Gladbeck. Die letzte Hoffnung wäre ein Machtwort des Ruhrbischofs gewesen. Gegen den Hunger nach Rentabilität sei der Bürgerwille zu schwach gewesen.
- Die letzte Hoffnung für ein Umdenken war ein Machtwort des Ruhrbischofs
- Gegen den Hunger der Rentabilität sei der Bürgerwille zu schwach gewesen
- Die katholische Kirche habe durch ihr Verhalten an Glaubwürdigkeit verloren
„Es macht keinen Sinn mehr, weiter für den Erhalt der Geburtshilfe zu kämpfen, die Elterninitiative zum Erhalt der Geburtshilfe am St. Barbara-Hospital gibt auf, da von maßgeblicher Stelle keine Hilfe mehr zu erwarten ist“, sagt deren Sprecher, Martin Löbbecke. Die letzte Hoffnung sei ein Machtwort des Ruhrbischofs gewesen. „Gegen den Hunger nach Rentabilität waren wir aber zu schwach.“
Dr. Overbeck habe auf den Bittbrief der Gladbecker aber zu verstehen gegeben, dass er nichts unternehmen werde. Löbbecke: „Somit ist es Fakt, dass nach dem 23. Dezember keine Wöchnerin mehr zur Entbindung im Krankenhaus aufgenommen wird und somit an Heiligabend auch Maria und Josef an Gladbeck vorbeiziehen müssten.“
Zum Abschluss ihres Kampfes zieht die Elterninitiative über ihren Sprecher in der WAZ eine ernüchternde Bilanz:
1„Die Vertreter der Katholischen Kliniken Emscher Lippe GmbH (KKEL) sind die ,Gewinner’, angeführt von Geschäftsführerin Dr. Ulrike Ellebrecht, dem Aufsichtsratsvorsitzenden Werner Philipps und Propst Andre Müller. Sie haben uns allen vorgemacht, es bestehe eine Chance zur Aufrechterhaltung der Geburtshilfe bis mindestens Ende 2017. Jetzt wurde Ende November kurzfristig mitgeteilt, dass schon Anfang 2016 von den Gesellschaftern der Entschluss gefasst wurde, die Geburtshilfe zu schließen. Dies wurde mal eben auf Heiligabend festgelegt, um die Rentabilität des Krankenhauses schnellstmöglich zu verbessern.“
2„Es wird keine gebürtigen Gladbecker mehr geben, denn ob die Idee eines Geburtshauses umgesetzt werden kann, ist fraglich. Jedenfalls die elf Gladbecker Hebammen, die auf die schriftliche Kündigung ihres bisherigen Arbeitsplatzes warten, werden mit ihrem Alter von teilweise über 60 Jahren ein solches Unternehmerrisiko nicht eingehen wollen. Wenn die jetzt zuständige Politik keinen starken Träger wie die Stadt oder die Caritas findet, sind auch Gedankenspiele für ein Geburtshaus oder eine Geburtsklinik wertlos.“
3„Die Politik ist in der Verantwortung, künftig an einem Strang zu ziehen, dass Geburtshilfe besser vergütet wird, und man diese zu einer Pflichtleistung der Daseinsversorgung jedes Krankenhauses einer bestimmten Größe macht. Es war toll zu sehen, wie die Gladbecker Parteien die Elterninitiative unterstützt haben. Sich jetzt gegenseitig Vorwürfe zu machen ist sinnlos, denn die Schließung der Gladbecker Geburtshilfe beruht laut stellvertretender Regierungspräsidentin Feller auf einem gemeinsamen Antrag von KKEL und Krankenkassen. Niemand sonst ist verantwortlich.“
4„Die katholische Kirche hat an Glaubwürdigkeit verloren. Ist sie nur noch ein Wirtschaftsbetrieb, der von Kirchenmanagern geführt wird? Nach den bisherigen Arbeitsverträgen gilt für alle Mitarbeiter der KKEL GmbH die Vorgabe der katholischen Kirche, auch dem gemeinsamen Werk christlicher Nächstenliebe zu dienen. Und laut Satzung verfolgt die KKEL GmbH keine wirtschaftlichen Zwecke, sondern dient ausschließlich der Verwirklichung kirchlicher Werte, indem sie Kranken und Wöchnerinnen Hilfe zukommen lässt. Wie passen diese ehrenhaften Vorgaben zu dem Verhalten, das jetzt von den kirchlichen Gesellschaftern gezeigt wurde?“
5„Auf Dauer hat die KKEL GmbH noch nicht gewonnen. Nach rechtskräftigem Abschluss der anstehenden Kündigungsschutzprozesse der elf Hebammen der Geburtshilfe wird sich zeigen, ob das so plötzlich um ein Jahr vorverlegte Konzept der Krankenhausführung rechtlich haltbar ist.“