Gladbeck. Der Jugendhilfeausschuss soll den neuen Bedarfsplan beschließen. Neubau nach Abriss des Bonhoeffer-Hauses und Kita-Container in Brauck vorgesehen.

  • In fast allen Gladbecker Stadtteilen ist die Kinderzahl höher als die Anzahl der Betreuungsplätze
  • Entlastung sollen ein Kita-Neubau nach Abriss des Bonhoeffer-Hauses und Kita-Container in Brauck bringen
  • Der Jugendhilfeausschuss soll den neuen Kita-Bedarfsplan in seiner nächsten Sitzung beschließen

Trotz der laufenden Kindergartenoffensive der Stadt bleibt die Versorgungssituation mit Kindergartenplätzen zunächst weiter angespannt. Um hier Entlastung zu schaffen, sieht der jetzt zu verabschiedende Kindergartenbedarfsplan 2017/18 vor, dass in den kommenden drei Jahren weitere Neubauten entstehen. Fest eingeplant ist ein Kita-Neubau an der Christuskirche (Eröffnung 2019), für den durch Abriss des Dietrich-Bonhoeffer-Hauses Platz geschaffen werden muss. Kurzfristig Entlastung sollen auch Kita-Container an der Vehrenbergstraße bringen.

Dringender Handlungsbedarf besteht, weil entgegen der Prognose die Anzahl der Kinder in Gladbeck weiter deutlich angestiegen ist, so Sozialdezernent Rainer Weichelt im Gespräch mit der WAZ. Dies liege an zunehmenden Geburtenzahlen, dem Zuzug von jungen Familien nach Gladbeck sowie durch Zuzüge aus osteuropäischen EU-Ländern – und im Besonderen an den Kindern aus den zugewiesenen Flüchtlingsfamilien.

Versorgungsquote ist gesunken

Nur in Schultendorf gibt es mehr Kita-Plätze als Kinder, ansonsten besteht in den Stadtteilen ein genereller Platzmangel.
Nur in Schultendorf gibt es mehr Kita-Plätze als Kinder, ansonsten besteht in den Stadtteilen ein genereller Platzmangel.

Das Ziel, die am stärksten nachgefragte Betreuung der drei- bis sechsjährigen Kinder in Gladbeck vollständig decken zu können, konnte trotz zusätzlich geschaffener Plätze nicht erreicht werden. In Summe fehlen bei einer Versorgungsquote von 91 Prozent (Vorjahr 92 %) hier stadtweit noch 190 Plätze.

Den Druck erhöht der zunehmend von Eltern angemeldete Bedarf für die Betreuung von Zweijährigen. Die Stadt geht von künftigen Bedarfen von 60 bis 70 Prozent aus. Die aktuelle Versorgungsquote mit vorhandenen Betreuungsplätzen rutschte von 52,7 auf 49,2 Prozent ab. Wobei der bisherige Betreuungsbedarf zur Hälfte durch Plätze in Kindertagespflegestellen und in Großtagespflegeeinrichtungen aufgefangen werden kann.

Nur 17 Plätze für Kinder unter einem Jahr

Weniger nachgefragt ist zwar die Betreuung von Einjährigen, die Versorgungsquote von 8,8 Prozent ist bei 720 Kindern und 63 Plätzen aber nicht ausreichend. Für Kinder unter einem Jahr stehen für das neue Kindergartenjahr lediglich 17 Plätze stadtweit zur Verfügung. Die geplanten Neubauten sollen auch für diese Altersgruppen Entlastung bringen.

Zunächst wird in Butendorf ein Kita-Neubau für vier Gruppen auf dem ehemaligen Bolzplatz Glatzer-/Breslauer Straße entstehen, in den die SkF-Kita „Oase“ umzieht. Die Eröffnung war eigentlich schon für Juni 2017 geplant, erfolgt jetzt aber wohl erst im Januar 2018. Die Stadt will dann den alten, zweizügigen Oase-Standort an der Waldenburger Straße zunächst weiter betreiben, um weitere Plätze im Stadtteil vorzuhalten.

Neubau auf ehemaligem Sportplatz Kortenkamp

Die Ev. Kita Löwenzahn in Brauck soll mit einem Anbau um eine fünfte Gruppe (25 Plätze) erweitert werden. Mit der Fertigstellung wird in 2018 gerechnet. Weitere Entlastung im Stadtsüden, wo die Kinderanzahl am höchsten ist, soll ein vierzügiger Kita-Neubau auf dem ehemaligen Sportplatz am Kortenkamp bringen. Mit der Fertigstellung ist jedoch nicht vor 2019 zu rechnen.

Damit quasi kurzfristig Bedarfsdruck aus dem Kessel genommen werden kann, will die Stadt schon bis Oktober dieses Jahres eine angedockte zweizügige Container-Einrichtung an der Vehrenbergstraße in Betrieb nehmen – ein temporäres Konstrukt für vier bis fünf Jahre mit Kosten von jährlich etwa 160 000 Euro. Die Ev. Gemeinde signalisiert zudem, eine Freifläche an der Heringstraße für einen Kita-Neubau anbieten zu können. Die AWO kann sich zudem an der Marienstraße eine Erweiterung ihrer bestenden Einrichtung um eine Gruppe vorstellen.

Kita-Container bringen Entlastung

In der Stadtmitte wird voraussichtlich ab Mai die neue Großtagespflege im Pfarrhaus an der Mittelstraße (neun Plätze) in Betrieb gehen. Zudem soll bis zum Kita-Jahr 2019 ein vierzügiger Neubau an der Christuskirche die eher unwirtschaftlichen drei Ein-Gruppen-Anlagen der Ev. Kirchengemeinde ersetzen – und 25 zusätzliche Plätze bieten. Die Kita könnte nach Abriss des Bonhoeffer-Hauses Teil eines ‘neuen’ Ev. Gemeindezentrums Stadtmitte sein. Während der Bauphase sollen die Kita-Kinder in einen Container umziehen. Für den von der Stadt finanzierten Kita-Neubau erklärt sich die Ev. Gemeinde auch bereit, langfristig den dreizügigen Lukaskindergarten in Butendorf weiter zu betreiben – wobei Interesse signalisiert wurde, diesen durch einen fünfzügigen Neubau zu ersetzen.