Gladbeck. . Der Sozialdienst setzt sich nach wie vor für Menschen in schwierigen Lebenssituationen ein. Veranstaltungen zum Jubiläum sind ab Sonntag geplant.

„Es ist unendlich viel zu machen und zu helfen, wenn nur jemand da ist, der es tut.“ Das sagte 1899 Agnes Neuhaus, als sie in Dortmund den „Katholischen Fürsorgeverein für Mädchen, Frauen und Kinder“ gründete.

In Gladbeck nahmen sich das, auf Initiative des Dechanten Buck und des Vikars Lösing, engagierte Frauen zu Herzen und gründeten vor 100 Jahren eine Ortsgruppe dieses Fürsorgevereins. Der Name wurde vor Jahrzehnten geändert, die Ziele und das Engagement sind geblieben: Der „Sozialdienst katholischer Frauen“ kümmert sich um Menschen, vorrangig um Frauen und Kinder, die Hilfe brauchen.

Im ersten Weltkrieg ging es vor allem um die Betreuung von Witwen und Waisen

Vor 100 Jahren, im 1. Weltkrieg, richtete sich der Blick vor allem auf „so manche Familien, die der starken Vaterhand entbehren müssen“, und auf „so viele Witwen und Waisen“, meldete die Gladbecker Zeitung bei der Gründung des Fürsorgevereins. Und das Blatt kündigt an, dass „sich in den nächsten Tagen einige Damen vertrauensvoll an die Gladbecker Bürger wenden, den edlen Zweck des Fürsorgevereins klarlegen und um Mitglieder werben“.

Anfangs waren ausschließlich ehrenamtlichen Helferinnen im Einsatz. Wann sie hauptamtliche Unterstützung – zuerst von Fürsorgerinnen, später von studierten Sozialpädagogen und -arbeitern – bekamen, ist nicht mehr bekannt. „Viele alte Unterlagen sind im 2. Weltkrieg zerstört worden“, bedauert die heutige Vorsitzende Irmgard Otters.

Das alte Kassenbuch wurde verschont

Verschont wurde ein Kassenbuch, dessen Eintragungen 1937 beginnen, und darin tauchen, neben den Einnahmen – Spenden von Bürgern, Pfarrern und der Sparkasse – Ausgaben für Miete, Kohle und für Gehälter von Fürsorgerinnen auf. 120 Reichsmark im Monat bekamen sie für ihren Einsatz.

Das alte SkF-Kassenbuch mit Einträgen aus dem Jahr 1917.
Das alte SkF-Kassenbuch mit Einträgen aus dem Jahr 1917. © Oliver Mengedoht

Gezahlt wurde, wenn die Ehrenamtlerinnen, darunter bekannte Namen wie „Frau Dir. Küsters“, „Frau Dir. Kaesbach“ und die „Fräuleins“ Arens, Meiners, Buick, Dieckmann und Nau, genügend Spenden akquiriert hatten. Auf Spenden ist der SkF auch heute noch angewiesen. Ein Großteil der Aufgaben und Einrichtungen wird zwar aus öffentlichen Mitteln finanziert, aber ein Eigenanteil muss aufgebracht werden.

Frauen in schwierigen Situationen nicht alleine lassen

Apropos Aufgaben und Einrichtungen: Als der SkF noch (vor dem päpstlichen Verbot) in der Schwangerenberatung aktiv war, reifte der Gedanke, eine Kindertagesstätte zu gründen. Vorstandsmitglied Elisabeth Kabbeck: „Wir hielten es nicht für konsequent, Frauen zu ermutigen, ein Kind zu bekommen, und sie dann in einer schwierigen Situation allein zu lassen.“

In der Kita Arche an der Steinstraße werden 30 Kinder zwischen vier Monaten und drei Jahren und 25 Mädchen und Jungen in Kindergartengruppen betreut. Mit dem Angebot für die Jüngsten spielte der SkF in Gladbeck 1994 eine Vorreiterrolle – und musste sich der Kritik aus der katholischen Kirche erwehren. Irmgard Otters: „Babys und Kleinkinder gehören zur Mutter, war eine weit verbreitete Haltung.“

Die Einrichtung der Kindertagesstätte Oase

Mussten die SkF-Frauen um die Trägerschaft der Arche auch in der Kommunalpolitik noch kämpfen, kam die Stadt auf sie zu, als es vor 20 Jahren bei der Sanierung des sozialen Brennpunkts Waldenburger Straße um die Einrichtung der Kindertagesstätte Oase ging.

Dort wie in der Arche werden bevorzugt Kinder alleinerziehender Frauen und aus Familien in schwierigen sozialen Situationen aufgenommen. Das gilt auch für Terebinthe, den Hort an der Hammerstraße, wo sich Fachkräfte und Ehrenamtler um 40 Schulkinder kümmern.

Adoptions- und Kinderpflegedienst

Der wie bei der Gründung vor 100 Jahren ehrenamtlich geführte Verein mit etwa 80 Mitgliedern war zudem über Jahre aktiv im Adoptions- und Kinderpflegedienst. Heute ist er tätig als anerkannter Betreuungsverein, bietet seit zehn Jahren in Kooperation mit dem Kinderschutzbund das Programm „Opstapje“ zur frühen Mutter-Kind-Bindung an. Für Flüchtlingsfamilien und -mütter gibt es seit 2015 das Brückenangebot als Einstieg in den Kindergarten.

Auch wenn sich die Arbeit des SkF im Laufe des Jahrhunderts immer den sich wandelnden Bedürfnissen angepasst hat, eines ist unverändert: der Einsatz für Menschen in schwierigen Lebenssituationen, so die Vorsitzende Otters.

Die Feierlichkeiten beginnen am Sonntag mit einem Festgottesdienst

Das 100-jährige Bestehen des Sozialdienstes katholischer Frauen wird im Verlauf dieses Jahres mit Benefizaktionen und Veranstaltungen ausgiebig gefeiert. Höhepunkt ist ein Festgottesdienst am Sonntag, 7. Mai, um 11.15 Uhr in der Propsteikirche St. Lamberti mit anschließendem Empfang im Pfarrzentrum an der Kirchstraße.

Los gehen die Feierlichkeiten aber schon früher mit einer außergewöhnlichen kulturellen Veranstaltung am Sonntag, 23. April, ab 16 Uhr im Katholischen Stadthaus, Humboldtstraße 21. An diesem Nachmittag heißt es: „Es wäre schön, wenn es schöner wäre – Erich Kästner trifft Joachim Ringelnatz“. Kästner (1899-1974) und Ringelnatz (1883-1934) waren Zeitgenossen, sind einander aber nie begegnet.

Johannes Göbel (Rezitation) und Martin Mock (Vertonung, Gitarre und Gesang) holen das in einer virtuellen Begegnung der beiden Dichter nach. Der Fotograf Johannes Göbel (Bonn) und der Gladbecker Jurist Martin Mock, beide Jahrgang 1951, sind seit Studienzeiten befreundet. Mit der Begegnung von Ringelnatz und Kästner realisieren sie alte Träume, haben das literarisch-musikalische Programm seit 2014 rund 20 Mal aufgeführt.

>> DER AUFTRITT

  • Ihr Auftritt in Gladbeck ist eine Benefizveranstaltung.
  • Der Eintritt ist kostenlos.
  • Die Besucher werden um eine Spende zugunsten der Aufgaben des SkF gebeten.