Gladbeck/REcklinghausen . Polizei meldet mehr Verkehrsunfälle und mehr Fahrer unter Alkoholeinfluss. Dennoch gelten die Straßen im Bezirk als die sichersten im Land.

  • Zahl der Verkehrsunfälle stieg in einem Jahr von 1995 auf 2562
  • Häufigste Ursache sind Probleme beim Linksabbiegen und zu schnelles Fahren
  • Positiv: Weniger Schulkinder und weniger Motorradfahrer verunglückten

Es hat 2016 öfter gekracht auf den Gladbecker Straßen. Die Zahl der Vekehrsunfälle stieg von 1995 (2015) um 567 auf 2562 (2016) an. Das ist kein Gladbecker Phänomen, sondern ein Trend im gesamten Bezirk des Polizeipräsidiums Recklinghausen, stellt Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen im jetzt veröffentlichten Verkehrsunfallbericht fest. Auch die Zahl der bei Unfällen Verletzten ist leider angestiegen: Von 170 auf 176 in Gladbeck, von 1827 auf 1975 Verletzte im gesamten Bezirk.

Was die Statistik auch belegt: Die Moral der Autofahrer nimmt merklich ab. Immer mehr Verkehrsteilnehmer machen sich nach einem Verkehrsunfall mit Sachschaden aus dem Staub, ohne sich um den angerichteten Schaden zu kümmern. Diese Zahl stieg um 23,58 Prozent von 369 auf 456 gemeldeten Vorfällen innerhalb eines Jahres. immerhin: 41,4 Prozent konnten aufgeklärt werden.

Steigende Zahl von Unfallfluchten zeigt die zunehmende Respektlosigkeit

Für Polizeipräsidentin Zurhausen spiegelt sich in diesem Verhalten die gesamtgesellschaftlich zu beobachtende Respektlosigkeit wider. Denn nicht nur die Zahl der Unfallfluchten habe deutlich zugenommen, auch die Bereitschaft, verletzte Personen nach einem Unfall einfach zurück zu lassen, sei gestiegen. Zurhausen: „Diese Entwicklung finde ich erschreckend“.

Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen.
Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen. © Polizei Recklinghausen

Erschreckend ist sicherlich auch, dass sich offensichtlich mehr Autofahrer betrunken ans Steuer setzen und dann Unfälle verursachen: 216 waren es 2015, 2016 stieg die Zahl auf 260. Ebenfalls gestiegen ist die Zahl derer, die anderweitig berauscht am Verkehr teilnehmen und dann an Unfällen beteiligt sind. 48 erwischte die Polizei im vergangenen Jahr. Zehn weniger, 38, waren es im Jahr davor.

Positive Entwicklung bei Schulwegs- und Motorradunfällen

Dennoch: Es gibt auch positive Entwicklungen. So verunglückten weniger Kinder auf ihrem Schulweg, und deutlich weniger Motorradfahrer. Die Polizei führt das auf ihre Präventionsarbeit und z.b. die „PoliTours“ zurück, Angebote für sicheres Motorradfahren.

Grundsätzlich beurteilt die Polizei die Sicherheit auf den Straßen im Präsdiumsbezirk im übrigen als die beste im Land. Selbst mit den gestiegenen Unfallzahlen und Zahl der Verunglückten im Verkehr liege der Bezirk noch 25 Prozent unter dem Landesdurchschnitt.

Häufige Unfallursache sind Fehler beim links abbiegen

Häufigste Ursache für Verkehrsunfälle sind übrigens Fehler beim Abbiegen und Wenden (40 Prozent). Vor allem das Linksabbiegen scheint Autofahrern Probleme zu bereiten. Entweder werden entgegen kommende Fahrzeuge nicht gesehen, oder sie fahren zu schnell und werden zu spät bemerkt. Überhaupt ist zu schnelles Fahren weiterhin eine häufige Unfallsachen. Für die Polizei ist das ein guter Grund, Rasern mit Radarfallen und Geschwindigkeitsmessungen auf der Spur zu bleiben.

13 Menschen im Bezirk des Polizeipräsidiums kamen bei Unfällen ums Leben

13 Menschen verloren bei Unfällen im Präsidiumsbezirk Kreis Recklinghausen und Bottrop im vergangenen Jahr ihr Leben. So viele waren es auch in 2015, stellt die Polizei in Recklinghausen fest. Auffällig sei jedoch der hohe Anteil an ungeschützten Verkehrsteilnehmern. Sieben Fußgänger und vier Radfahrer kamen bei Unfällen ums Leben. Damit zählen 85 Prozent der Getöteten zu den ungeschützten Verkehrsteilnehmern. Unter den weiteren tödlich Verunglückten waren ein Fahrer und eine Beifahrerin.

Hoher Anteil an Senioren

Auffällig an der Entwicklung dieser Zahlen ist der hohe Anteil an Senioren: Allein fünf Unfalltote waren älter als 65 Jahre.

Für die Polizeipräsidentin ist das ein deutlicher Hinweis darauf, dass schwächere Verkehrsteilnehmer bei der Verkehrssicherheitsarbeit weiterhin besonders im Fokus stehen müssen. Dafür wurden bereits besondere Präventionsveranstaltungen wie „Alte Hasen, neue Regeln“ und ein Radfahrerprojekt initiiert.