Gladbeck/ Bottrop. . Seit 32 Jahren engagiert sich Alfred Voigt in der Opferhilfe. Mittwoch ist Tag der Kriminalitätsopfer - Anlass für den Verein sich vorzustellen.

  • Die Helfer vom Weißen Ring stehen den Opfern bei organisatorischen Fragen zur Seite - und sie hören zu
  • Wichtig für die Arbeit, so der Gladbecker Alfred Voigt, sei eine gehörige Portion Empathie
  • Den richtigen Umgang mit den Opfern lernen die Helfer vom Weißen Ring in Seminaren

Den Opfern von Straftaten Mut machen. Das ist für den Gladbecker Rechtsanwalt Alfred Voigt die Triebfeder, sich im Weißen Ring zu engagieren. Seit 32 Jahren ist er Mitglied, leitet die Außenstelle Gladbeck/Bottrop – und wirbt leidenschaftlich um ehrenamtliche Mitarbeiter.

Besonders weibliche Opferbetreuerinnen fehlen in Gladbeck. Zurzeit sind es vier Männer, an die sich Menschen wenden können, die Opfer einer Straftat geworden sind.

Die Ehrenamtlichen helfen bei organisatorischen Fragen

Neben Anwalt Voigt stehen ein ehemaliger Pfarrer, ein Intensiv-Krankenpfleger und ein Kaufmann parat.

Alfred Voigt engagiert sich seit über 30 Jahren im Weißen Ring.
Alfred Voigt engagiert sich seit über 30 Jahren im Weißen Ring.

Sie helfen bei organisatorischen Fragen, vermittelt juristische Hilfe – und sie hören zu. Denn in vielen Fällen brauchen die Opfer vor allem seelischen Beistand.

„Die Mitarbeiter können aus allen möglichen beruflichen Bereichen kommen“, sagt Voigt. „Freude am Umgang mit Menschen“ und eine gehörige Portion Empathie brauchen die Ehrenamtlichen – und die seien nun mal nicht an einen bestimmten Beruf gebunden.

Man braucht „eine gute mentale Konstitution“ für die Arbeit

Was sie gewiss auch brauchen, sind gute Nerven. Oder, wie Alfred Voigt es formuliert, „eine gute mentale Konstitution“. Denn die Geschichten der Opfer sind oft schrecklich. Voigt erinnert sich an eine Frau, die als Kind zehn Jahre lang sexuell missbraucht worden war, und schließlich mit 20 Jahren den Mut fand, Hilfe zu suchen. Ihn habe damals besonders der fehlende Rückhalt aus der Familie getroffen, erinnert sich Voigt.

In solchen Fällen den richtigen Ton zu treffen, lernen die Mitarbeiter des Weißen Rings in Seminaren. „Opfer brauchen Profis“, fordert der Vereinssprecher Alfred Heinze. Deshalb setzt sich der Verein auch dafür ein, dass Anwälte, Richter und Behördenmitarbeiter sensibilisiert werden für den Umgang mit Menschen, denen ein Verbrechen widerfahren ist.

Ein Wohnungseinbruch kann die Betroffenen zutiefst verunsichern

In manchen Fällen reicht aber auch Trost. Denn es müssen nicht immer krasse Gewalttaten sein, die Menschen nachhaltig belasten. Ein Wohnungseinbruch zum Beispiel kann die Betroffenen zutiefst verunsichern, das Wissen, dass Fremde die eigenen Sachen durchwühlt haben, macht manchen monatelang zu schaffen.

Oder ein Überfall – Voigt schildert beispielhaft den Fall eines 16-Jährigen, der auf dem Heimweg von zwei Männern bedroht wird, sein Handy herauszugeben. So ein Erlebnis könne schwere Folge für das Leben des Jungen haben, wenn ihm niemand bei der Bewältigung helfe.

Die Helfer können zuhören

Natürlich kann der weiße Ring keine psychologische Betreuung ersetzen. Aber die Helfer können zuhören, und Brücken zu den verschiedenen Hilfsangeboten bauen. Und sie können die Hilfe eines Anwalts vermitteln, wenn die Opfer vor Gericht als Nebenkläger auftreten wollen. „Bei bestimmten Delikten übernimmt der Weiße Ring die Kosten für eine anwaltliche Erstberatung“, sagt Voigt. Das gelte vor allem für schwere Delikte wie Gewaltverbrechen, Vergewaltigung und Missbrauch.

>> KONTAKT ZUM WEISSEN RING

  1. Der Verein arbeitet eng mit der Polizei zusammen. „Die Leute bekommen von der Polizei einen Zettel: Melde dich beim Weißen Ring.“ Alfred Voigt und seine Kollegen helfen – hoffentlich bald auch mit weiblicher Unterstützung.
  2. Kontakt zur Opferberatung: s 0151/55164686. Informationen im Internet gibt es auf: bottrop-gladbeck.nrw-westfalen-lippe.weisser-ring.de