Seit 25 Jahren organisiert Georg Liebich-Eisele Gedenkstättenfahrten für Jugendliche nach Berlin, um die Erinnerungskultur an die Grauen der NS-Politik und vor allem an der Judenverfolgung wach zu halten. Auch diesmal kehrten 26 Schüler nach fünf Tagen an mehreren Berliner Erinnerungsorten mit vielen neuen Eindrücken und Erkenntnissen zurück. Liebich-Eisele: „Es waren einmal mehr interessante und emotional anstoßende Tage.“

Seit 25 Jahren organisiert Georg Liebich-Eisele Gedenkstättenfahrten für Jugendliche nach Berlin, um die Erinnerungskultur an die Grauen der NS-Politik und vor allem an der Judenverfolgung wach zu halten. Auch diesmal kehrten 26 Schüler nach fünf Tagen an mehreren Berliner Erinnerungsorten mit vielen neuen Eindrücken und Erkenntnissen zurück. Liebich-Eisele: „Es waren einmal mehr interessante und emotional anstoßende Tage.“

Die Reise begann bereits mit „schwerer Kost“: Die Gladbecker Jugendlichen besuchten die Gedenk- und Bildungsstätte „Haus der Wannsee-Konferenz“, wo am 20. Januar 1942 der bereits begonnene Holocaust an den Juden im Detail „organisiert“ wurde. „Es ist vielleicht das schändlichste Dokument der modernen Geschichte und den damit verbundenen Konsequenzen für Millionen von Menschen“, so der Reiseleiter, von Haus aus Sozialarbeiter, der inzwischen hunderte Gladbecker Jugendliche, aber auch zahlreiche Erwachsene zu den Gedenkstätten nach Berlin führte. Die Historikerin Ingrid Damerow informierte die Jugendlichen detailreich über die systematische Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch den nationalsozialistischen Machtapparat.

Berührend für die Teilnehmer war auch der Besuch der Gedenkstätte „Deutscher Widerstand“, die sich im ehemaligen Bendler-Block in der Stauffenbergstraße in Berlin-Mitte befindet. Hier erfuhren die jungen Leute aus Gladbeck von der Leiterin der Gedenkstätte, Karin Eickoff, dass es in der NS-Zeit durchaus Jugendliche gab, die aktiven Widerstand leisteten. Viele Informationen haben die Jugendlichen aus Gladbeck zu den Widerstandsgruppen „Weiße Rose“, „Edelweiß-Piraten“ und der „Swing-Jugend“ bekommen. Die Jugendlichen waren tief betroffen vom Mut und von der Entschlossenheit der jungen Menschen, die sich gegen das bestehende Unrecht auflehnten. „Es wurde lebhaft die Frage diskutiert, wie man sich selber während der Naziherrschaft verhalten hätte und wie man sich heute gegen Rassismus und Antisemitismus verhalten sollte“, so Liebich-Eisele.

Im Jüdischen Museum in Berlin nahmen die Jugendlichen an einem Workshop teil, der sich mit den Themen Zwangsarbeit, Überleben in Berlin und Deportation auseinandersetzte. Dabei setzten sich die Jugendlichen mit den Leidenswegen von Juden auseinander. Mit Hilfe von Originaldokumenten, wie z. B. Fotos, persönlichen Briefen, Schreiben von Ämtern und Behörden und Zeitungsartikeln wurde das persönliche Schicksal von Menschen aufgezeigt, die aufgrund ihrer Religion von den Nazis verfolgt und ermordet wurden. Abwechslung verschaffte die Erkundung Berlins zu Fuß oder per S-Bahn. Im Vordergrund standen auch hier historische Orte nationalsozialistischer Gewaltherrschaft.

Ein besonderer Höhepunkt der Reise war der Besuch des Otto-Weidt-Museums im Scheunenviertel, wo das Leben und Wirken von Otto Weidt dokumentiert wird, dem „stillen Helden“: Er betrieb während der NS-Zeit eine kleine Firma, um Besen und Feger zu produzieren. Er stellte fast ausschließlich blinde und gehörlose Juden ein, um sie somit vor der drohenden Deportation zu retten.

Am Ende der Reise zogen die Jugendlichen eine beeindruckende Bilanz. „ Ich habe in den fünf Tagen mehr über die Zeit des Nationalsozialismus erfahren als in meiner gesamten Schulzeit“, so das Fazit von Caner, der bereits zum zweiten Mal dabei war.