroper strömen dem Eingang zu.

Verpflegung im Bollerwagen

Familienpapa Christian hat die Verpflegung für einen Tag am Planschbecken mit Frau und Sohnemann in eine Art modernen Bollerwagen gepackt: flaschenweise Getränke, Handtücher, was zu lesen für Mama Melanie, Snacks und Wasserpistole. „Ganz schön schwer zu ziehen“, stöhnt der 35-jährige Gladbecker. Und das bei diesen Temperaturen . . .!

1500 Besucher am Samstag

Mehr als 35 Grad Celsius: „Das haben wir ja auch nicht alle Tage“, meint Schwimmmeister Alexey Pryakhin, der sich den Dienst mit zwei Kollegen in Wechselschicht teilt. Dieser 29. Mai könnte sogar der heißeste Tag des Jahres 2017 werden. Danach sollen die Temperaturen wieder sinken. „Das ist mir egal“, sagt die Gladbeckerin Melanie, während sie Christian und ihren vierjährigen Jonas von ihrem Schattenplatz aus beobachtet, „morgen muss ich eh wieder arbeiten, aber ich hatte ein schönes langes Wochenende.“ Und so manch einer nutzte bereits den Samstag, um einen „Kurzurlaub“ in Wittringen unter freiem Himmel zu genießen. „1500 Besucher hatten wir am vergangenen Samstag“, sagt Dieter Nock von der Betriebsführung des SV 13, verantwortlich für den Freibad-Betrieb. Das sei eine gute Resonanz, und auch der Start der Saison mit ganztägigen Öffnungszeiten am vergangene Freitag sei gut angelaufen: 600 Gäste.

Cool, boy! Der fünfjährige Lukas fühlte sich wohl wie ein Fisch im Wasser. Besucher jeden Alters genossen den Tag im Gladbecker Freibad.
Cool, boy! Der fünfjährige Lukas fühlte sich wohl wie ein Fisch im Wasser. Besucher jeden Alters genossen den Tag im Gladbecker Freibad. © Joachim Kleine-Büning

Das Gros der Wassermänner und Badenixen – so scheint’s bei einem Blick auf die Liegewiesen – will die hochsommerlichen Temperaturen nutzen, so lange der Wettergott ihnen hold ist. Man aalt sich in der Hitze, will Sonne tanken. Und so werden aus winterlichen Bleichgesichtern ruckzuck Rothäute. Andere suchen sich lieber ein kühleres Plätzchen, zum Beispiel im Schatten der Blätterdächer alter Bäume. Die Gladbeckerinnen Nadine und Daniela haben sich eine „Muschel“ als Sonnenschutz aufgebaut.

Knirpse in ihrem Element

Mutter Kathrin Aspöck hat ihrem Einjährigen vorsichtshalber ein maritimes Ringelshirt übergestreift. So tollt Knirps Jonathan mit einem sonnigen Lächeln am Fuße des weißen Kaninchens – ein Spielelement – im Becken.

Gabi Breitsprecher ist das erste Mal in dieser Saison im Gladbecker Freibad. Sie schaut sich zufrieden um und sagt: „Es ist schön hier.“ Ihr fünfjähriges Söhnchen Lukas, ausgerüstet mit Schwimmflügeln und cooler Brille, zappelt derweil munter wie ein Fischlein im Wasser.

Jeden Sommer aus Horst nach Gladbeck

Wilder geht’s da bei Familie Schößler aus Horst zu. Vater Markus, Mutter Stefanie und die vier Kinder kommen alle Jahre wieder ins hiesige Freibad. Ihnen gefällt die Atmosphäre und die Überschaubarkeit der Anlage. Während die dreijährige Janella sich auf die Rutsche wagt und in Mamas Arme plumpsen lässt, wirbelt Markus mit Schmackes seine Söhne durchs Wasser.

Publikum am Sprungturm

Geradezu Wagemutiges spielt sich vor den Augen der Beobachter an den Sprungbrettern an. Von zaghaften Neulingen bis zu stolzen Turmkünstlern reicht das Spektrum der Springer. Ob A...bombe oder Drehungen: Die Springer ziehen Publikum an. Bei einem heftigen Bauchklatscher eines jungen Mannes rutscht einem Zuschauer ein „Aua!“ heraus. Die Buxe ist fast in die Knie gegangen, doch der Springer lässt sich nicht aufhalten, versucht’s glatt noch einmal und legt einen eleganten Köpper hin. Scheint ein Ansporn für andere sein, denn langsam bildet sich eine Schlange am Sprungturm.

Anmutig vom Brett ins Wasser

Bewunderung ernten Oral Demir (36) und Gökhan Cekkir (33). Sie nehmen im Doppelpack leicht Anlauf und landen gekonnt Seit’ an Seit’ im Becken. Wer das hinkriegen möchte, braucht ein bisschen Übung. Aber das sollte doch möglich sein. Denn, so hoffen wir’s wenigstens, das Sommer-Feeling kommt gerade erst auf. Also genug Zeit, sich im Freibad zu tummeln.