Gladbeck. . Edeltraud Modler hat freiwillig ihren Führerschein gegen ein Busticket eingetauscht. Wie sie haben sich bereits 116 Gladbecker entschieden.

  • Die Aktion „Freiwillige Führerscheinabgabe gegen Busticket“ läuft noch bis Ende Mai.
  • Der Seniorenbeirat hofft auch eine Fortführung in Kooperation mit der Vestischen
  • 116 Gladbecker haben bereits ihren „Lappen abgegeben“ – die Jüngste war 60, der Älteste 94

„Ungültig“. Ein dicker blauer Stempelabdruck auf dem rosafarbenen Papier zeigt an: Dieser Führerschein ist unbrauchbar. Der Lappen dient nur noch als Erinnerungsstück für Edeltraud Modler. Die 84-Jährige hat sich freiwillig entschieden, künftig nicht mehr selbst Auto zu fahren.

Dass sie nicht einfach nur ihren blauen Polo an Tochter Ulrike Weller weitergab, sondern gleich im Bürgerbüro der Stadt ihren Führerschein ungültig machen ließ, ist ein Erfolg der Aktion „Freiwillige Führerscheinabgabe gegen Busticket“.

Noch bis Ende Mai können Gladbecker ihre Fahrerlaubnis gegen ein Ticket eintauschen, mit dem sie zunächst drei Monate lang kostenlos Busse und Bahnen der Vestischen nutzen können. Wenn sie sich danach für ein Jahresabo entscheiden, bekommen sie noch einmal drei Monate gratis oben drauf.

Initiative vom Seniorenbeirat mit Hilfe der Stadt

Die Initiative zu der Aktion kam vom Seniorenbeirat. Und der zieht einen Monat vor dem offiziellen Ende der einjährigen Aktion ein positives Fazit: 116 Gladbecker haben bis dato ihren Führerschein abgegeben, die jüngste Frau war 60 Jahre, der älteste Mann war 94 Jahre alt. Wenig verwunderlich: 77 Prozent der Teilnehmer an der Tauschaktion sind bislang weiblich. „Für Männer hat der Führerschein irgendwie eine andere Bedeutung“, sagt Silke Döding, Abteilungsleiterin im Bürgeramt.

Sie und ihre Kollegen übernehmen die Hauptarbeit, wenn jemand freiwillig auf seinen Führerschein verzichten will. Denn eigentlich wäre das Straßenverkehrsamt in Marl zuständig. Um den Senioren den Schritt zu erleichtern, sprang das Bürgerbüro ein. Dort können Gladbecker nun – ohne Wartezeiten – ihre „Fleppe“ abgeben. Die wird dann per Brief nach Marl geschickt und kommt von dort entwertet zurück, wenn gewünscht.

Der Führerschein wird zum Andenken

Edeltraud Modler bewahrt ihren Führerschein als Andenken auf. Erst 1992 legte sie die Prüfung ab – „vorher hatte ich einfach Angst“, sagt sie. Aber dann, als sie sich einmal überwunden hatte, sei sie überall hin gefahren. Zuletzt mit dem blauen Polo, den nun ihre Tochter übernommen hat. So bleibt er in der Familie.

In der gemeinsamen Turngruppe hatte Hans Nimphius vom Seniorenbeirat sie auf das Angebot aufmerksam gemacht, den Führerschein gegen ein zunächst kostenloses Busticket zu tauschen. Sie sei ohnehin nicht mehr gerne Auto gefahren, sagt sie – die Augen seien zu schlecht geworden.

Das meiste erledigt die rüstige 84-Jährige nun entweder zu Fuß oder per Bus. Das Schönste am Busfahren sei, dass sie sich nun keine Gedanken mehr über Parkmöglichkeiten machen müsse. Und: „Man trifft Leute, die man sonst gar nicht sieht.“ Die Pläuschchen an der Haltestelle und im Bus genieße sie sehr.

28 Prozent schlossen ein Abo bei der Vestischen ab

Friedhelm Horbach, der Vorsitzende des Seniorenbeirats, ist begeistert von der Resonanz auf die Aktion und hofft auf eine Fortführung. Dazu müsste aber auch die Vestische mitmachen, denn das kostenfreie Ticket ist nur möglich, wenn das Nahverkehrsunternehmen mitzieht.

„Die Vestische hat gesagt, wenn 20 Prozent der Leute ein Jahresticket kaufen, rechnet es sich“, sagt Horbach. Dieses Ziel habe die Aktion erreicht: 28 Prozent der Teilnehmer haben laut Statistik der Vestischen ein Jahresabo gelöst.