Gladbeck. . Nach dem langen Winter beginnt für die Männer bei der Radstation die Saison mit Inspektionen und Reparaturen. Die WAZ schaute bei der Arbeit zu.

Der Rahmen ist verstaubt, Dreck hat sich um die Speichen herum angesetzt, die Kette hakt. Aber jetzt ist Schluss mit der Winterruhe für das geliebte Fahrrad. Raus aus dem Keller, auf zur Radstation am Bahnhof West. Denn dort nehmen sich Mario Köhler und seine Leute vernachlässigter Zweiräder an.

Besonders im Frühjahr sind Inspektionen und kleine Reparaturarbeiten gefragt. Für Patrick Rädel (33) sind das Routinearbeiten. Er ist einer von derzeit 22 Leuten, die bei der Rebeq den Wiedereinstieg in die Arbeitswelt proben. „Arbeitsgelegenheit“ werden diese Jobs genannt. Mario Köhler ist als Anleiter dafür zuständig, dass die Männer wieder lernen, einer regelmäßigen Tätigkeit nachzugehen – und das in drei Schichten.

Pendler können ihre Räder in der bewachten Garage unterstellen

Von 5.45 bis 22 Uhr ist die Radstation besetzt, so lange können auch Pendler ihre Fahrräder in der bewachten Garage unterstellen. 70 Cent kostet der Stellplatz am Tag, ein Jahresabo schlägt mit 70 Euro zu Buche. Natürlich können die Leute, die mit dem Rad zur Bahn fahren, ihre Räder auch kostenlos draußen abstellen. Mario Köhler findet das aber nicht empfehlenswert, schließlich kämen dort immer wieder Einzelteile wie Räder oder Sättel weg.

Nach dem langen und teils langweiligen Winter haben die Männer in der Radstation nun wieder gut zu tun. Während ein Kollege an einem älteren Modell arbeitet, nimmt sich Patrick das Redaktionsrad vor. Als erstes schnappt er sich die Luftpumpe und füllt die platten Reifen.

„Da haben wir schon Schlimmeres gesehen“

„Der Luftdruck steht auf dem Mantel“, erklärt Mario Köhler. In diesem Fall sind mehr als sechs Bar nicht ratsam. „Es ist schon vorgekommen, dass zu prall gefüllte Reifen in der heißen Sonne einfach platzen“, sagt Köhler. Aber von heißer Sonne kann ja zurzeit noch nicht die Rede sein.

Patrick prüft derweil die Gangschaltung, stellt hier und dort ein paar Schräubchen nach, ölt die Kette und ist insgesamt durchaus zufrieden mit dem Fahrrad. „Da haben wir schon Schlimmeres gesehen“, sagt er. Besonders schlimm sei es, wenn Räder komplett ölverschmiert seien. Eine Sauerei.

Nach Patrick kommt die Putzkolonne. Stefan Schacht und Michael Meier bringen den schwarzen Rahmen zum Glänzen, polieren die Felgen, entfernen den Hauch Rost vom Lenker. Der Frühling ist da – und jetzt gibt es auch keine Ausrede mehr, nicht Rad zu fahren.

20 Euro kostet die Inspektion – putzen inklusive. Im Internet rebeq.de

www.rebeq.de

>> HIER EINIGE TIPPS DER PROFIS

Das Putzen

Michael Meier schaut beim Putzen aufs Detail. Staub und hartnäckigen Schmutz entfernt er vom Rahmen.

Michael Meier poliert ein Fahrrad in der Radstation am Bahnhof.
Michael Meier poliert ein Fahrrad in der Radstation am Bahnhof. © Joachim Kleine-Büning

In diesem Fall geht das recht leicht – er habe aber auch schon schlimme Fälle erlebt, sagt er. Stichwort: Hundehinterlassenschaften. Da kann ein Schutzblech schon zum stinkenden Schmutzblech werden. Und dann müssen die Fahrradprofis sich zusammenreißen, die Handschuhe anziehen und dann ganz schnell reinemachen.

Beim Putzen greifen die Rebeq-Leute auf Hausmittel zurück. „In den meisten Fällen reicht einfache Spüli-Lauge“, sagt Mario Köhler. Hinterher poliert er dann nochmal mit einem weichen Lappen hinterher. Der Lack soll ja nicht zerkratzt werden. Wie viele Fahrräder er schon wieder straßenfein gemacht hat? „Wenn man ständig welche putzt, zählt man die nicht mehr“, sagt er.

Die Speichen

Rund um die Speichen haben sich Dreck und Staub richtig festgesetzt. Stefan Schacht arbeitet sich Stab um Stab vor.

Stefan Schacht säubert die Speichen.
Stefan Schacht säubert die Speichen. © Joachim Kleine-Büning

Wenn der Schmutz besonders hartnäckig ist, löst er ihn vorsichtig mit Stahlwolle an – aber nur ganz sachte, um die Felge nicht zu verkratzen.

An solchen Stellen benutzen die Rebeq-Mitarbeiter auch schon mal Bremsenreiniger – das geht nämlich besser als Seife.

Die Schaltung überprüfen

Auch die Ritzel und Kettenblätter der Schaltung werden in der Radstation überprüft und sauber gemacht. Dazu ziehen die Mitarbeiter Handschuhe an, denn altes Kettenfett ist hartnäckig. Zwischen Speichen und Ritzeln sauberzumachen ist eine ziemliche Fummelei – aber Michael Meier und Stefan Schacht macht das nichts aus.

Alles dreht sich um die Sicherheit

Stefan Schacht, Michael Meier und Patrick Rädel sind drei von 22 Rebeq-Mitarbeitern. Beim Check achten sie besonders darauf, dass die Fahrräder verkehrssicher sind.

Auch die Gangschaltung wird sorgsam getestet.
Auch die Gangschaltung wird sorgsam getestet. © Joachim Kleine-Büning

Deshalb werfen sie zum Beispiel einen Blick darauf, ob „Katzenaugen“ am Rad angebracht sind – in diesem Fall sind sie keine Pflicht, weil der Reifen selbst einen Reflektorstreifen hat.

Auch der Dynamo wird geprüft, und ob das Licht funktioniert. Das kann auch jeder zu Hause selbst machen. Beim Reparieren helfen dann die Profis.

Die Bremsen sind lebenswichtig

Springt die Kette um, wie sie soll? Patrick Rädel testet die Gangschaltung, stellt ein wenig am Schaltwerk nach, und schon wechseln die Gänge wieder viel leichter hin und her.

Fein-Einstellung an der Hinterradbremse.
Fein-Einstellung an der Hinterradbremse. © Joachim Kleine-Büning

Den Luftdruck kann jeder Radler selbst regulieren. Wie viel Druck der Reifen haben soll, steht auf dem Mantel. In diesem Fall sollen es nicht mehr als sechs Bar sein. Zu wenig Druck macht das Radeln anstrengender.

Thema Sicherheit: Die Bremsen sind natürlich lebenswichtig. Sind die Bremsklötze noch gut? Sind die Bautenzüge stramm genug? Mario Köhler und seine Leute schauen genau hin. Kleinere Korrekturen können Fahrradfahrer auch selbst vornehmen, zum Beispiel an einer kleinen Schraube am Bremshebel.

Öl für die Kette darf nicht fehlen. Diese Arbeit können auch Laien selbst zu Hause erledigen, entweder mit Spray oder wie hier mit richtigem Kettenöl.