Gladbeck. . Gladbeck ist Teil eines bundesweiten Modellversuchs. Er soll Frauen mit wenig Geld ermöglichen, auch teure Verhütungsmittel zu wählen.

  • Frauen mit geringem Einkommen können ab sofort bei Pro Familia eine Kostenbefreiung beantragen
  • Beratungsstelle übernimmt auch teure Verhütungsmittel wie die Hormonspirale oder ein Implantat
  • Modellprojekt startet zunächst nur in wenigen Städten, könnte ab 2019 bundesweit ausgerollt werden

Einen etwa sperrigen Namen haben sich das Bundesfamilienministerium und Pro Familia für das Projekt ausgesucht: „Beratung, Information, Kostenübernahme bei Verhütung“, kurz „biko“. Dabei verbirgt sich hinter diesem „biko“ eine gute Nachricht für Gladbeckerinnen mit wenig Geld. Sie müssen künftig nicht mehr selbst für ihre verschreibungspflichtigen Verhütungsmittel bezahlen.

Gladbeck, Marl und Recklinghausen sind Teil eines Modellversuchs, an dem bundesweit nur sechs weitere Städte teilnehmen: Lübeck, Erfurt, Halle/Saale, Saarbrücken, Ludwigsfelde und Wilhelmshaven. Bis Ende 2019 läuft dieses Projekt, dann entscheidet das Ministerium, ob es ein bundesweites Angebot geben sollte.

Frauen ab 20 Jahren können Antrag stellen

In Gladbeck ist Alesia Knoll bei Pro Familia Ansprechpartnerin für Frauen ab 20 Jahren, die Sozialleistungen oder BaföG erhalten oder als Geringverdienerinnen eine Lohnabrechnung mitbringen. „Die Frau muss selbst entscheiden, wie sie verhütet“, sagt sie.

Kosten dürften bei dieser Entscheidung aber keine Rolle spielen. Zum Beispiel kostet eine Hormonspirale 300 bis 400 Euro – Geld, das eine Frau mit wenig Geld nicht einfach so aufbringen kann. Selbst die reguläre „Pille“ kann ein kleines Budget sehr belasten.

Entscheidung nach Bedürfnissen der Frauen

„Frauen verändern ihr Verhütungsverhalten, wenn das Geld knapp ist. Bei der Entscheidung für eine Methode werden die Kosten zum entscheidenden Kriterium – nicht aber die eigentlich wichtigen Faktoren Sicherheit oder Verträglichkeit“, sagt Gudrun Faber, Leiterin der Beratungsstelle in Gladbeck.

Das Modellprojekt soll es den Frauen ermöglichen, frei nach ihren Bedürfnissen zu entscheiden. Alesia Knoll fasst das so zusammen: „Ich bin Expertin für meinen Körper.“ Ob sie sich vom Frauenarzt die Pille, ein Hormonpflaster, eine Spirale oder ein anderes Mittel verschreiben lassen, soll nur von den Bedürfnissen der Frauen abhängen.

Vertrauliche Beratung zu Verhütungs-Methoden

Alesia Knoll steht ihnen bei der Entscheidung zur Seite, erklärt, welche Methoden es gibt, für wen sie geeignet sind und bestsätigt die Kostenübernahme. Sie bietet auch eine vertrauliche Beratung an – das Angebot an verschreibungspflichtigen Mitteln kann (nicht nur für junge Frauen) verwirrend sein.

Es gibt noch nicht einmal Werbematerialien, aber das neue Angebot spricht sich zügig herum. „Wir haben schon gute Resonanz“, sagt die Beraterin. Auch mit vielen Gynäkologen sei sie bereits im Gespräch, denn die Ärzte sind wichtig, um das Angebot bei den Frauen bekannt zu machen. Auch Apotheken sind bereits informiert und können im Zweifelsfall an Pro Familia verweisen.

Damit „biko“ die Kosten übernimmt, müssen die Frauen das Rezept ihres Arztes mitbringen und auch den Leistungsnachweis vom Amt oder eine Lohnabrechnung. In der Beratungsstelle bekommen sie dann eine Zusage zur Kostenübernahme und können in der Apotheke ihr Verhütungsmittel abholen. Die Apotheke rechnet dann mit Pro Familia ab.

Kontakt zu Pro Familia in Gladbeck (Hochstraße 39): 02043-205414