Vorbeugen kostet nichts, und schützt wirksam vor späteren Erkrankungen.Wer sich um seine Gesundheit kümmert, hat mehr vom Leben
Frauen gehen zum Gynäkologen. Männer gehen . . . am liebsten gar nicht zum Arzt, zumindest dann nicht, wenn mit ihrer Männlichkeit etwas nicht stimmt. Da gucken die Herren lieber ins Internet. Und finden abgesehen von vielen dubiosen Angeboten, dass es Männerärzte gibt. Das sind Andrologen, sozusagen das Pendant zum Gynäkologen. Die kennen sich mit den speziellen Männerleiden gut aus: Mit Erektionsstörungen, mit Hormonproblemen, mit den Wechseljahren des Mannes - ja auch Männer erleiden einen Rückgang der für sie wichtigen Hormone (z.B. Testosteron). Bislang hatten Urologen diese Medizinfelder weitgehend abgedeckt. "Heute ist die Hormonforschung weiter, weiß man aus der Genforschung mehr und kann viel besser helfen", hat Dr. Joachim Knebel (61) erfahren. Der Urologe hat eine Fortbildung zum Andrologen absolviert. Und selbst nach 27 Jahren tagtäglicher medizinischer Arbeit dabei noch viel Neues gelernt. Zum Beispiel, dass ein sinkender Hormonwert beim Mann ihn nicht nur lustloser, sondern auch für eine Vielzahl anderer Krankheiten anfälliger macht. Ganz besonders für Diabetes, aber auch für Osteoporose, depressive Verstimmungen, Leistungsschwäche . . .
Wenn Mann das wüsste, würde er vielleicht eher kommen. "Die Hemmschwelle ist noch immer groß", so Dr. Knebel. Was ja schon die Zahlen der Vorsorgeuntersuchungen eindrucksvoll bestätigten. Während über 70 % der Frauen regelmäßig zur gynäkoloschen Vorsorge gehen, liegt die Zahl bei Männern, die ihre Prostata präventiv untersuchen lassen bei unter 20 %.
Zum Arzt gehen muss der Mann allerdings, wenn es mit der Potenz nicht mehr klappt und er was dagegen tun will. Viagra und ähnliche Mittel gibt's eben nur auf Rezept. Und wenn der Arzt einen Zusammenhang des Hormonmangels mit anderen Krankheiten sieht, zahlt selbstverständlich auch die Krankenkasse. Was früher eher als Lifestyle und daher Luxus gesehen wurde, wird heute unter solchen Voraussetzungen als Krankheit anerkannt.
Bekannt ist mittlerweile auch, dass Männer ihre Wechseljahre haben. Knebel: "Der Verlauf ist sanfter als bei den Frauen, aber die Symptome können ähnlich sein." Eine Überprüfung des Testosteronspiegels kann hier schon einige Erklärungen bringen. Und so manches psychische Tief verständlicher machen - auch für die Partnerinnen.
Während auf Seiten der Medizin das Verständnis und Wissen um die besonderen hormonellen Zusammenhänge der Männer immer besser wird, wächst dies nicht in gleichem Maße bei denen, die es angeht, nach. "Die Jungen wissen zwar mehr über Sexualität, aber wie und wann ihre Pubertät vonstatten geht, ist ihnen oft unklar." Wie übrigens auch die Eltern oft vieles nicht wissen, so Dr. Knebel. Die wundern sich beispielsweise, wenn der Penis des heranwachsenden Jungen so klein ist - der Arzt wundert sich manchmal nicht. Bei dicken Jungen mit sogenannten "Babyspeck" sei da eben wenig zu sehen. Ob sich das auswächst? Nun ja, je dicker der Junge, umso mehr männliche Hormone werden in weibliche umgewandelt. Das ist nicht gerade förderlich bei der Entwicklung zum Mann. lü