Gladbeck. . Erst Hut Hagemann, dann Hagemann Moden: Das Textilgeschäft besteht seit 70 Jahren.

  • Mit der Herstellung und dem Verkauf von Hüten begann vor 70 Jahren die Ära von „Hut Hagemann“
  • 1998 übernahm Anette Bachmann das Geschäft und führt es seitdem als Hagemann Moden
  • Die Geschäftsfrau wünscht sich von den Gladbeckern mehr Lokalpatriotismus

Mit der Herstellung und dem Verkauf von Hüten legten Heinz und Änne Hagemann im Haus Kaiserstraße 12 (heute Horster Straße) vor 70 Jahren den Grundstein für ein Geschäft, das noch heute eine Institution in Gladbeck ist. Bei „Hut Hagemann“ konnten sich Kunden sogar aus mitgebrachten Hasen- und Kaninchenfellen eine Kopfbedeckung nach Maß anfertigen lassen.

Diese Zeiten sind natürlich längst vorbei. Das alte Haus wurde schon 1958 abgerissen und durch einen Neubau an der Horster Straße 20 ersetzt. Die Firmengründer passten ihr Sortiment im Laufe der Jahrzehnte den Entwicklungen in der Modebranche an, erweiterten das Angebot um Strickwaren und Hemden für den Herrn und boten seit den 80er Jahren auch Damenbekleidung an.

Hüte lagen trotzdem immer noch in der Auslage und in den Regalen, als Anette Bachmann das Geschäft 1998 übernahm. Die Einzelhandelskauffrau aus Marl war auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit auf „Hut Hagemann“ aufmerksam geworden, deren Eigentümer sich zur Ruhe setzen wollten. „Ich habe ein paar Tage stundenlang auf der Bank vor dem Laden gesessen und beobachtet, wer dort ein- und ausgeht, dabei festgestellt, dass es viele Stammkunden gibt, und mir gedacht: Das kriegst du hin“, erinnert sich die 56-Jährige. Sie hat es hingekriegt, führt das Geschäft jetzt auch schon wieder 18 Jahre.

Nach der Übernahme verschwand zunächst der Hut aus dem Firmennamen und aus den Regalen. „Hagemann Moden“ heißt das Unternehmen seither. Anette Bachmann hat den bekannten Namen beibehalten, „den Stammkunden zuliebe“. Die hielten der neuen Geschäftsinhaberin die Treue, ein sicheres Fundament, auf dem sie aufbauen konnte.

Dass sich trotz treuer Kundschaft einiges ändern musste, war der Geschäftsfrau von Anfang an klar. Sie ließ das Ladenlokal samt Schaufensterfront komplett umbauen (weitere Modernisierungen folgen 2007 und 2010) und reagierte, wie ihre Vorgänger, auf sich ändernde Ansprüche und Kundenwünsche mit neuen Modelabels. „Aber mit Salamitaktik, um die alte Kundschaft mitzunehmen und neue dazugewinnen“, sagt sie.

Auf 75 Quadratmetern Verkaufsfläche muss man sich beim Angebot zwangsläufig spezialisieren. Für Mäntel, Jacken und Co. fehlt der Platz. Umso breiter ist die Auswahl an Blusen, Strickwaren, T-Shirt, Hosen und Kombinationen im Damenbereich sowie an Bekleidung „oberhalb der Gürtellinie“ für den Herrn. Die Chefin und fünf Mitarbeiterinnen sorgen dafür, dass fachkundige Beratung und guter Service – von Einzelbestellungen bis zur Auswahl zu Hause – zu den Stärken bei Hagemann Moden gehören.

Natürlich bekommt auch Anette Bachmann die wachsende Konkurrenz im Internet zu spüren, und auch im Umfeld ihres Geschäfts hat sich einiges zum Negativen entwickelt.Trotzdem blickt sie mit Optimismus in die Zukunft: „Klar, Gladbeck kann nicht alles bieten, aber es gibt hier immer noch eine stattliche Anzahl an hervorragenden inhabergeführten Geschäften, die eine ganze Menge auf die Beine stellen, um die Innenstadt attraktiv zu halten. Das sollten die Gladbecker honorieren. Lokalpatriotismus ist gefragt.“