Gladbeck. . Sieben Kinder, die nicht mehr in ihren Familien leben können, und zwölf behinderte Menschen haben an der Memeler Straße ein neues Zuhause.

In das ehemalige Wohnhaus der Ordensschwestern von der Göttlichen Vorsehung ist neues Leben eingekehrt: Die Gemeinnützige Jugend- und Behindertenhilfe GmbH hat im Gebäude an der Memeler Straße ein neues Zuhause für sieben Kinder geschaffen, die nicht mehr in ihrer Familie leben können, und für zwölf junge Erwachsene mit Behinderungen. Jetzt wurde die Eröffnung offiziell gefeiert.

Ehrenamtliches Engagement

1993 machten sich Eltern behinderter Kinder auf den Weg und organisierten ehrenamtlich eine Frühförderung für ihren Nachwuchs. Aus bescheidenen Anfängen hat sich Großes entwickelt: Inzwischen kümmern die Fachkräfte der Frühförderinitiative an der Luisenstraße sich jährlich um rd. 110 Kinder mit Behinderungen. 2010 kam als zweites Standbein die Jugendhilfegesellschaft dazu. An der Friedenstraße richtete sie die erste Intensivgruppe für Kinder und Jugendliche ein. Die Sechs- bis 18-Jährigen leben dort mit ihren Betreuern und erfahren individuelle Förderung und Begleitung. Die zweite Gruppe findet jetzt an der Memeler Straße ihr neues Domizil.

Neu im Spektrum der Hilfsangebote ist jetzt das ambulant betreute Wohnen für junge Erwachsene mit Behinderungen. Auf zwei Etagen leben neun 18- bis 33-Jährige in individuell gestalteten und nach eigenem Geschmack eingerichteten Appartements (drei sind noch frei). Tagsüber arbeiten sie in Werkstätten für behinderte Menschen, im Wohnhaus stehen ihnen Gemeinschaftsküchen und -räume zur Verfügung. Die meisten haben bisher im Elternhaus gelebt, machen hier ihre ersten Erfahrungen mit der Selbstständigkeit. Täglich bis 22 Uhr sind Fachkräfte der Jugend- und Behindertenhilfe im Haus, für Notfälle und Hilfebedarf nachts ist ein ausgeklügelter Notruf eingerichtet. An den Wochenenden bieten drei Mitarbeiter, unterstützt von Schülern der Johannes-Kessels-Akademie, den jungen Erwachsenen abwechslungsreiche gemeinsame Freizeitaktivitäten – von Zoobesuch bis zum Schalke-Spiel – an.

„Mit den Kräften an diesem neuen Standort ist unser Personal auf 40 Mitarbeiter gewachsen“, sagte Siegfried Schmitz, Mitbegründer, Geschäftsführer und pädagogischer Leiter der Frühförderinitiative, bei der Eröffnung nicht ohne Stolz. Erster Beigeordneter Rainer Weichelt und der Landtagsabgeordnete Michael Hübner lobten besonders das beeindruckende ehrenamtliche Engagement, aus dem die Einrichtungen hervorgegangen sind.

Ordensschwester Vinzenza freut sich besonders über die neue Nutzung des ehemaligen Schwesternwohnhauses, denn „damit schließt sich ein Kreis“. Der Orden hatte vor mehr als einem halben Jahrhundert eine für die Zeit bahnbrechende Idee: Im Gildendreieck entstanden ein Senioren- und ein Kinderheim, eine Pflegevorschule, eine Schule für angehende Erzieherinnen und das Schwesternwohnhaus. Menschen aller Generationen lebten auf engem Raum zusammen. Einige der Einrichtungen sind mittlerweile in andere Trägerschaft übergegangen, haben ihren Standort verlagert, einige der Gebäude werden anders genutzt. „Aber jetzt, mit dem Einzug der Kinder und jungen Erwachsenen, ist etwas von unseren damaligen Vorstellungen wieder da. Im Gildendreieck wohnen und arbeiten wieder alle Generationen eng beieinander.“