Gladbeck. Claudia Röttlingsberger ist Geschäftsführerin der Innenausbau GmbH. Die Gladbeckerin will mehr Mädchen für technische Berufe begeistern.
Spricht man von unternehmerischer Frauenpower, so trifft das im Besonderen auf die Firma Innenausbau Röttlingsberger an der Hornstraße zu. Das 1908 gegründete Traditionsunternehmen wird mittlerweile in vierter Generation von den Schwestern Dipl. Betriebswirtin Claudia und Holzfachtechnikerin Sabine Röttlingsberger geführt. Der Internationale Frauentag sei nach wie vor eine wichtige Veranstaltung, sagt die 37-jährige kaufmännische Geschäftsführerin Claudia Röttlingsberger, die sich auf keinen Fall durch gesellschaftliche Realitäten längst überholt habe, Denn trotz aller Gleichberechtigungsbemühungen seien „geschlechtsbezogene Bilder als Klischees gerade auch in der Arbeitswelt noch in vielen Köpfen fest verhaftet.“
„Kann ich mal den Chef sprechen“
Sie erlebe es immer wieder beim telefonischen Erstkontakt mit Kunden, „dass sie sagen, kann ich mal den Chef, oder kann ich mal Ihren Mann sprechen?“. Sie nehme das nicht persönlich und kläre meist mit einem lockeren Spruch den Sachverhalt auf. Vielen sei es anschließend regelrecht peinlich, unbewusst noch im Rollenbild verhaftet gewesen zu sein, „dass der Chef eines Familienunternehmens zwangsläufig ein Mann sein muss“.
Es sei also wichtig, dass es den Frauentag gebe, um daran zu erinnern, dass Gleichberechtigung eigentlich selbstverständlich sein sollte. Ein wichtiger Tag, der in Deutschland aber nicht den gleichen Stellenwert habe wie in anderen Ländern, etwa Osteuropas. Das habe sie selbst beim Aufenthalt in Russland erlebt, wo Frauen in der Berufswelt viel selbstverständlicher leitende Positionen besetzen. „Der Frauentag ist dort ein richtiger Festtag. Die Frauen haben frei, bekommen vom Chef als Hochachtung ihrer Person Blumen geschenkt und machen richtig Party. Das ist dort etwa so wie eine Art Muttertag für alle Frauen.“
Frauen für technische Berufe begeistern
Natürlich gebe es Berufe mit schwerer körperlicher Arbeit, wo viel Muskelkraft gefragt sei, in denen mehr Männer als Frauen arbeiteten. Generell sei es aber auch im Interesse vieler Unternehmen, Mädchen frühzeitig breitgefächerte Jobmöglichkeiten vorzustellen, „um sie eben auch für technische Bereiche zu begeistern“.
Denn sie habe es selbst, „nicht nur bei jungen Frauen mit Migrationshintergrund“, bei Vorträgen im Internationalen Mädchenzentrum in Brauck erlebt, dass selbst moderne Mädchen noch in Klischees denken. Diese habe sie ermutigt, sich auch für andere Berufe als eine Ausbildung zur Frisörin zu interessieren. „Die dann ganz erstaunt waren, nach dem Motto: Ach, das könnte ich auch alles machen?“
Keine Frauenquote im Betrieb
Eine Frauenquote gebe es im eigenen Betrieb Röttlingsberger Innenausbau GmbH aber nicht, „denn unsere Tür steht grundsätzlich auch allen Bewerberinnen offen“. Gleichwohl sei neben ihrer Schwester nur noch eine weibliche Bürokraft im Unternehmen beschäftigt, „im gewerblichen Bereich sind es 17 Männer“. Das liege, wie gesagt, aber auch daran, „dass etwa im Trockenbau schwere Lasten auf den Baustellen bewegt werden müssen“.