Gladbeck. Exzellente Musik und aktuelle Texte begeistern die Gäste im ausverkauften Bonhoeffer-Haus. Liedermacher Florian Nienerza war Gast des Abends.

  • Der Barde der evangelischen Stadtkirche lockte wieder mit seinem Liedermacher-Abend begeisterte Fans ins Bonhoeffer-Haus
  • Der junge Gladbecker Liedermacher Florian Nienerza war Gast des Abends und interpretierte Eigenkompositionen
  • Der ganze Saal stimmte bei „We Shall Overcome“ mit ein und zollte den Künstlern am Ende des Abends lang anhaltenden Applaus

Dass zu Beginn einer Veranstaltung die letzten freien Stühle durch den Organisator und Hauptact Norbert Gerbig von der Bühne aus zugewiesen werden mussten, spricht für die Beliebtheit des Events. Dass der Beifall nach knapp drei Stunden kaum enden wollte für die Qualität. Mittlerweile kann das von der evangelischen Kirche ausgerichtete Konzert „Nacht der Lieder“ auf eine lange Tradition zurückblicken.

Florian Nienerza trat in diesem Jahr als Gast auf. Der 19-Jährige hatte das Gitarrenspielen einst als Schüler von Gerbig erlernt. Ob der Unterricht was getaugt habe, werde man jetzt sehen, kündigte der Gitarrenlehrer, der im Zivilberuf Sozialarbeiter ist, den Auftritt des jungen Musikers mit einem Augenzwinkern an. Das Publikum war jedenfalls der Meinung. Mehr als zweihundert Leute sangen mit und klatschten, was das Zeug hielt.

Florian Nienerza spielte selbstgeschriebene Lieder

Liedermacher Florian Nienerza spielte und sang als Gast bei der „Nacht der Lieder“.
Liedermacher Florian Nienerza spielte und sang als Gast bei der „Nacht der Lieder“. © Oliver Mengedoht

Mit selbstgeschriebenen, mal emotional anrührenden, mal melodischen und mal mit Rap-Einlagen gepeppten Liedern über Liebe, Einsamkeit, Nostalgie und Selbstsicht nahm der Jungbarde schnell das Publikum für sich ein. Unterstützt bei einigen seiner Songs durch die Rapper Fade und Robert, zeigte er, wie weit er schon auf dem Weg zum professionellen Musiker ist. Da wurde auch der Hinweis auf die zum Verkauf ausliegenden CDs gerne angenommen.

Nach einer Pause, in der neben Getränken die legendären Schnittkes angeboten wurden, begeisterten Norbert Gerbig & Friends den Saal. Eine Tonbandaufnahme der legendären Ansprache von Martin Luther King in Washington mit seinen berühmten Worten „I have a dream…“, zeigten, dass es hier nicht nur um einen netten Musikabend ging, sondern durchaus um Inhalte. Mit „We Shall Overcome“, das eine wichtige Rolle in der US-Bürgerrechtsbewegung spielte, und in das der ganze Saal mit einstimmte, ging es weiter.

Mit spielerischem Können und exzellenten Instrumenten

Es folgten „Grenzenlos“ von Konstantin Wecker, „Übers Meer“ von Rio Reiser, „Dann bin ich zuhaus“ von Gregor Myle, und besonders Ry Cooders „Across the borderline“, ein Song mit dem er schon in den 1980er Jahren auf das Schicksal der mexikanischen Einwanderer aufmerksam machte, gegen die Trump jetzt eine Mauer bauen will. Mit spielerischem Können und exzellenter Instrumenten- und Stimmbeherrschung wurde hier von Norbert Gerbig und seinen Mitmusikern – Irene Stehr (Gesang), Rüdiger Hoffmann (Gitarre), Nicole Maurer (Geige), Christoph Maurer (Cello), Ute Breuker-Gerbig (Querflöte) und Walter Weck (Cajon und Mundharmonika) – ein Zeichen gegen den zuweilen belanglosen Mainstream gesetzt.

Unterstützt wurde die Band bei einigen Liedern durch die albanische Sängerin Ornela Mulla. Als dann zum Abschied alle auf die Bühne kamen und „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ intonierten, das Dietrich Bonhoeffer in seiner Todeszelle verfasst hat, gab es kein Halten mehr.