Im Zweiten Weltkrieg suchten viele Gladbecker Schutz vor den Bombenangriffen im Bunker in der Moltke-Halde. Zeitzeugen erinnern sich auch noch an das Notkrankenhaus dort

Gerd Steffen. Foto: WAZ, MichelsKurz vor Kriegsende wurde das Stollenkrankenhaus eröffnet. Bild: privat Franz Noll.  Foto: WAZ, MichelsSchwestern und Ärzte vor dem Eingang. Foto: privat
Gerd Steffen. Foto: WAZ, MichelsKurz vor Kriegsende wurde das Stollenkrankenhaus eröffnet. Bild: privat Franz Noll. Foto: WAZ, MichelsSchwestern und Ärzte vor dem Eingang. Foto: privat © WAZ

"Lebensgefahr! Betreten verboten! Tagesbrüche" warnen Schilder vor den Gefahren auf der alten Moltke-Halde zwischen B 224 und Steinstraße. Seit anderthalb Jahren ist das Gelände zudem eingezäunt.

Früher, kurz vor Ende und nach dem Krieg, war das anders: Damals diente die Halde vielen Gladbeckern als Schutzbunker. Man flüchtete vor der Zerstörung in die Sicherheit des Berges.

Und vor genau 65 Jahren, im Januar 1945, kurz vor Kriegsende, wurde das Stollenkrankenhaus eröffnet. Vorausgegangen war eine dreimonatige Bauzeit, in der Bergleute, Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter aber auch Freiwillige fast ununterbrochen, Tag und Nacht, daran arbeiteten. Auf Initiative des Bergwerkdirektors Schennen und des Krankenhausrektors Wenning wurde 1944 der südwestliche Teil zum Krankenhaus umgebaut.

Knapp eineinhalb Jahre lief dort ein "ganz normaler Krankenhausbetrieb", erinnert sich Zeitzeuge Gerd Steffen. Ein Krankenhausbetrieb, bei dem nach dem großen Bombenangriff auf Gladbeck, kurz vor Ostern 1945, die Betten zum Teil doppelt belegt waren. Das Stollenkrankenhaus war für 250 Kranke ausgelegt. Doch im Bombenhagel suchten 600 Menschen Schutz.

Denn: "Im Haldenkrankenhaus war es ziemlich sicher", weiß Franz Noll, der damals neun Jahre alt war. Es war komplett und modern ausgestattet: mit Operationssaal, Badezimmer und Warmwasser, sogar eine Kapelle gab es. "Das Licht ist zwar mal ausgefallen, aber es gab ja eine Notbeleuchtung", so Noll. Die Krankenbetten mit Nachttischen und Stühlen standen rechts und links an den Wänden der Betongewölbe. Der Operationsbetrieb lief fast ununterbrochen durch.

Kinder wurden in und nach dem Krieg natürlich auch geboren. Und weil das Barbarahospital komplett zerstört war nach zwei schweren Bombenangriffen, stellte der Bergwerksdirektor das Erdgeschoss der Direktorenvilla, der Schennen-Villa an der Horster Straße, als Wöchnerinnen-Station zur Verfügung. Viele Gladbecker Kinder erblickten zwischen 1944 und 1947 das Licht der Welt im Kreißsaal an der Horster Straße. Die Mütter erholten sich im Wintergarten von der Geburt.

Über die Betontunnel in der Halde, in der das komplette Barbara Krankenhaus untergebracht war, berichtet Rainer Weichelt, ehemals Stadtarchivar: "Heute findet man da keinen Nagel mehr drin". Er war 2001 in den Gängen, als nach einem Tagesbruch aus Sicherheitsgründen eine Begehung gemacht wurde. "Man konnte gut sehen, wo es Brüche gegeben hatte und auch der Verlauf der Schichten, in denen es gebrannt hatte, war gut zu erkennen."

Heute sind alle Eingänge zugemauert. Doch es gibt immer wieder wieder gefährliche Tagesbrüche, denn das Holz in den alten Stollen fault. Aus Sicherheitsgründen wurden erst kürzlich wieder Bäume gefällt. Die Halde ist an vielen Stellen verfüllt worden und mit Beton gespickt wie ein Braten.