Gladbeck. Carolina Volk ist seit knapp zwei Jahren als Nachfolgerin ihres verstorbenen Vaters Thomas Brömmel Geschäftsführerin der Völker Tiefbau GmbH.

  • Carolina Volk musste vor zwei Jahren kurzfristig ins Familienunternehmen Völker einsteigen, weil ihr Vater Thomas Brömmel starb
  • Die Jungunternehmerin musste sich in einer männerdominierten Branche durchsetzen
  • Das Unternehmen befindet sich nach einem schwierigen Jahr des Umbruchs wieder auf stabilem Niveau

Carolina Volk ist eine selbstbewusste, sympathische Jungunternehmerin, die sich in einer typischen Männerbranche als Chefin etabliert hat: Die 30-Jährige ist seit knapp zwei Jahren Geschäftsführerin der Völker Tiefbau GmbH und hat das mittelständische Unternehmen nach einem schwierigen Jahr 2015 wieder auf Kurs gebracht.

Die studierte Betriebswirtschaftlerin musste viel früher als geplant Verantwortung übernehmen und die Leitung des über 100 Jahre alten Familienbetriebs von ihrem Vater Thomas Brömmel antreten, als dieser im April 2015 nach kurzer schwerer Krankheit starb. „Ich ging sofort ins Unternehmen, als die Erkrankung meines Vaters bekannt wurde, um die Chance zu nutzen, so viel wie möglich an Übergabe mit ihm zu machen“, berichtet sie.

Neue Firmenchefin konnte sich auf das Team verlassen

Eine schwierige Zeit, der sie sich stellte, die am Ende allerdings zu kurz sein sollte. „Ich hatte aber das Glück, dass ich die Grundausrichtung der Firma kannte, mir Kundenstrukturen und Begrifflichkeiten nicht fremd waren.“ Dankbar zeigt sie sich für die Unterstützung des gesamten Teams, insbesondere von Prokurist und technischem Leiter Klaus Bücker, auf die sich die junge Firmenchefin verlassen konnte.

Es sei eine Herausforderung, so Carolina Volk, in der ausgesprochen männerdominierten Baubranche als Frau, insbesondere als junge Frau, ernst genommen zu werden. „Aber es macht Spaß, sich einer solchen Herausforderung zu stellen, und inzwischen fühle ich mich total wohl in dem Geschäft“, berichtet die Urenkelin von Johann Völker, der das Unternehmen 1910 gegründet hat.

Frauenquote sollte nicht die Qualifizierung ersetzen

Sie findet es gut, wenn mehr Frauen in Führungspositionen und überhaupt mehr Frauen in Männerberufe kommen. Allerdings sollte die Qualifizierung, nicht eine Quote die Frauen dorthin bringen. Carolina Volk: „Eine Frauenquote, die als Türöffner dient, um Barrieren abzubauen oder den Weg zur Qualifizierung zu eröffnen, finde ich gut.“ Aber die Frauenquote dürfe nicht die Qualifizierung ersetzen, findet Volk.

Für ihr Traditionsunternehmen im Gewerbepark Brauck, ein Spezialist im Leitungstiefbau, will die junge Chefin an der traditionellen Firmenphilosophie festhalten: familiengeführter Mittelständler, solide Kundschaft und kein aggressives Wachstum. Nicht zuletzt sieht sie Verantwortung für die knapp 60 oftmals langjährigen Mitarbeiter und ihre Familien.

Geschäftsergebnis ist wieder auf stabilem Niveau

Nach einem „Jahr des Umbruchs“ 2015, so Volk, sei es gelungen, Stabilität zu schaffen und den Umsatz mit fünf Millionen Euro wieder auf den Stand der Vorjahre zu bringen. Auch der Auftragsbestand sei inzwischen wieder auf hohem Niveau und reiche stellenweise bis 2018. Zu den Kunden von Völker zählen namhafte Energieversorger, Abwasserentsorger, aber auch Kommunen, Industrieunternehmen sowie Private. Carolina Volk: „Wir sind und bleiben eine breit aufgestellte Firma.“

Künftig will sich die Geschäftsführerin verstärkt der Nachwuchsförderung widmen. „Das ist eine Herausforderung, der wir uns stellen müssen, da unsere Belegschaft in den kommenden Jahren im Umbruch sein wird.“ Eine Reihe älterer Mitarbeiter stehe vor dem Ausscheiden aus dem Berufsleben. Wert legt die Firmenchefin auf betriebsinterne Weiterbildung. „All das trägt dazu bei, die Position unseres Unternehmens nachhaltig und langfristig zu festigen.“

>>Hintergrund: Johann Völker gründete die Firma 1910

Die Bauunternehmung Völker wurde 1910 von Johann Völker gegründet und nach zwei Weltkriegen 1918 und 1945 jeweils neu aufgebaut. In den 30er Jahren hatte die Firma zeitweise bis zu 3000 Mitarbeiter.

1959 übernahm Josef Brömmel, Schwiegersohn des Gründers, die Firma. In den 70er Jahren erfolgte eine Konzentrierung auf den Tiefbau. 1983 übernahm Thomas Brömmel das Unternehmen, das er 32 Jahre führen sollte.