gladbeck. . Kinderbuchautorin Heike Becker und das Eiscafé „Saranda“ gehen eine Partnerschaft ein. Vorleserunden helfen beim Abbau von Vorurteilen.

Die Braucker Kinderbuchautorin Heike Becker setzt sich für ein verständnisvolles Miteinander in der Stadt ein. Toleranz ist für die energische, zutiefst soziale Gladbeckerin ein enorm wichtiges Thema. In den Betreibern des Eiscafés „Saranda“ an der Ecke Brauckstraße/Roßheidestraße, der Familie Xhemajli – früher war eine Bäckerei hier ansässig – hat sie nun engagierte Mitstreiter gefunden.

Heike Becker wurde bekannt durch ihr Kinderbuch „Schnecke Maxi“. In dieser Tiergeschichte zeigt sie rührend und mutig auf, wie schrecklich es ist, wenn jemand unter Ausgrenzung leidet. In einfachen Worten und Bildern macht sie in ihrem Buch deutlich, dass eine gleichberechtigte, nicht ausgrenzende und funktionierende Gemeinschaft für alle sehr wichtig ist.

Keinen in die Ecke stellen, weil er zu dick ist

„Es kann doch nicht sein, dass jemand in die Ecke gestellt wird, nur weil er eine Brille trägt oder vielleicht zu dick ist“, sagt Becker beim Treffen mit der WAZ im Eiscafé „Saranda“ und zeigt durch die großen Fenster auf der Braucker Straße. „Gut, dass es jetzt das Café gibt, sonst ist ja nicht mehr viel los hier.“

Die „Schnecke Maxi“ gibt es nun auf der Eiskarte des Cafés „Saranda“ an der Brauckstraße 28. Die neue Kreation wirbt für Toleranz
Die „Schnecke Maxi“ gibt es nun auf der Eiskarte des Cafés „Saranda“ an der Brauckstraße 28. Die neue Kreation wirbt für Toleranz © Heinrich Jung

In der Tat ist es mutig von der Familie Xhemajli, die aus dem Kosovo stammt, an dieser Stelle eine solche Gastronomie zu betreiben. Hier, am Südende der Stadt, ganz weit weg vom Zentrum, gehen die Uhren anders. Autos fahren schnell vorbei, Geschäfte gibt es nur wenige, vereinzelt verirrt sich ein Passant auf die Bürgersteige. Aber es wohnen Menschen im Quartier – Menschen aus vielen verschiedenen Ländern. Becker: „Brauck ist Multikulti und das liebe ich.“ Da liegt es doch nahe, im „Saranda“, einem Treff für Jung und Alt aus dem Stadtteil, Lesungen zu veranstalten, um „bereits kleine Kinder für die Problematik des Mobbing zu sensibilisieren“.

Erster Lesetermin fand bereits statt

Gesagt, getan. Heike Becker ist Nachbarin. Sie mag das Eis der Xhemajlis, die netten Räumlichkeiten und die Freundlichkeit der Inhaber. „Wir haben uns unterhalten, sofort verstanden und ruck-zuck stand der Termin der ersten Lesung fest.“ Lulzim Xhemajli (50), der mit seiner Frau Bedrije (41) und den im Betrieb helfenden Kindern Doni (22), Liridona (17) und Kaltrina (14) das Café betreibt, war sofort Feuer und Flamme. „Das Buch hat mir sehr gut gefallen, das passt zu unserer Einstellung, die von Toleranz und Respekt geprägt ist.“ Bedrija ergänzt: „Für uns sind alle Leute gleich. Die Welt ist doch bunt, und das ist auch die Aussage des Buches.“

Die Xhemajlis sind freundliche, hilfsbereite Menschen – und sie können zupacken. Erst vor wenigen Monaten hat Lulzim das Eiscafé erweitert, den Kiosk nebenan in die nun 70 Quadratmeter großen Räumlichkeiten integriert. „Ich habe alles mit den eigenen Händen renoviert“, sagt Lulzim, der aus der Gastronomie kommt und zuvor in einem Hotel bei Aachen arbeitete. Nun wirkt alles sehr aufgeräumt und freundlich. Sichtbares Mauerwerk in den Wänden und bequemes Mobiliar sorgen für ein mediterranes Ambiente. Vor den Fenstern gibt es im Außenbereich einige Sitzgelegenheiten, zur Roßheidestraße hin schließt sich ein kleiner Café-Garten mit einem Bambus-Zaun an.

Stammkunden und viele Kinder

Den Schritt in die Selbstständigkeit, den die Inhaber im letzten Jahr wagten, haben sie keine Sekunde bereut. Bedrije: „Nur Däumchen drehen und reden hilft nicht, also sind wir das Risiko eingegangen.“ Ganz bewusst in Brauck, denn „wir lieben die Menschen die hier leben“. Es hat sich gelohnt. Stammkunden und vor allem viele Kinder kommen gerne vorbei, naschen von den über 20 Eissorten, trinken Milchshakes, essen Waffeln oder genießen die Kaffeevielfalt. Die Xhemajlis setzen auf eine familiäre Atmosphäre. Bedrije: „Wir haben ja selber Kinder, deshalb gibt es keinen Alkohol, schließlich wollen wir Vorbilder sein.“

Die ganz große Kohle wollen die Xhemajlis mit ihrem Eiscafé „Saranda“ – so heißt eine hübsche Urlauberinsel vor Albanien – mit ihrem Café gar nicht machen. Lulzim: „Wir arbeiten mit Herzblut, alle sollen sich zu Hause fühlen. Was an Geld dann hereinkommt ist doch nur das Zweitwichtigste.“