Gladbeck. . Trotz vieler Präventiv-Maßnahmen des Jugendamts gibt es höhere Fallzahlen. Für 2016 werden 1,4 Millionen Euro mehr benötigt
- 804 Gladbecker Kinder erhalten aktuell pädagogische Unterstützung
- Steigende Fallzahlen seit 2014 wegen EU-Zuwanderung und Inklusionshilfen
- Haupt- und Finanzausschuss stimmt Mehrkosten von 1,4 Millionen Euro zu
Die Fallzahlen steigen, die Kosten auch: Bei den „Hilfen zur Erziehung“, die die Stadt leistet, geht die Kurve stetig nach oben. Aktuell sind 804 Gladbecker Kinder in einer Form von pädagogischer Betreuung, sei es als direkte Hilfe in der Familie oder durch die Unterbringung im Heim. 2013 waren es „nur“ 725.
Doch seit 2014 steigen die Zahlen kontinuierlich an. Und trotz aller Bemühungen des Jugenddezernats seit 2011, die Kosten in den Griff zu bekommen, reichten die Haushaltsmittel auch in diesem Jahr nicht aus.
Es muss nachgebessert werden: 1,4 Millionen Euro zusätzlich bewilligte der Haupt- und Finanzausschuss. Damit stieg der Etat für diesen Bereich auf 14, 8 Millionen Euro. 2013 lag er noch bei 11,6 Millionen Euro.
Was sind die Ursachen für den stetigen Anstieg? Sozialdezernent Rainer Weichelt nennt drei Gründe, die seit 2014 feststellbar sind. Zum einen Preissteigerungen bei der Sonderpädagogischen Familienhilfe, die die Stadt an andere Träger vergibt. Drei Prozent mehr dürfen diese jedes Jahr für ihre Leistung in Rechnung stellen, lautet eine gesetzliche Vereinbarung.
Es kommen mehr Familien aus Rumänien
Zum anderen: Die EU-Zuwanderung insbesondere aus Rumänien und Bulgarien, die seit Januar 2014 mit der Arbeitnehmerfreizügigkeit angestiegen ist, sorgt für steigende Fallzahlen. Unter den Familien, die aus diesen Ländern nach Gladbeck kommen, sind mehr mit einer besonderen Problematik.
Der dritte Faktor: Die Inklusion von Kindern mit einer „emotional-sozialen“ Schwäche, die bislang eine Förderschule besuchten, in eine Regelschule. Damit sie dort klarkommen, können ihre Eltern einen Antrag auf Begleitung durch eine Integrationskraft stellen. Die Kosten trägt die Stadt. Ein Zahlenvergleich: 2012 gab die Stadt dafür 748 000 Euro aus, 2016 sind es 1,58 Millionen Euro.
Weichelt spricht von einer Sisyphosarbeit
Auch wegen dieser Gründe schildert Rainer Weichelt die Bemühungen des Dezernats zur Kostenreduzierung als “reine Sisyphosarbeit“. Der Vergleich mit der griechischen Sagenfigur, die sich vergeblich damit müht, einen Stein bis zum Gipfel des Bergs zu rollen, passt durchaus. Denn seit 2011, als die Kosten für die Hilfen zur Erziehung durch die Decke schossen und vier Millionen Euro nachfinanziert werden mussten, hat das Amt eine Reihe von Gegenmaßnahmen ergriffen.
Das Fallmanagement wurde optimiert, Hilfsmaßnahmen wurden verkürzt, Rabatte mit Trägern vereinbart und die Präventionsarbeit verstärkt. „Das wirkt“, kann Weichelt anhand von Zahlen belegen. Kosten und Fallzahlen wären ohne diese Maßnahmen noch viel höher.
Von den Hilfen profitiert später die Gesellschaft
Weichelt stellt fest: Wenn Kindern, die in schwierigen Familienverhältnissen aufwachsen, beim Weg ins eigenständige Leben geholfen wird, nutzt das am Ende der ganzen Gesellschaft. „Die Kosten aber tragen wir als Kommune“. Daher sei zu fragen, ob nicht Land und Bund solche Präventionskosten mittragen müssten.
Maßnahmen zur Prävention und Kostenreduzierung
Teilnahme am Landesprogramm „Kein Kind zurücklassen“, und am LWL-Projekt „Geplante Rückkehr“ (dadurch kürzere Heimunterbringung). Im „Case-Management“ ist das Umfeld der Kinder im Blick.
Die Arbeit der Sozialen Dienste wurde optimiert, das Personal um 1,5 Stellen verstärkt