gladbeck. . Jungstar Henning Strassburger eröffnet den diesjährigen Ausstellungsreigen in der Neuen Galerie. Die Vernissage ist am 27. Januar um 19.30 Uhr.

  • Der Berliner Henning Strassburger untersucht in seinen Bildern Rollenmodelle
  • In Zeiten der Digitalisierung sucht der 33-Jährige nach malerischen Erzählungen
  • Zur Vernissage am 27. Januar um 19.30 Uhr ist der Künstler anwesend

Mit seinen gerade erst mal 33 Jahren ist Henning Strassburger ein Frischling unter den bildenden Künstlern – und zwar ein ganz schön aufregender. Gerd Weggel, Kurator und Fördervereinsvorsitzender der Neuen Galerie, hat den gebürtigen Meißener, der malt, schreibt und sogar singt – Schlager auf Videos –, ganz bewusst geholt. „Er vertritt eine junge Position, ist dabei sehr reflektiert und versucht verschiedene Disziplinen zu bedienen.“ Die Ausstellung geht vom 27. Januar bis zum 24. März.

Die großformatigen Arbeiten Strassburgers, die in der aktuellen Ausstellung in der Neuen Galerie gezeigt werden, fragen nach der malerischen Erzählung heute, nach der Verortung von Malerei in einem zeitgenössischen Bildkanon. Wie lässt sich noch malen in einer Welt, die sich mehr und mehr in den immateriellen Raum des Digitalen verschiebt?

Kometenhafter Aufstieg in den letzten Jahren

Nun, seine Antworten sind abstrakt, qualitätvoll und haben einen hohen Wiedererkennungswert. Weggel: „Ich finde die Bilder sehr, sehr gut, ja außergewöhnlich.“ Strassburger, der an der Düsseldorfer Kunstakademie bei Daniel Richter studierte und in Berlin lebt und arbeitet, erlebte in den letzten Jahren einen kometenhaften Aufstieg. Was natürlich mit steigendem Bekanntheitsgrad einhergeht.

Henning Strassburger, „Shore Break“ (Ausschnitt).
Henning Strassburger, „Shore Break“ (Ausschnitt).

Dies zeigt sich schon am Interesse im Vorfeld der Ausstellung. Strassburger wird für Gladbeck eine exklusive Edition erstellen. Das sind Kunstwerke in einer bestimmten Auflage, die Arbeit von Künstlern auf für den „normalen“ Bürger erschwinglich machen. Im Angebot sind kleine Öl/Acryl-Unikate. Das Interesse jedenfalls ist bereits im Vorfeld groß. So erhielt die Galerie entsprechende Anfragen aus Münster und Reutlingen. Weggel: „Die würden die Bilder sofort kaufen und haben sie doch noch gar nicht gesehen.“ Der Ausstellungsmacher geht davon aus, dass die Unikate bereits am ersten Tag alle verkauft sind.

Für die Ausstellung in der Neuen Galerie hat Strassburger eigens zehn Arbeiten angefertigt. Sie beschäftigen sich mit der Verschiebung von Rollenmustern. Die Basis für seine Transformationen fand er in zwei Kohlezeichnungen von Celebreties in skandalträchtigen Kussszenen. Das waren Justin Bieber im Striplokal als Social Media Fake und Madonna mit Britney Spears während der MTV Music Video Awards 2003. Diese Motive dienen dem Künstler als plakative Rollenmodelle der Jugend und der Kreativindustrie.

Zeichnungen werden in einzelne Elemente zerlegt

Strassburger zerlegte anschließend die Zeichnungen in ihre einzelnen Elemente – und schafft so völlig Neues, das erst bei intensiverem Betrachten einen Wiedererkennungswert zum Original zulässt. Obwohl die fertigen Neukompositionen wie lapidare Gesten wirken, tragen sie ihre ursprüngliche Bedeutungsebene unterschwellig in sich. Dabei gilt: Strassburgers Bilder bekennen sich zur Fläche und sind weitgehend frei von Figurationen oder von Stimmungen. Im Interview mit Anna Simitchieva beschreibt Strassburger seinen gestischen Malansatz: „Alles kommt vom Rand aus, das versuche ich auch als meine Grundregel zu benutzen. Nicht das Zentrum ist interessant, sondern der Rand.“

Britney Spears (l.) und Madonna küssen sich beim MTV Video Music Awards 2003. Strassburger transformiert dieses plakative Rollenmodell in seine großformatigen Bilder.
Britney Spears (l.) und Madonna küssen sich beim MTV Video Music Awards 2003. Strassburger transformiert dieses plakative Rollenmodell in seine großformatigen Bilder. © ddp images/AP

Zurückgenommen ist zudem das Farbspektrum, das er verwendet. Er nutzt nur das industrielle, aus der Drucktechnik stammende CMYK-Spektrum, also einen subtraktiven Farbmodus aus unorganischen, grellen und kalten Farbtönen wie Magenta, Gelb, Schwarz und Cyan-Blau. Strassburger zu Simitchieva; „Ich kann um mich herum beispielsweise kein Umbra entdecken. Also warum sollte ich damit malen?“