Gladbeck. . Der Jazzclub Gladbeck feierte Frühschoppen-Saisoneröffnung und lockte fast 200 Besucher ins ausverkaufte Foyer der Mathias-Jakobs-Stadthalle.
Der Jazzfrühschoppen ist ein Klassiker im Gladbecker Kulturprogramm. Diesmal aber stand die Musik besonders im Mittelpunkt. Die Veranstaltung gehe „mehr in Richtung Jazzkonzert“, so Wolfgang Röken, Vorsitzender des Jazzclubs Gladbeck e.V., in seiner Begrüßung. Seine Bitte, während des Programms die Gespräche auf ein Minimum zu beschränken, wurde vom Publikum mit zustimmendem Beifall aufgenommen.
Mit Big Daddy Wilson war denn auch ein ganz Großer der Blues- und Jazzszene in Deutschland zur Jahresauftaktveranstaltung des Jazzclubs Gladbeck in das Foyer der Mathias-Jakobs-Stadthalle gekommen. Knapp 200 Jazzfreunde im Alter etwa ab 55 Jahren waren – nicht nur aus Gladbeck – angereist, wie Röken berichten konnte. „Wir sind ausverkauft“, so lautete die frohe Botschaft. Und ja: Auch jüngere Gesichter fanden sich im Publikum.
Wolfgang Röken sucht einen Nachfolger
Das Trio mit Big Daddy Wilson (Schlagzeug, Gesang), Paolo Legramandi (Bass, Gesang) und Cesare Nolli (Gitarre, Gesang) zog das Publikum schnell auf seine Seite und machte dem Clubmotto, „Jazz in Swinging Gladbeck“ zu bieten, alle Ehre. Wolfgang Röken sprach denn auch zu Recht von einem „Spitzenjazzfrühschoppen“, wobei er nicht die Sorge verhehlte, die er mit der Zukunft des Jazzclubs verbindet.
Er sei auf der Suche nach einem Nachfolger, so der 73-jährige Vorsitzende und ehemalige Gladbecker Bürgermeister, „so jemanden in den 50ern zu finden, ist nicht so einfach“, sagt Röken, wohl wissend, dass viele Aktivitäten des Jazzclubs auch immer mit seiner Person verbunden werden. „Es bewerben sich viele Jazzformationen, die bei uns spielen wollen, aber wir wählen sorgfältig aus. Dann kommt eben auch ein solches großartiges Programm zustande wie in diesem Jahr.“
Gesangliche und musikalische Qualität beeindruckte
Gerne würde der Verein mehr junge Leute ansprechen, „aber das Publikum wird immer älter und mit ihm der Jazzclub ebenfalls.“
Jazz finde in Fernsehen und Rundfunk in der Regel zu nächtlicher Stunde statt. Deshalb biete der Jazzclub „eine Art Schnupperjazz für Schüler“ an: „Mit einem Euro sind sie dabei.“ An diesem Sonntagvormittag blieb das gesetzte Publikum noch unter sich und taute von Stück zu Stück mehr auf – kein bloßes Wortspiel angesichts des eisigen Wochenend-Wetters. Da wippten die Füße, es wurde in die Hände geklatscht, und so manches feine Gitarrensolo erhielt Sonder-Applaus.
Big Daddy Wilson, der seit 1979 in Deutschland lebt und erst hier den Blues für sich entdeckte, zog die Zuhörer mit seinem vollen Soul-Bariton in den Bann, und wenn er eher melancholische Töne anschlug, wurde es ganz still: „You can’t turn back time. Schau in den Spiegel und was du siehst, ist nicht Dein Freund“.
Dies sei „Blues vom Feinsten“, wie Zuhörer Hans-Dieter Angermann, selbst Musiker und Jazzclubmitglied, begeistert feststellte. „Wenn man den Namen hört, weiß man, was man bekommt“, ergänzte Wolfgang Otto, ein Kenner der Szene, und Erika Downar zeigte sich von der „fantastischen Stimme“ und Cesare Nollis virtuosem Gitarrenspiel beeindruckt. Dabei liegt es auf der Hand, dass am Schluss eine Zugabe fällig war.