Gladbeck. Integrationsratmitglied Muharrem Yiğit wirft dem Vorsitzenden der Gladbecker Ditib-Gemeinde Nadir Kahraman erdogantreue Politikpropaganda vor
- Mitglied des Gladbecker Integrationsrats wirft dem Vorsitzenden der Ditib-Gemeinde Politikpropaganda vor
- Erdogantreue Politiker würden aus der Türkei nach Gladbeck eingeladen, um ihre Ziele vorstellen zu können
- Wer die türkischen Regierung kritisiere, werde beschimpft, die türkischstämmige Gemeinde so gespalten
Durch öffentliche Kritik an dem Vorsitzenden der Gladbecker Ditib-Moscheegemeinde, Nadir Kahraman, entsteht erneut Unruhe innerhalb der türkischstämmigen Gladbecker Gesellschaft. Integrationsratmitglied Muharrem Yiğit (SGG) wirft Kahraman in einem Bericht des liberalen, türkischsprachigen Internet-Medienportals NRWStar vor, die Moschee an der Wielandstraße in Butendorf zu einem Vorgarten Erdogan-treuer Politik zu machen und durch seine Propaganda die türkischstämmige Gemeinde weiter zu spalten.
Im Gespräch mit der WAZ konkretisiert Yiğit, zugleich Vorsitzender des Heimatvereins „Caydar“, dem viele Gladbecker angehören, deren Familie aus der Region Zonguldak stammt, seine Vorwürfe. „Die Moschee sollte ein friedlicher Ort sein, an dem jeder Gläubige, egal welche sonstige politische Orientierung oder Einstellung er hat, ungestört sein Gebet verrichten kann.“
Vorwürfe einer Fremdsteuerung zurückgewiesen
Dass dies so sei, hatte der Vorstand der Moscheegemeinde letzten Sommer öffentlich bekräftigt, nachdem als Folge des Putschversuches in der Türkei die innerpolitischen Auseinandersetzungen auch Auswirkungen in Gladbeck (wie Beschimpfung und Ausgrenzung von Erdogan-Kritikern) hatten. „Aufs Schärfste“ waren Vorwürfe einer „Fremdsteuerung, politischen Einflussnahme und Agitation in der Religionsgemeinschaft“ zurückgewiesen worden. Und betont worden, dass die Ditib-Gladbeck eine Religionsgemeinschaft sei, „in deren Mittelpunkt das friedvolle Zusammenleben der Muslime“ stehe.
Dies seien Lippenbekenntnisse, „die Realität sieht anders aus“, sagt Yiğit. Karaman verhalte sich „wie ein politischer Vertreter“ der Erdogan-treuen türkischen AKP. Auch bei der Wahl des Gladbecker Integrationsrates habe seine offene Unterstützung für die konservative ABI-Liste den Frieden innerhalb der Gemeinde gestört. Auch gegen den Auftritt der linksgerichteten Grup Yorum auf dem Festplatz sei Politik gemacht worden. Die Stadtverwaltung habe darauf reagiert und hingewiesen, Politik und Religion nicht zu vermengen. Kritische Medienberichte hätten auch den Ditib-Dachverband in Köln auf Gladbeck aufmerksam gemacht, „der um eine Beruhigung der Lage gebeten hat“.
Einseitiges Handeln trotz Mahnung fortgesetzt
Kahraman setze aber sein einseitiges Handeln fort. „So werden selbstherrlich Vertreter der AKP aus Zonguldak gerne eingeladen, um in der Moschee ihre politischen Ziele vorstellen zu können und dafür auch mal Spendengeld zu sammeln“, so Yiğit. Die Bitten anderer türkischer Parteienvertreter, etwa der sozialdemokratischen CHP, sich bei der Gladbecker Ditib-Gemeinde vorzustellen, „werden aber abgelehnt“.
Das Verhalten des Vorsitzendenführe dazu, „dass die Zahl der Moscheegänger zurückgeht“ und sich die Gemeinde weiter spaltet. Yiğit: „Kahraman sollte den Weg für einen Nachfolger frei machen, der die Gemeinde wieder zusammenführen kann.“