gladbeck. . Umgestaltung des Willy-Brandt-Platzes soll Aufenthaltsqualität steigern. Eine provisorische Asphaltdecke für die Fahrbahn lehnt die Politik ab.

  • Innenstadtausschuss lehnt den 60 000-Euro-Vorschlag der Verwaltung ab
  • Provisorium für die Verlängerung der Bottroper Straße ist nicht gewünscht
  • Die Verkehrssicherheit ist durch regelmäßige Kontrollen sichergestellt

Bis 2020 soll der erst 1994/95 umgebaute Willy-Brandt-Platz in neuem Glanz erstrahlen. Ziel: die Aufenthaltsqualität stärken. Instrument der Wahl ist ein Werkstattverfahren, auf dem Planung und Umsetzung aufbauen. Den Vorschlag der Verwaltung, in der Zeit bis zur Platzfertigstellung die marode Fahrtrasse provisorisch für 60 000 Euro zu asphaltieren, erteilte die Politik im Innenstadtausschuss eine Abfuhr.

Die aktuelle Situation der gepflasterten Fahrspur auf dem Platz in der Verlängerung der Bottroper Straße ist wahrlich in keinem guten Zustand. Die Trasse, als verkehrsberuhigter Bereich ausgewiesen, wo maximal Schrittgeschwindigkeit erlaubt ist, wird auch von Bussen befahren. Die Unebenheiten sind für Fußgänger, Rad- und Autofahrer unkomfortabel.

Berg- und Tallandschaft aus der Froschperspektive

Wie schadhaft sie sind, wird aus der Froschperspektive deutlich. Hier zeigt sich dem Betrachter eine Berg- und Tallandschaft. Bürgermeister Ulrich Roland bemerkte, dass seit Jahren diskutiert werde, ob das Pflaster überhaupt fachgerecht verlegt wurde. Seine Einschätzung: „Nach damaligem Stand ja, nach heutigem nicht.“

Die Außengastronomie muss sich gestaltungsmäßig an die übrige Fußgängerzone anpassen.
Die Außengastronomie muss sich gestaltungsmäßig an die übrige Fußgängerzone anpassen. © Michael Korte

Sabine Brinkmann, Leiterin des Ingenieuramts, nannte Einzelheiten. Sie spricht von Absackungen im Bereich der Trasse und einer „Verschiebung des Pflasters, das wegen der hohen Belastung zerstört ist“. Auch gebe es Unebenheiten im Längsverlauf. „Das ist ein Problem für die, die mit dem Rollator unterwegs sind.“ Besonders die südliche Spur, die zu 90 Prozent genutzt werde, sei beschädigt. Hier hätten sich zudem Spurrillen gebildet. Regelmäßig müsse die Trasse deshalb kontrolliert und bei Bedarf nachgearbeitet werden, so dass die Verkehrssicherheit gewährleistet ist.

Dem Verwaltungsvorschlag einer provisorischen Sanierung der südlichen Trasse in Asphaltbauweise bis zur endgültigen Platzfertigstellung 2020 wollte die Politik dennoch nicht folgen. Ausschussvorsitzender Mario Herrmann (Grüne) stellte nachdenklich die Frage: „Ist es angemessen, eine so hohe Summe für drei Jahre auszugeben?“ Schließlich lebe man doch seit geraumer Zeit mit der Kritik am maroden Zustand.

„Es gibt keinen Grund, etwas übers Knie zu brechen“

Auch CDU-Ratsherr Andreas Willmes „sieht keine Notwendigkeit, die 60 000 Euro zu investieren“. Regelmäßige Kontrollen sorgten ja für die Verkehrssicherheit, deshalb „gibt es keinen Grund, etwas übers Knie zu brechen“.

Während SPD-Politiker Ayhan Askin fürs Provisorium sprach – „Ich glaube nicht, dass es besser wird wenn wir warten, es wird schlechter.“ – zog SPD-Fraktionsvorsitzender Michael Hübner die Reißleine, um die Maßnahme zu beerdigen. Auch wegen des Hertie-Umbaus sei „der ein oder andere Verkehr zu erwarten“. Mit einem Abwarten würde man sich nichts vergeben.

Einstimmig – die Linke wollte zuvor noch unbedingt das Provisorium – beschloss das Gremium deshalb, die Entscheidung zu verschieben, bei gleichzeitiger technischer Weiterplanung. Sabine Brinkmann: „Wir müssen das Werkstattverfahren ja eh vorbereiten.“

Nicht Platz, nicht Straße: Der Willy-Brandt-Platz muss dringend erneuert werden.
Nicht Platz, nicht Straße: Der Willy-Brandt-Platz muss dringend erneuert werden. © Marcus Esser

Zwei Millionen Euro für den Willy-Brandt-Platz

Zum Aufenthalt einladen soll in Zukunft der umgebaute Willy-Brandt-Platz. Zwei Millionen Euro beträgt das Volumen, das in den Platzraum investiert wird. Die Arbeiten sollen bis 2020 erledigt sein und sind eine Fortschreibung des „Integrierten Handlungskonzepts für eine familienfreundliche Stadtmitte“.

Nicht angefasst wird der Bereich des Platzes, auf dem der Riesener-Brunnen des Bildhauers Leo Neumann steht, eine Schenkung des Verkehrsvereins 1976 an die Stadt. Doch drumherum wird sich einiges tun. Um den räumlichen Zusammenhang zwischen der Fußgängerzone und dem Platz wiederherzustellen, müssen die Flächen der Außengastronomie an der Nordseite des Platzes überplant werden und den Gestaltungszielen der Stadt angepasst werden, so Sabine Brinkmann vom Ingenieuramt.

Unterschiedliches Stadtmobiliar

Aktuell bildet dort unterschiedliches Stadtmobiliar eine Grenze zur Verkehrsfläche. Auch die Nutzungsmöglichkeiten für verschiedene Altersgruppen sollen verbessert werden. Auf der Änderungsliste stehen neben der maroden Fahrtrasse u.a. die Sitzgelegenheiten und Stufen zur Straße vor dem Alten Rathaus. Zudem muss die Neuplanung zwingend die Nutzung und Gestaltung des Hertie-Neubaus berücksichtigen. Weshalb auch der Abriss und Neubau zeitlich mit den Plänen koordiniert werden muss.

Die Platzumgestaltung ist für eine Laufzeit von 2018 bis 2020 angelegt. Als erster Schritt wird ein Werkstattverfahren im Frühjahr 2018 durchgeführt. Darauf aufbauend geht es dann an die Planung und Umsetzung. Der Förderantrag fürs Werkstattverfahren wurde bereits 2016 gestellt. Erwartet wird der Förderbescheid Ende 2017.