Gladbeck. Das Präventionsprojekt soll auch für gefährdete Kinder und Jugendliche in Gladbeck starten. Der Erfolg ist bereits wissenschaftlich belegt.
- Das Projekt soll so schnell wie möglich auch für gefährdete Kinder und Jugendliche in Gladbeck starten
- Der Erfolg von „Kurve kriegen“ ist bereits wissenschaftlich durch die beteiligte Universität Kiel belegt
- Die Kosten trägt fast vollständig das Land, da die Gesellschaft so langfristig finanziell entlastet wird
Auch in Gladbeck hat das Regionalkommissariat etwa eine handvoll junge Intensivtäter im Fokus, die weiter in die Kriminalität abzurutschen drohen. Damit solche Fälle noch besser verhindert und gefährdete Kinder die „Kurve kriegen“ können, hat das Innenministerium das gleichnamige Projekt gestartet. „Ich habe ihnen die gute Nachricht mitgebracht, dass das Polizeipräsidium Recklinghausen spätestens 2018 Projektpartner von ,Kurve kriegen’ wird – sollten die Mittel eher zur Verfügung stehen, vielleicht auch noch in diesem Jahr“, teilte Jörg Unkrig jetzt dem Integrationsrat im Rathaus mit.
Der Leiter der Stabstelle Prävention Jugendkriminalität im Innenministerium erläuterte in seinem Vortrag, dass „Kurve kriegen“ bereits in anderen Städten seine Wirksamkeit bewiesen habe. Konkret würden Kinder und Jugendliche im Alter von acht bis 15 Jahren als Kandidaten herausgefiltert, die als besonders gefährdet bewertet werden. Unkrig: „In der Regel junge Leute, die ein Gewaltdelikt oder drei Eigentumsdelikte begangen haben und deren Lebensumstände von so vielen Problemen, wie Drogen oder schwierigem Elternhaus, belastet sind, dass dauerhaftes Abgleiten in die Kriminalität droht.“
Teilnahme erfolgt auf freiwilliger Basis
Die Kripo vor Ort arbeite dann mit anerkannten Trägern der freien Kinder- und Jugendhilfe zusammen, die per Dienstleistungsvertrag pädagogische Fachkräfte zur Verfügung stellen. Diese betreuen dann die Kandidaten, die auf freiwilliger Basis zunächst für ein Jahr an ,Kurve kriegen’ teilnehmen.
Die Fachkräfte fungieren als Bindeglied zum Jugendamt und weiteren Kooperationspartnern, beispielsweise Schulen. Sie koordinieren die Netzwerkarbeit und erstellen ein passgenaues Kriminalpräventivangebot für die Teilnehmer und deren Familien. Das können Kompetenztrainings (Anti-Aggressions- oder Elterncoachings), integrative Angebote (Lernhilfe, Sprach- und Sportkurse), freizeitpädagogische Angebote, Sucht- oder Schuldenberatung sein.
Die Kosten trägt fast ausschließlich das Land
Die Kosten für die pädagogischen Fachkräfte sowie die Maßnahmenkosten werden fast vollständig vom Land NRW getragen. „Pro Teilnehmer gehen wir von rund 13 000 Euro pro Jahr aus“, so Unkrig. Was „sehr, sehr günstig“ sei.
Langfristig gesehen spare das Projekt sogar Kosten für die Allgemeinheit, wenn man davon ausgehe, „dass ein Intensivtäter in zehn Jahren durch seine Taten und Folgemaßnahmen Kosten von 1,7 Millionen Euro verursacht“. Denn bislang habe die wissenschaftliche Auswertung ergeben, „dass 40 Prozent der Kurve kriegen-Teilnehmer gar nicht mehr auffällig werden und bei 60 Prozent die Auffälligkeiten massiv zurückgehen“. Die Nutzenanalyse ergebe so, dass – abgesehen vom Opferschutz und der gestiegenen Sicherheit – „die Gesellschaft pro investiertem Euro mindestens drei Euro und bestenfalls sogar 10,50 Euro zurück erhält“.