Gladbeck. . 24-Jähriger Zweckeler wurde als Talent von der Sparkassen-Stiftung Gladbeck gefördert. Nun steht der Trompeter kurz vor dem Studienabschluss.
Mit klingender Münze unterstützte die hiesige Sparkassenstiftung den Zweckeler Martin Berner. 20 Jahre war er alt, als er die frohe Kunde erhielt. Seinerzeit studierte er im zweiten Semester an der Folkwang Universität der Künste in Essen „Jazz Performing Artist, Hauptfach Jazztrompete, Nebenfach Klavier“. Klingt sperrig, doch wenn Martin Berner zu seinem Musik-Instrument greift, zucken schon bei den ersten Takten die Füße in seinem Auditorium, schnipsen die Finger. Nun dürften die Unterstützer Berners – „Dank des Sparkasse-Stipendiums habe drei Jahre lang jeweils 1000 Euro bekommen“ – erfreut die Ohren spitzen, denn der Trompeter lässt nun Neues von sich hören.
Konzert am 10. Februar in Essen
Er legt in dieser Woche seine Abschluss-Prüfung ab, mit einem 45-minütigen Konzert am Freitag, 10. Februar, im Essener Pina-Bausch-Theater, Klemensborn 39. Besucher haben ab 19.30 Uhr die Chance zu hören, wie sich Martin Berner beruflich entwickelt hat. Der Eintritt ist frei.
„Solch’ Enthusiasmus und Engagement unterstützen wir sehr gerne“, stimmte der Vorstand der Sparkassen-Stiftung ein Loblied auf das Zweckeler Talent an. Und für Kenner ist’s unüberhörbar: Der Student, der kürzlich nach Essen umgezogen ist, nutzte die finanzielle Förderung effektiv. Er setzte das Geld um in wertvollen Musikunterricht mit international anerkannten Lehrern – zusätzlich zu seinem Studium an der Hochschule. In dieser Arbeit stellte er fest: „Auch Üben will gelernt sein.“ Dabei gehört der redegewandte 24-Jährige zu einer wahrscheinlich seltenen Spezies, die ganz nach dem Geschmack von Musik-Pädagogen sein dürfte, sagt er doch im Brustton der Überzeugung: „Ich übe gerne.“ Jetzt erst recht, mit neuem Blick auf sich selbst, den ihm das Studium verschaffte: „Man lernt sich selbst kennen.“ Er sei ein eher strukturierter Typ, der allerdings durch „stumpfe, reine Wiederholungen“ nicht zum Ziel gelange. Berner: „Ich habe mich dann gefragt, wenn etwas nicht funktioniert hat: Warum ist das so?“ Die erfahren Profis wussten Antworten, so dass Berners Üben stimmiger und effektiver wurde.
„Es war lange Zeit ein steiniger Weg“
Denn der Himmel des viel gelobten Trompeters hing nicht immer voller Geigen. „Ich hatte immer das Gefühl, dass mir Gehörbildung und Kompositionslehre ziemlich leicht fallen“, sagt Berner schnörkellos, „aber das Handwerkliche muss ich mir schwer erarbeiten.“ Er verschweigt nicht, dass bisweilen sogar der Gedanke aufgeblitzt sei, die Trompete an den Nagel zu hängen: „Es war lange Zeit ein steiniger Weg.“ Aber: Dieses Instrument ist seit Kindertagen seine große Liebe – und so eine Leidenschaft verhallt nicht einfach sang- und klanglos.
Profi-Musiker sind oft Patchwork-Musiker
Martin Berner überwand diese Moll-Phase – und komponiert derzeit seine ganz persönliche berufliche Sinfonie mit sehr unterschiedlichen Sätzen. Wenn er sein Studium beendet, hat er zwar „einen künstlerischen Abschluss“ in der Tasche, doch der 24-jährige gelangte zu der Erkenntnis : „Im Musik-Business wird es immer schwieriger, sich zu behaupten.“ Seine Beobachtung: „Die meisten Musiker sind Patchwork-Musiker: Sie spielen, unterrichten und schreiben Kompositionen.“ Es sei für ihn eine große Herausforderung, das „für ihn passende Muster zu finden“. Bevor ihm als Profi-Musiker existenziell die Puste ausgeht . . .
So ist er als Dozent an die Wurzel seines musikalischen Wirkens zurückgekehrt: Er bringt Mädchen und Jungen an der städtischen Musikschule die Trompeten-Töne bei. Hier entlockte er beim Dozenten Martin Greif dem Blechblasinstrument die allerersten Melodien.
Eigene CD ist in Planung
Da der ehemalige Schüler des Ratsgymnasium – Abitur mit Einser-Durchschnitt – ein gewitztes Köpfchen mit Fantasie ist, stimmt er auch mal gerne andere Töne an, probiert sich aus. So hat Berner seine Leidenschaft fürs Komponieren entdeckt. Dann setzt er sich ans Klavier und experimentiert. Ein Ergebnis: ein noch namenloses Stück, das prima als Filmmusik zu einem Krimi harmonieren würde; als „modern Jazz“ würde Berner seine Eigenkomposition stilistisch einordnen. Er sagt: „Die Trompete ist für mich wie ein Schnitzwerkzeug, aus dem ich etwas kreiere.“
Zukunftsmusik mit Kulturmanagement und Jazz-Konzertreihe
Es ist nicht alles Gold, was glänzt, sagt ein geflügeltes Wort. Im Falle von Berufsmusikern wie Martin Berner bedeutet dies oft: Jazz-Trompeter klingt nobel, doch ein Star à la Till Brönner wird nur ein winziger Bruchteil der Studenten. Daher spielt es für den 24-jährigen gebürtigen Zweckeler eine wichtige Rolle, sich möglichst vielseitig zu bilden. Er sagt: „Nach meinem Bachelor-Abschluss ist für mich klar: Ich werde mich akademisch weiterbilden.“ Seine berufliche Vision gehe in Richtung Kulturmanagement. „Die Frage wird ja immer wichtiger, wie wird Kultur finanziert? Gerade für Jazz fließen nicht so viele Subventionen wie in den klassischen Bereich“, meint Martin Berner.
Didaktische Kenntnisse selbst erworben
Didaktische Kenntnisse hat er sich auf eigene Faust neben dem Studium angeeignet, im Sommer will er ein Praktikum beim Landesmusikrat in Bonn für den Wettbewerb „Jugend jazzt“ absolvieren.
Ein großer Wunsch Berners ist es, in seiner Heimatstadt dem Jazz – etwa durch eine Konzertreihe – eine größere Bühne zu verschaffen und diesen Musik-Stil einem breiterem Publikum zugänglich zu machen: „Da wäre es schön, wenn ich dafür vor Ort Unterstützer fände.“ Angesagte Jazz-Gruppen – das wäre ganz nach seinem Geschmack. Anfangs könnte ja das Martin Berner Quintett spielen – er selbst mit der Trompete sowie seine Kollegen Maximilian Wehner (Posaune), Fabian Neubauer (Klavier), Andreas Pientka (Bass) und Michael Knippschild am Schlagzeug.