gladbeck. . Auch in Gladbeck liegen ab dem 2. Februar Unterschriftenlisten für ein Volksbegehren zur Wiedereinführung des Abiturs nach 13 Jahren aus.

  • Elterninitiative „g9-jetzt-nrw.de“ ruft zur breiten Beteiligung auf gegen G9 auf
  • Unterschriftenlisten gegen das unbeliebte Turbo-Abi liegen im Alten Rathaus aus
  • Ziel ist die Änderung des Schulgesetzes, um das Abitur nach 13 Jahren einzuführen

Bis zum 7. Juni können alle Gladbecker ab 18 Jahren, die hier ihren Hauptwohnsitz haben, sich an der Initiative beteiligen. Die Unterschriftenlisten liegen öffentlich im Rathaus aus. Die Elterninitiative für Kinderrechte „g9-jetzt-nrw.de“ ruft zur breiten Beteiligung auf, da landesweit 1 060 963 gültige Unterschriften benötigt werden, um im Landtag Gehör zu finden. Ziel ist eine Änderung des Schulgesetzes, so dass an Gymnasien in NRW das Abitur wieder nach einer Regelschulzeit von 13 Jahren abgelegt werden kann.

Die Eintragungsstelle befindet sich im Alten Rathaus, Willy-Brandt-Platz 2, 3. OG, Zimmer 313. Eine persönliche Benachrichtigung wird nicht verschickt. Rückfragen im Wahlbüro 992203 und 992572, Infos auch: www.stadt-gladbeck.de.

Viele Eltern wollen das ungeliebte G8-Modell nicht mehr. Sie setzen aufs Volksbegehren, das zu G9 führen soll.
Viele Eltern wollen das ungeliebte G8-Modell nicht mehr. Sie setzen aufs Volksbegehren, das zu G9 führen soll. © Franz Meinert

Diesem Volksbegehren zu G9 vorausgegangen war eine im April 2015 zunächst erfolgreiche Volksinitiative. Nach der Anhörung im Schulausschuss des Landtags wurde die Abstimmung jedoch überraschend von der Tagesordnung genommen und das G9-Ansinnen der Bürgerschaft am 24. Juni 2015 mit der Mehrheit von Grünen, SPD und FDP abgelehnt.

Jetzt erfolgt das Volksbegehren als nächster möglicher Schritt der direkten Demokratie. Vorab waren zur Zulassung rund 3000 Unterschriften gesammelt worden, nach deren Prüfung auf Gültigkeit die Landesregierung die amtliche Listenauslegung zugelassen hat.

2005 wurde die Schulzeit auf acht Jahre gekürzt

Hintergrund: Seit 2005 wurde in Nordrhein-Westfalen die Schulzeit an Gymnasien auf acht Jahre gekürzt. Dies ist das so genannte G8 oder Turbo-Abi nach Klasse 12. Die Initiatoren des Volksbegehrens fordern mehr Zeit für gute Bildung und so eine Entlastung der Gymnasiasten. Durch die auf zwölf Jahre verdichtete Schulzeit müssen die Schüler im Schnitt einen Unterricht von 33,1 Wochenstunden bewältigen, da die Zahl der sogenannten Jahreswochenstunden am Gymnasium deutschlandweit festgelegt ist (265).

Unterricht endet erst am Nachmittag

Beim Abitur nach 13 Jahren waren es 29,4 Schulstunden (2013). Damit hatten die Kinder in den Klassen 5 bis 10 im Allgemeinen sechs Stunden Unterricht am Tag, so dass sie gegen 13.20 Uhr die Schule verlassen konnten. Mit dem Turbo-Abi wurde außerdem die 7. Unterrichtsstunde verboten und durch eine 60-minütige Mittagspause ersetzt, so dass der Unterricht an den meisten Gymnasien in der Klasse 6 an einem Tag und ab Klasse 7 an zwei Tagen in der Woche erst um 15.50 Uhr endet.

G9 belastet das Familienleben

Der am 1. September 2016 veröffentliche Abschlussbericht zur repräsentativen Umfrage der Landeselternschaft an Gymnasien NRW ergab ein eindeutiges Ergebnis: 88 Prozent(Online-Umfrage) beziehungsweise 79 Prozent (postalische Umfrage) der Befragten waren für eine Rückkehr des Gymnasiums zu G9 und eine Verringerung der Wochenstundenzahl, da die erhöhte Stundentafel bei den Jugendlichen zu deutlich mehr Leistungsdruck führt, was auch das gesamte Familienleben belastet. Durch den Nachmittagsunterricht klagen auch Kirchengemeinden sowie Sportvereine oder Musikschulen, dass Jugend- und Sportgruppen von weniger Kindern besucht werden und vor 16.30 Uhr meist gar nicht mehr möglich sind.