Gladbeck. Michael Wichert ist Erzieher durch und durch. Seit langem leitet das Familientzentrum St. Marien. Und nun ist er nebenher auch CDU-Ratsherr.
Wenn Michael Wichert privat in Brauck unterwegs ist, wird ihm oft zugewunken oder zugerufen. „Da freu’ ich mich als ,alter Vater’ jedes mal drüber“, gesteht der 55-Jährige, der seit inzwischen 30 Jahren in der Kindergartenarbeit im Stadtsüden zu Hause ist und viele hundert Kinder in all den Jahren hat kommen und gehen sehen. Wichert – er ist eines der bekannten Gesichter in Brauck, an den sich Ehemalige oft und gern erinnern.
Dabei ist Wichert, der seit 1995 Leiter des heutigen Familienzen-trums St. Marien ist, gebürtiger Gelsenkirchener. Gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder wuchs er in Ückendorf auf und lernte im katholisch-religiösen Milieu die Jugend- und Sozialarbeit kennen – und schätzen. Zwar wollte der junge Wichert Anfang der 80er Jahre studieren, entschied sich dann aber doch, die Fachschule für Sozialpädagogik am Eduard-Michelis-Haus zu besuchen. „Ich war der einzige männliche Bewerber, und die Nonne, die die Schule leitete, meinte sogar, ich würde einer Frau den künftigen Arbeitsplatz wegnehmen.“ Sie nahm Wichert dennoch auf.
Als junger Mann wollte Wichert in einen Orden eintreten
Und schon 1984 richtete sich sein Blick auf St. Marien, wo er nach der Fachschule im damaligen Kinderhort ein Praktikum absolvierte. Doch bevor er seine erste richtige Stelle antrat, probierte Wichert noch etwas ganz anderes aus: Ein Jahr war er zu einem Aspirantat in einem Kloster der Saelsianer nahe Fulda. „Das war ein Schnupperjahr, eigentlich hatte ich mal ernsthaft überlegt, in einen Orden zu gehen.“ Dann entschied er aber anders und startete seine berufliche Karriere als Erzieher.
Im Oktober 1986 kam er nach Brauck zurück und trat als Gruppenleiter eine Planstelle im Kinderhort St. Marien an. Dort wurden in der Regel Sechs- bis 14-jährige nach der Schule betreut – bei der Erledigung ihrer Hausaufgaben und bei der Freizeitgestaltung. 1993 übernahm der die Leitung des Pius-Kindergartens, 1995 des Kindergartens und Horts in St. Marien – das heutige Familienzentrum.
Seit 2011 ist der Braucker CDU-Mitglied
Wichert, der inzwischen seit zehn Jahren in Brauck auch wohnt und den Stadtteil lebenswert findet („hier hat sich vieles zum Positiven verändert“), kann ein Lied davon singen, wie sich die Arbeit der Kindertagesstätten in den vergangenen 20, 30 Jahren verändert hat. „Die Ausweitung der Betreuung war und ist für uns alle eine großere Herausforderung“, bilanziert der Erzieher, der heute ein Team von 13 Voll- und Teilzeitkräften leitet, das 102 Kinder zum Teil bis zum späten Nachmittag betreut.
„Das bedeutet viel Organisation, viel Stehvermögen, aber ich glaube, wir schaffen das ganz gut“, sagt Wichert, der seit einigen Jahren die Politik als eine zusätzliche, private Leidenschaft entdeckt hat. „Politik macht mir Spaß.“ Seit 2011 ist er Mitglied der CDU und war schon als sachkundiger Bürger in verschiedenen Ratsgremien tätig. Seit der gestrigen Ratssitzung ist er Ratsherr – als Nachrücker für die kürzlich verstorbene CDU-Ratsfrau Ilona Mikolajczyk.
Schwerpunkte seiner Ratstätigkeit sieht er im Jugendhilfeausschuss und im Integrationsrat. „Gerade letzteren halte ich für wichtig bei einer multikulturellen Bevölkerungsstruktur“, so Wichert, der „gute Oppositionsarbeit“ machen möchte. „Opposition ist wichtig, man muss seine Stimme erheben.“